Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Frauen nicht mehr lieben

Wenn Frauen nicht mehr lieben

Titel: Wenn Frauen nicht mehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Julia Fischkurt
Vom Netzwerk:
einzufühlen, ist eine der weiblichen Eigenschaften mehr, die wir der Heroisierung der Frau zu verdanken haben. Und selbst die Männer glauben bis jetzt noch daran, daß nur eine Frau sie wirklich versteht, derweil sie Zuhören mit Einfühlung verwechseln.
    Was sich aber heute feststellen läßt, sind eher eine schwindende Identifikationskapazität der Frau mit dem Mann und ein Schrumpfen weiblicher Einfühlungsfähigkeit und Akzeptanz dem Mann und dem Jungen gegenüber, als andersartigen Geschlechtswesen mit einer anders funktionierenden Psyche. Die biologischen Unterschiede lassen sich nicht leugnen, auch nicht ihre Auswirkungen auf Charakterbildung, Psyche, Verhalten etc.
    In jeder Hinsicht gilt offenbar auch hier. Je mehr Frauenmacht, desto besser, je mehr Einfühlung in den Mann, desto größer der Verlust an Macht der Frau. Die Abkehr vom Mann gilt als unabdingbare Voraussetzung für die vermeintliche Selbstverwirklichung der Frau. Als ob alles immer noch vom Mann abhängig wäre und Frauen nicht in Selbstverantwortung denken und handeln könnten. Nach Ken Wilber besteht der Homogenisierungs-anspruch des Feminismus aus dem Imperativ, dieses
    »Einerlei« so vielen Frauen wie möglich aufzudrängen, getreu nach dem Slogan: »Es lebt die Frau nur, wenn der Mann abgedrückt, unterdrückt oder verkleinert wird, weil 64

    er sonst nichts anderes als die Unterdrückung der Frau im Sinn hat.« Im Streben nach diesem »Monoglück«
    (Wilber), das nur erreicht werden kann, wenn der Mann sich verändert, verlor die Frau den Mann aus den Augen, nicht zuletzt aber auch sich selbst. So hat der »Flachland-feminismus« (Wilber) einiges verdorben. Leider ist er auch heute noch gleichermaßen an der Verwüstung der weiblichen und der männlichen Welt beteiligt, wobei er erstere zu retten vorgibt.
    Psychoanalytisch gesprochen ließe sich sagen, daß eine Regression in eine infantil-egozentrische Haltung statt-gefunden hat. Eine Art »Rückwärtsbewegung«, die –
    indem Bindungen zerstört statt hergestellt werden – eher dem Todestrieb als dem Eros (Lebenstrieb) Tür und Tor öffnet und für weitere Zerstörungen beider Geschlechts-bilder und -identitäten sorgt.
    Die Voraussetzung für die Fähigkeit zur Einfühlung ist die Unterscheidung zwischen einem Ich und einem Du.
    Ein kleines Kind unter zwei Jahren kann sich noch nicht in andere einfühlen. Es sieht alles aus seinem Blickwinkel, weil es noch ganz in seiner eigenen »egozentrischen« Welt gefangen ist. Wie Jean Piaget sagen würde, kann es die kognitive Operation einer Dezentrierung noch nicht vollziehen bzw. einen mentalen Weg vom eigenen Ich zu einem anderen Standpunkt herstellen und wieder zurück, dies mehrmals hintereinander in verschiedenen Aspekten.
    Die Einfühlung in andere ist eine Fähigkeit, die den Menschen auszeichnet. Tiere können sich nicht einfühlen, mit Ausnahme der Schimpansen, die eine große Ausnahme in der Tierwelt darstellen, weil sie die Entwicklungsstufe eines vierjährigen Kindes erreichen.
    Der Schimpanse kann sich selbst im Spiegel erkennen und die Trennung von Innen und Außen, Ich und Du vollziehen. Diese Ich-Du-Unterscheidung ist aber nicht 65

    nur die Voraussetzung für die Fähigkeit der Einfühlung.
    Sie ist erstaunlicherweise auch die Voraussetzung für den Sadismus. Gezielte Aggression ist nur durch Menschen möglich, die die Schwächen und Stärken des anderen Menschen kennen. Andernfalls kann nur die Rede von hilflosen Wutanfällen oder verzweifelten Selbstrettung-staten sein. So ist nur der Mensch sadistisch und bösartig, das Tier nicht.
    Das Wesen der Empathie oder die Kunst der Einfühlung bestehen gerade in der Überwindung der Polarität, d. h. in der Suche nach dem Anderen, dem Latenten, Dahinterlie-genden, Verborgenen, Unsichtbaren im Anderen. Es ist ein kreativer Akt der Vereinigung von Sein und Nichtsein, von Gesehenem und Nichtgesehenem. Kein geringerer als Sigmund Freud hat das in genialer Weise bezeugt. Dem Bewußten hat er ein Unbewußtes gegenübergestellt. Die Vereinigung dieser Polarität war sein Lebenswerk.

    66

    9. Es geht auch ohne Mann, vom
    weiblichen Allmachtswahn und
    weiblicher Pseudoautonomie
    Frau muß sich von alten »Zwängen« befreien. Sie hat sich zu beweisen, daß sie unabhängig ist, autonom und frei.
    Auch muß sie das neu entdeckte spezifisch weibliche Element absoluter Stärke gegenüber dem Mann verkörpern. Jedes Zu- oder Eingeständnis, Einverständnis oder Liebesgeständnis der Frau

Weitere Kostenlose Bücher