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Wenn Frauen kochen

Wenn Frauen kochen

Titel: Wenn Frauen kochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Jacobs
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auf Carmens Aufschlag. Jeder Muskel ihres Körpers schien aus einem langen Schlaf zu erwachen, jede Bewegung weckte eine Erinnerung in ihr.
    »Die Fans sind hier«, rief Carmen und reckte sich nach dem Ball. »Vorbeigeschlagen. Du hast Aufschlag.«
    »Das ist verrückt«, sagte Hannah, lehnte sich aber dennoch zurück und warf den unsichtbaren Ball in die Luft. Zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren schwang sie einen Tennisschläger durch die Luft. »Aaaah«, entfuhr es ihr wie früher.
    »Zurück zu dir«, rief Carmen, »rechte Ecke.«
    Hannah hechtete zu dem Ball, spürte das Gewicht des Schlägers und setzte instinktiv die Rückhand ein.
    »Da!«, sagte sie zu dem Ball, den es nur in ihrem Kopf gab.
    Carmen rannte vor bis ans Netz. »Schmetterball«, rief sie und tanzte über den Platz.
    »Hinten links, direkt hinter dir ins Aus«, rief Hannah, als Carmen zurück zur Linie spurtete.
    »War noch drin«, korrigierte Carmen, »Punkt für dich.«
    Hannah stand auf ihrer Seite des Netzes. Tränen liefen ihr übers Gesicht, und plötzlich drang ein Schrei über ihre Lippen.
    »Zeig’s ihnen«, rief sie, während Carmen quer über den Platz auf sie zukam. »Zeig’s ihnen allen.«
     
    Lange saßen sie nebeneinander auf der Bank zwischen den Tennisplätzen.
    »Ich weiß, wie es ist, hart zu sein«, sagte Hannah. »Ich war nicht immer so ein Häufchen Elend.
    »Natürlich nicht«, versicherte Carmen. »Zweimal Wimbledon, einmal die U.S. Open und die Australian Open. Das ist verdammt gut.«

    »Aber kein Grand Slam.«
    »Das kann ich auch gut«, sagte Carmen. »Mich klein machen. Die Sauce ist nicht würzig genug, Carmen. Diese Croqueta hat keinen Biss. Selbstkritik, immerzu nur Selbstkritik.«
    »Ich habe immer daran geglaubt, den Gegner frontal anzugehen«, sagte Hannah. »Ich fand deinen Streich mit dem Tintenfisch hinterhältig.«
    »Es war nur ein Witz.«
    »Nein, wenn du live im Fernsehen bist, hört der Spaß auf. Niemand will bloßgestellt werden.«
    »Beim Kochen ist alles erlaubt.«
    »Tatsächlich?« Hannah klang nicht überzeugt. »Die Dinge können leicht aus dem Ruder laufen, wenn man anfängt, rein berechnend zu handeln. Glaube mir.«
    Carmen verschränkte die Arme. »Tintenfisch kann hervorragend schmecken. Seeigel, Aal, es gibt eine Menge Meeresfrüchte, die man hier kaum kennt. Meine Mutter kann einen Eintopf mit Meeresfrüchten zubereiten, dass dir allein von dem Duft das Wasser im Mund zusammenläuft.«
    »Wie schön«, sagte Hannah. »Ich hasse es, Neues auszuprobieren, und würde es nicht essen wollen.«
    »Nur weil du etwas nicht kennst, muss es nicht schlecht sein«, widersprach Carmen. »Ich wollte keine Sangria in dieser Sendung haben.«
    »Aber bei spanischem Essen denkt doch jeder sofort an Paella und Sangria. Ich fand es nett von Gus, spanisches Essen zu kochen.«
    »Ja, aber das ist nur die Vorstellung, die alle von spanischer Küche haben«, erklärte Carmen. »Sangria ist was für Partynächte. Für Teenager. Und ich habe in meinem ganzen Leben noch keine weiße Sangria getrunken.«
    »Was hättest du stattdessen zubereitet?«

    »Nichts«, erwiderte Carmen. »Ich hätte einfach einen guten Wein serviert, vielleicht einen Albariño.«
    »Aber du musst irgendetwas zubereiten, während die Kamera läuft«, sagte Hannah. »Du kannst nicht nur etwas in Gläser schütten.«
    »Vielleicht eine Merienda, zum Beispiel Chocolate con churros«, überlegte sie. »Das ist so, als würdest du geschmolzene Schokolade mit dem Löffel essen.«
    »Hört sich gut an!«
    »Ja«, stimmte Carmen zu und gab Hannah einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm. »Irgendwann koche ich es dir mal.«
    »Ich dachte, du willst mich nicht in der Show haben?«
    »Will ich auch nicht«, stimmte Carmen zu. »Ich würde dich im Kühlraum einsperren, falls du versuchst zum Dauergast zu werden.« Carmen grinste, um zu betonen, dass sie nur scherzte. »Keine Sorge, ich würde dich rechtzeitig wieder herausholen. Ich will nur nicht, dass mir jemand die Schau stiehlt. Das heißt aber nicht, dass ich dich nicht leiden kann, Hannah.«
    »So nett bist du nicht«, sagte Hannah. »Du bist eine Kämpfernatur.«
    »Nett sein ist für Cocktailpartys und Junggesellinnenabschiede.« Carmen beugte ihren Arm, um den Muskel spielen zu lassen. »Taff und clever ist für den Arbeitstag. Ich finde amerikanische Frauen sonderbar.«
    »Warum?«
    »Sie wollen zu Hause mit eiserner Hand regieren und lassen sich im Büro von jedem schikanieren«,

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