Wenn Frauen kochen
mit der gesamten Familie, mit Köstlichkeiten wie Calamares, Gazpacho, Pescaito frito , marinierte Flunder, Solomillo al queso - Filet mit Käsesauce - und Arroz con leche.
Alle hatten Verständnis dafür, unter welchem Termindruck sie stand, und niemand machte ihr Vorwürfe, dass sie nicht häufiger nach Hause kam.
Wenigstens zur Beerdigung ihrer Großmutter hatte sie es geschafft.
Irgendwie lief zurzeit alles schief.
Ihre Schwester Marisol hatte sie für verrückt erklärt, als sie bei köstlicher Tortas de aceite und etlichen Gläsern Jerez erklärt
hatte, dass sie Marisol für die glücklichere von ihnen beiden hielt.
»Du bist bei der Familie«, sagte Carmen, während Marisol gar nicht mehr aufhören konnte, über ihre kleine Jetset-Schwester zu lachen.
»Um nichts auf der Welt würdest du mit mir tauschen wollen«, spottete Marisol. »Hier ist nichts glamourös.«
Niemand verstand sie. Glamour füllt einen nicht aus. Er nährt die Seele nicht. Sie hatte von da an lieber geschwiegen, das war leichter, als nicht ernst genommen zu werden. Leichter, als der Versuch, ihrer Schwester und ihrer Mutter etwas klarzumachen. Schließlich hatte Carmen alles eingetauscht - ihre Familie, ihre Freunde, ihre Kultur - für die sogenannte große Karriere. Sie hatte sich schon mehr als einmal neu erfinden müssen, nachdem sie nach dem Scheitern in Hollywood arbeitslos und ohne Geld dastand.
Ihre einzige Chance bestand darin, mit dieser verdammten Kochshow Erfolg zu haben, oder alles wäre umsonst gewesen. All die Jahre weg von zu Hause, die verpassten Geburtstagsfeiern, die einsamen Nächte. In Wahrheit wusste sie, dass es die Sache nie wert war. Selbst als sie mit ihrer Familie über den Küchenbrand-Clip scherzte, den die sich auf YouTube angesehen hatten, und sie auf die E-Mails von alten Freunden antwortete. Alle taten so, als wäre ihr Leben großartig, und sie wären, auf ihre Weise, an ihrem Erfolg beteiligt. Insgeheim wusste sie aber, dass sie zu viel verloren und zu viele Opfer gebracht hatte. Und es gab Momente - und das immer häufiger -, in denen sie wünschte, nie mit sechzehn ihre Koffer gepackt zu haben und von zu Hause weggegangen zu sein. Aber sie konnte auch nicht einfach wieder zurückgehen. Wenn sie nicht von Erfolg gekrönt zurückkehrte, dann wäre es ein Scheitern. Jedenfalls in ihren Augen. Und in denen der
anderen sicher auch. Davon abgesehen hatte ihre Familie gelernt, sehr gut ohne sie zurechtzukommen.
Sie hatte einen schlechten Handel abgeschlossen, der sie weitaus mehr kostete als erwartet.
Sie rief unten in der Lobby an und ließ sich mit Olivers Zimmer verbinden.
»Komm doch rüber auf einen Drink«, sagte sie zu ihm. »Ich brauche eine Schulter zum Anlehnen.«
Das Abendessen verlief recht harmonisch, da Porter es Gus, Aimee und Sabrina erlaubt hatte, an einem eigenen Tisch zu sitzen. Er beriet sich währenddessen mit Oliver, Carmen und Troy an einem anderen Tisch.
»Ich möchte nur noch ins Bett«, sagte Sabrina, als sie nach dem Essen alle gemeinsam zum Aufzug gingen.
»Hallo Team!«, sprach ein kleiner rothaariger Mann sie in der Lobby an. Gus dachte im ersten Moment, er sei ein Fan von Esst, trinkt und genießt und hätte sie erkannt. Aber dann bemerkte sie das Klemmbrett in seiner Hand und sah, dass Porter entschlossen auf ihn zuging.
»Ist das etwa unser Campleiter?«, fragte Oliver so leise und dicht neben ihrem Ohr, dass es sonst niemand hören konnte.
»Vermutlich«, erwiderte Gus. »Das Ganze hier könnte sich zum schlimmsten Memorial-Day-Wochenende aller Zeiten entwickeln.«
Obwohl der Rotschopf ein kurzärmeliges Hawaiihemd trug, war sein Gesicht gerötet und er derart außer Puste, als käme er gerade vom Joggen. Aus für Gus unerfindlichem Grund begann er zu klatschen, als sich die Gruppe im Halbkreis vor ihm aufstellte.
»Klasse Show«, sagte er und nickte energisch. »Herzlich willkommen, alle zusammen.«
Das »Team« starrte ihn an.
»Willkommen zu was?«, fragte Aimee.
»Willkommen zu einem ganz besonderen Teambildungswochenende.« Der Mann grinste breit und zeigte dabei ein bisschen zu viel Zahnfleisch.
»Wie besonders?«, fragte Troy misstrauisch.
»Kommt schon, macht es euch bequem«, sagte der Mann und zeigte auf eine Sitzgruppe in der Lobby. »Bevor ich euch ins Bett schicke, möchte ich euch kurz eine Vorstellung von dem geben, was euch morgen erwartet.«
»Wer sind Sie eigentlich?«, fragte Gus höflich, aber bestimmt.
»Eins nach dem anderen.« Er
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