Wenn Frauen kochen

wer in der Zwischenzeit
zu uns gestoßen ist«, sagte Gus. »Wie jeder andere bekomme auch ich hin und wieder unerwartet Besuch. Und heute ist Carmen Vega zu uns gekommen.«
    »Warst du nicht Miss Europa?«, fragte Troy.
    »Miss Spanien«, sagte Carmen und lächelte angestrengt. »Ich war Miss Spanien.«
    »Cool. Magst du Basketball? Wir wollen uns nach der Sendung zusammen das Spiel ansehen.«
    Carmen hatte nicht die geringste Ahnung von Basketball, aber sie war nicht umsonst Schönheitskönigin gewesen. »Oh«, antwortete sie zuckersüß, »ich finde, Sport weckt das Kind in uns. An der frischen Luft sein, sich bewegen und Spaß haben. Das ist wundervoll. Was steht als Nächstes auf dem Speiseplan, Gus?«
    Gus war gerade mit dem Chutney für die Lachsküchlein fertig, als sich Carmen einmischte. »Lass uns etwas ausprobieren«, flüsterte sie. »Gus und ich haben ein bisschen geplaudert und entschieden, die Würzmischung ein wenig aufzupeppen«, sagte sie dann, ohne eine Antwort abzuwarten in die Kamera, während Gus ihre ganze Energie dafür aufwenden musste, nicht finster dreinzublicken. Ganz locker aus dem Handgelenk peppte Carmen die Würzmischung auf. Ein bisschen mehr Koriander, eine Prise Cayenne und zum Schluss einen Hauch Minze - dann nahm sie einen sauberen Löffel zum Probieren. Aber statt ihn an den eigenen Mund zu führen, hielt sie ihn Gus hin.
    »Mmmmm«, schwärmte Gus geübt, ohne dem Geschmack große Aufmerksamkeit zu zollen. Essen zu probieren war schließlich der Echtheitsbeweis in der Welt des Kochfernsehens. Aber dann spürte sie, wie die Würze ihre Geschmacksknospen erreichte: die Schärfe des Cayennes, die frische Schärfe der Minze. »Das ist göttlich«, rief sie spontan.

    Und wie eine Herde Siebenjähriger, die bei einer Geburtstagsparty auf Süßigkeiten lauern, kamen Troy, Aimee und Sabrina herbeigestürzt.
    »Lass mich auch mal probieren!«
    »Oh, das ist köstlich!«
    »Und ich habe das Obst dafür klein geschnitten!«
     
    Obwohl die Arbeitsplatte ein bisschen - okay, ziemlich - schlampig aussah, stand dort am Ende der Sendung ein Buffet aus Lachsküchlein, Pommes frites und Rinder-Carpaccio auf getoasteten Brötchen.
    »Es geht darum, Spaß zu haben!«, rief Sabrina leicht beschwipst.
    »Das stimmt«, bestätigte Gus und sah direkt in die Kamera. Waren das vielleicht ihre Abschiedsworte an die Zuschauer nach zwölf langen Jahren beim Kochfernsehen? Sie holte tief Luft, nahm ein Lachsküchlein in die linke Hand und ein Glas Rotwein in die rechte. »Meine Freunde«, sagte sie, »esst, trinkt … und genießt.« Sie nahm einen kleinen Bissen - und hörte nicht auf zu lächeln, bis das rote Licht über der Kamera erlosch.
    Lebwohl mein Publikum, dachte sie. Lebwohl Karriere. Hallo fünfzig. Happy Birthday.
     
    Am nächsten Morgen blieb Gus im Bett liegen. Versteckt zwischen ihren Satinlaken tat sie so, als würde sie schlafen. Sie ignorierte das Klingeln des Telefons. Das waren entweder Reporter, die Konkurrenz oder Alan Holt. Gus zog sich die dicke Daunendecke bis über den Kopf. »Ich nehme heute schneefrei«, rief sie, wobei ihre Stimme von der flauschigen Decke gedämpft wurde. Erst als es ihr zu warm wurde, streckte sie den Kopf wieder heraus. Zögernd langte sie nach dem Telefon und
sah die Liste der verpassten Anrufe durch. Es war Porter gewesen, der sie den ganzen Morgen über gestört hatte. Resigniert wählte sie seine Nummer, um sich die »Neuigkeiten« anzuhören.
    Er kam direkt zur Sache. Kochen mit Gusto! war offiziell gestorben. Aus und vorbei.
    Gus hatte plötzlich einen dicken Kloß im Hals.
    Und dann ließ er die Bombe platzen.
    Der CookingChannel hatte sieben Folgen einer neuen Livesendung bestellt:
    Esst, trinkt und genießt …
    Moderiert von Gus Simpson.
    Und Carmen Vega.

Öl und Wasser

7. Kapitel

    Was hätte Gus nicht alles für eine Woche Urlaub in einem gemütlichen Strandhaus am Meer gegeben. Einfach nur abschalten und den Triumph über die Einschaltquoten auskosten. Und Zeit, um diese schöne Bescherung zu verarbeiten, dass sie Carmen Vega als Co-Moderatorin am Hals hatte. Gus hatte nie einen Co-Moderator gehabt, nicht einmal als sie noch neu beim Fernsehen war und nervös ein paar simple Quiches zusammenpfuschte.
    Aber für Ferien blieb jetzt keine Zeit! Die neue Show Esst, trinkt und genießt musste geplant werden. Das Budget für eine begrenzte Anzahl von Folgen von Ende April bis Ende September hatten sie bereits in der Tasche. Alan war begierig auf