Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Knien, aber sie machte trotzdem keinen besonders angezogenen Eindruck, sondern wirkte wie die personifizierte Sünde.
Iris setzte ihren Sohn ab und warf die Reisetasche auf den Boden. Sie wirkte übernächtigt und vollkommen erschöpft. »Gut, dass du zu Hause bist«, sagte sie. »Ich hätte es keine Minute länger mehr ausgehalten.«
Eddie kam sich vor wie ein Schuft. Er hatte lange und hervorragend geschlafen, während die arme Frau sich vermutlich wieder die halbe Nacht mit Kindergeschrei und nassen Windeln herumgeplagt hatte. Er stellte seinen Neffen auf den Boden und gab Iris das Baby.
»Tut mir Leid, wenn es zu spät geworden ist«, sagte er. »Ich habe gestern Nacht noch lange gearbeitet.«
»Klar«, sagte Iris, während sie Valerie von oben bis unten musterte.
Valerie besaß den Anstand, rot zu werden.
»Ich war quasi gerade auf dem Sprung, Andi abzuholen«,sagte Eddie. »Danke, dass du ihn hergebracht hast. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen!«
»Ich habe nicht nur Andi hergebracht, sondern auch Leon und Evita.«
»Warum?«, fragte Eddie mit aufkeimendem Entsetzen.
»Ich muss dringend zum Arzt.«
Leon zog sich Andis Schnuller aus dem Mund. »Mama Aua. Mama Doktor.«
»Mir geht es nicht gut«, sagte Iris. »Ich habe schon den ganzen Morgen Kopfschmerzen und Fieber.«
»Oh«, sagte Eddie betroffen. Er schaute sie an. Sie sah wirklich sehr schlecht aus.
»Diana hat gesagt, es ginge klar, dass du mal ein paar Stunden auf die beiden aufpasst, wenn ich was Dringendes habe. Das macht sie auch immer.«
»Äh …«, machte Eddie, verzweifelt bemüht, sich eine passende Ausrede auszudenken. »Hast du nicht eine Nachbarin oder so? Ich glaube nicht, dass ich mit drei Kindern gleichzeitig klarkomme.«
»Ihr seid ja zu zweit«, meinte Iris.
»Ich muss zur Arbeit«, behauptete Valerie.
Eddie warf ihr einen anklagenden Blick zu. Das Café, in dem sie nachmittags jobbte, machte nicht vor zwei Uhr auf. Sie hatte noch stundenlang Zeit! Nachdem er zwei Nächte hintereinander seine allerletzten Reserven verbraucht hatte, um ihr seine uneingeschränkte Potenz zu beweisen, musste sie ihn ausgerechnet jetzt im Stich lassen!
Valerie sammelte ihre Klamotten vom Boden auf und verschwand im Bad. Andi und Leon folgten ihr augenblicklich, worauf hinter der Mauer ein ungleicher Wortwechsel einsetzte.
»Wollt ihr wohl abhauen, ihr kleinen Spanner? Husch!«
»Husch, husch«, sagte Leon.
»He, ich muss aufs Klo, zieht Leine!«
»Kacka?«, fragte Andi interessiert.
»Eddie!«, schrie Valerie Hilfe suchend.
Doch Eddie hatte alle Hände voll zu tun. Er musste das sich windende, strampelnde Baby festhalten, das Iris ihm soeben wieder in die Arme gedrückt hatte und das sich daraufhin binnen einer Sekunde in eine Art tragbare Feuerwehrsirene verwandelte.
»Sie schreit nicht lange«, sagte Iris. »Außerdem ist sie spätestens in einer Stunde wieder müde. Gib ihr einfach das Fläschchen. Ist bei dem anderen Kram in der Tasche. Dann schläft sie drei Stunden. Bis dahin bin ich locker wieder da. Für die Jungs habe ich Juniorgläschen eingepackt, die kennst du ja sicher. Mach sie einfach in der Mikrowelle warm, so in einer halben Stunde. Wiedersehen.«
Und schon war sie draußen.
»Nicht anfassen«, rief Valerie wütend hinter der Badezimmer-Mauer. Dann ertönte das Geräusch des Spülkastens, und eine Sekunde später kam Valerie mit hochrotem Gesicht wieder zum Vorschein. »Diese kleinen Ferkel! Von Intimsphäre haben die noch nie was gehört, oder? Und außerdem sind sie pervers veranlagt.«
Andi und Leon kamen hinter ihr hergedackelt. Beide hatten verdächtig nasse Händchen.
»Pipi«, sagte Andi fachmännisch.
Evita brüllte wie am Spieß. Valerie schnappte sich ihre Handtasche und war auf dem Weg zur Tür, bevor Eddie Einwände erheben konnte. »Bis bald«, rief sie.
»Tssüss«, rief Leon. Dann machte er sich daran, Eddies Wohnung näher zu erkunden. Andi half ihm dabei.
Eddie sah mit hilfloser Verzweiflung, wie die beiden zielstrebig auf seinen Computer zuhielten. Andi zerrte derweil etwas aus der Tasche seiner Latzhose, das verdächtignach einem verdreckten, zerfledderten Bubu aussah. Anscheinend hatte Iris für Ersatz gesorgt.
Eddie legte Evita auf die Matratze und versuchte, das Schlimmste zu verhindern.
»Das darfst du auf keinen Fall da reinstecken. Nein, tu das nicht. Gib es mir. Komm, sei ein braver Junge.«
Andi wollte kein braver Junge sein und fing an zu heulen. Eddie fühlte sich dem
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