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Wenn Frauen kochen

Wenn Frauen kochen

Titel: Wenn Frauen kochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Jacobs
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vergaß ihre Zahnbürste oder ihr Parfum,
dachte nicht an den passenden Rock zur Kostümjacke. Irgendetwas war immer. Sie durchstöberte den Koffer und betrachtete mürrisch die Liste, die Porter ihnen allen vor ein paar Tagen gemailt hatte.
     
    Achtung! An alle von Esst, trinkt und genießt!
    Unbedingt mitbringen:
    Jeans
    Pullover
    Bequeme Hosen (Sweatshirt nicht vergessen!)
    T-Shirts
    Badesachen!!!
    Laufschuhe - ganz wichtig!
    P.S. Beim Abendessen gibt es einen Dresscode
     
    Dieses Wochenende würde in einem Fiasko enden. Dessen war sich Carmen sicher. Sie schnappte sich ihre Höschen und BHs und trug sie zur Kommode. Bevor sie alles in eine Schublade packte, legte sie ein Handtuch hinein. Das hatte sie so gemacht, seit sie als Teenager von zu Hause loszog in die weite Welt, um als Model zu arbeiten. Ihre Mutter hatte sie mit ausreichend Gästehandtüchern ausgestattet, um alle Kommodenschubladen auf ihrem Weg auszulegen. Schließlich konnte man nicht wissen, mit welchem Mangel an Sauberkeit Carmen in der Welt konfrontiert werden würde. Diese Angewohnheit hatte sie beibehalten, während all der Schönheitswettbewerbe und Modeljobs und dem Kurzauftritt auf der Leinwand, der ihr Hollywood-Debüt gewesen war. Sie hatte immer versucht, das zu tun, was ihre Mutter wünschte. Meistens. Die Romanze mit dem Boygroup-Sänger etwa hatte nicht gerade die Zustimmung ihrer Lieben zu Hause gefunden.
    Zu Hause. Es war Jahre her, seit sie mehr als ein paar Wochen
in Sevilla verbracht hatte. Das hatte sie nicht berücksichtigt, als sie mit sechzehn ihre geflochtenen Haargummis, Ohrringe und Panama-Jack-Stiefel einpackte, voller Zuversicht, dass dieses Abenteuer glücklich enden würde. »Das wär’s dann also«, hatte sie zu ihrer älteren Schwester gesagt, während sie auf dem Koffer saß, um den Reißverschluss zu schließen. Sie hatte sich mutig und stolz und mehr als nur ein bisschen zufrieden mit sich gefühlt. War sie nicht etwas Besonders? War sie nicht einzigartig?
    Mit sechzehn war sie mutiger gewesen als jetzt, erkannte Carmen. Damals hatte sie keine Vorstellung davon, wie unangenehm das Leben sein konnte. Sie hatte nur die Triumphe und den Nervenkitzel gesehen. Sie wusste noch zu wenig vom Leben, um sich zu fürchten.
    Mit einer einzigen Bewegung zog sie die Decke vom Bett, rollte sie zusammen und legt sie unten in den Kleiderschrank. Ein Hotel konnte noch so viele Sterne haben, sie würde nie unter einer Decke schlafen, die - im Unterschied zu den Laken - mit Sicherheit nicht täglich gewaschen wurde. Einer der vielen Tricks, die sie auf ihrem Weg gelernt hatte. Genauso musste man den Verkäufer im Feinkostladen bremsen, damit er einem nicht zwanzig Scheiben Schinken aufs Sandwich packte. In dieser Hinsicht waren die Amerikaner sonderbar. Doch eine Sache gefiel ihr: der Geschmack des Brotes.
    Sie rollte sich auf den weißen Laken zusammen und betrachtete den halb ausgepackten Koffer. »Ich will nach Hause«, sagte sie, obwohl sie niemand hören konnte.
    Carmen hatte mehr Heimweh als je zuvor in ihrem Leben. Sie war über die lächerlich hohen Tomatenpreise im Gemüseladen hinweggekommen und über die Riesentassen in den Coffeeshops. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass es in den Straßen nachts so viel dunkler als in ihrer Heimat war. Das lag
unter anderem daran, dass es in Spanien mehr Straßenlaternen gab. Aber es war mehr als das. Sie wusste heute einfach besser zu schätzen, was sie damals aufgab, um ihren Karrieretraum zu verfolgen. Insgeheim beneidete sie ihre Schwester Marisol, die nah bei ihren Eltern lebte.
    » Tu vida es tan glamurosa, cariño« , sagte ihre Mutter, wenn sie mitunter zu Weihnachten oder an Geburtstagen nach Hause kam. Für die anderen war es leicht, zu glauben, dass ihr Leben glamourös sei, aber so fühlte es sich meistens nicht an. Manchmal, wenn sie auf tollen Veranstaltungen war, hatte es durchaus etwas Unwirkliches. Aber meistens war es harte Arbeit. Und in den Nächten stand sie am Fenster und starrte in die Dunkelheit - nach einer Verabredung, einem Abend im Nachtclub oder einem langen Fotoshooting - und fragte sich, wie es ihrer Familie zu Hause in Sevilla wohl gerade ging.
    Oder welche Feste sie während der letzten Jahre versäumt hatte: sieben Jahre lang jedes Nochevieja , die Taufe ihrer Nichte Maria und später dann die Erstkommunion, die Hochzeit ihrer besten Freundin aus Kindertagen, die Silberhochzeit von Onkel und Tante. Ganz zu schweigen von den vielen Samstagabendessen

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