Wenn Frauen kochen
den hoteleigenen Tennisplätzen an, lange Reihen aus grünem Beton.
Auf einer Bank saß jemand in grauem Kapuzenpullover. Zusammengesunken, den Kopf auf die Knie gelegt, mit einem Tennisschläger zu Füßen. Die Person kam ihr vage bekannt vorkam.
»Du verlässt dein Versteck?«, fragte Carmen das Baumwollbündel.
»Ich bin noch nicht sicher«, antwortete Hannah und hob den Kopf, sodass Carmen ihr Gesicht sehen konnte. »Weiter als bis hier bin ich noch nicht gekommen.«
»Du hast noch nicht eingecheckt?«
»Nein.«
Carmen setzte sich neben sie. »Wie bist du hergekommen?«
»Ich bin gefahren«, sagte Hannah. »Mit meinem roten 1990er Miata, den ich mir nach dem Sieg der U.S. Open gekauft habe. Mein Führerschein ist längst abgelaufen.«
»Ich werde es Gus nicht verraten«, sagte Carmen. »Sie würde das bestimmt nicht gutheißen.«
»Sie hat mich ja angerufen«, sagte Hannah. »Sie rief heute Abend an, um mir zu sagen, was für ein Glück ich hätte, nicht hier zu sein. Erzählte was von einem kleinen rothaarigen Mann namens Gary, der alle zu irgendwelchen Teamspielchen verdonnern will.«
»Und da konntest du nicht widerstehen?« Carmen runzelte die Stirn. »Dieses Wochenende ist die pure Zeitverschwendung.«
»Ich dachte wohl, ich sollte herkommen, um Gus zu unterstützen.
Keine Ahnung. Pläne zu machen ist nicht gerade mein Ding.«
»Besteht dein Ding nicht darin, Einsiedler zu sein?« Carmen zog die Schleifen an ihren Laufschuhen fest. »Ich habe mich zuerst auch bemüht, die Nachrichten zu ignorieren. Doch letztendlich sehe ich mir die Berichte über mich lieber an.«
»Selbst schuld.«
»Berühmt zu sein, ist nicht so toll wie man immer denkt, stimmt’s?«
»Wo du Recht hast, hast du Recht«, bestätigte Hannah.
»Und was machst du so, wenn du nicht gerade Feuer in Gus’ Haus löschst?«
»Ich schreibe«, sagte Hannah. »Vor allem über Gesundheitsthemen, manchmal auch über Beziehungen oder Erziehungsfragen. Aber nie über Sport.«
»Das ist geradezu genial«, sagte Carmen. »Eine Frau, die Angst hat, von Reportern aufgespürt zu werden, arbeitet selbst als Journalistin!«
»So habe ich es noch gar nicht gesehen.« Hannah wog den Tennisschläger in den Händen. »Öffentlich hat niemand zu mir gehalten. Aber privat haben mich ein paar Leute unterstützt. So bekam ich meinen ersten Auftrag. Ein Sportreporter bat mich um einen Gefallen.«
»Du hast über Tennis geschrieben?«
»Nein, über Reiseangebote für den Sommer. Die Arbeit bestand zum großen Teil darin, Hotelketten anzurufen und nach ihren Angeboten zu fragen. Verdient habe ich so gut wie nichts: zehn Cents pro Wort.«
»Aber es war ein Job.« Carmen dachte an die Zeit in dem kalifornischen Gästehaus, als sie nicht wusste, wohin.
»Ja«, stimmte Hannah zu. »Ich lernte, eine Reporterin zu
werden, indem ich einfach anfing. Das war auch deshalb gut, weil ich nie auf dem College gewesen bin.«
»Ich war auf der Kochschule«, sagte Carmen. »Aber erst nach den Schönheitswettbewerben und diesem Zeug. Nicht so wie Gus, mit ihrer Alma Mater und all dem.«
»Vielleicht wird man durch das Arbeiten schneller erwachsen.« Hannah zuckte mit den Schultern.
»Ich wünschte, ich hätte meinen Schläger dabei«, sagte Carmen. »Ich kann ein bisschen spielen.«
»Tatsächlich?« Hannah starrte hinaus auf den Platz. »Ich habe seit Jahren nicht mehr gespielt.«
»Aber du hast immer noch einen Schläger.«
»Im Schrank in meinem Gästezimmer stehen siebzehn Schläger«, gestand Hannah. »Ich kann sie einfach nicht wegwerfen. Ich habe Angst, sie anzufassen.«
»Lass uns spielen«, sagte Carmen. »Komm schon.« Sie zog Hannah hoch auf die Füße.
»Du hast keinen Schläger«, sagte Hannah. »Und wir haben keine Bälle.«
»Wir tun einfach so.« Carmen ging auf die eine Seite des Netzes, warf einen unsichtbaren Ball in die Luft und holte mit der Linken Schwung. Hannah sah ihr regungslos dabei zu.
»Punkt für mich«, sagte Carmen. »Wenn du nicht einmal versuchst, den Ball zu erwischen, werde ich kampflos gewinnen.«
»Ass!«, rief sie. »Verdammt, bin ich gut.«
Mit wenigen Schritten war Hannah auf der anderen Seite des Netzes. »Gibt es einen Schiedsrichter?«
»Natürlich«, sagte Carmen. »Siehst du ihn denn nicht auf seinem Stuhl sitzen? Was mich verrückt macht, sind diese Zwischenrufer, die mich ständig ablenken wollen. Müssen deine Fans sein.«
»Ha, davon gibt es längst keine mehr«, sagte Hannah und konzentrierte sich
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