Wenn Frauen nicht mehr lieben
ein Taschentuch fallen. Sie spricht ihn ganz direkt an. So bleibt auch das dem modernen Mann erspart, womit 60
seine Eroberungsenergien weiterhin brachliegen, verkümmern oder im Alkohol ersäuft werden. Was den echten Mann vielleicht vorsichtig machen wird, das wird dem durch die Umstände eroberungs-erschlafften Mann mitunter sogar gefallen. Dem Eros aber hat – auf diesem Niveau – endgültig das Stündchen geschlagen.
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8. Die Weigerung der Frau, sich in
den Mann einzufühlen
Zum behebtesten Forschungsobjekt der Frau geworden, ist der Mann unter Frauen ein vielgefragter Gesprächs-gegenstand. In Kaffeehäusern, im Fitnessclub, beim Frisör, bei der Kosmetikerin, der Freundin, nicht zuletzt bei der Schwiegermutter. Chronisch beschäftigen sich Frauen mit dem Thema Mann. Was Kinder früher einmal waren, ist heute der Mann, die »Lieblingsbeschäftigung«
der Frau. Und. Je mehr er sich entzieht, um so mehr wird er analysiert. Die Rezepte für dieses Unterfangen findet man allerorts in den prall gefüllten Buchhandlungsetagen über Psycholiteratur für Frauen. In der ganzen Palette von
»Der neue Mann« bis zum drohenden Buchtitel »Ohne uns seid Ihr gar nichts« ist mittlerweile alles, was das leidende Frauenherz erleichtert, auf dem Markt, und wird das weibliche Begehren erfolgreich abgedeckt. Allerdings. Die Themen wiederholen sich, und einem aufmerksamen Leser wird es dabei schnell langweilig. Die wirklich interessanten Bücher aber – nicht von Frauen, sondern von Männern über Männer geschrieben –, die Frauen über das Wesen männlicher Identität aufklären könnten, sind bei Frauen ganz und gar unbeliebt – obwohl sie eine echte Lebenshilfe in Sachen Partnerschaftsprobleme und Einfühlung in das andere Geschlecht bieten.
Obwohl sich viele Frauen gerne damit brüsten, alles und jedes verstehen zu können, und sich eifrig massenweise mit psychologischer Literatur eindecken, wollen sie mit dem vielen Lesen oft nur Wasser auf die eigenen Mühlen gießen. Das Informationsdefizit bezüglich des unterschiedlichen Funktionierens der männlichen Psyche ist auch ein 62
Jahrhundert nach der Entdeckung der Psychoanalyse noch eklatant, bei Männern wie bei Frauen. Es sieht ganz so aus, als hätten Frauen noch nie etwas über die Eigenschaften eines Mannes gehört, über seine Veranlagung, seine Triebstärke, seine unterschiedliche Hormon-produktion, seine sexuelle Erregbarkeit, seine Identität als Einzel- und als Sozialwesen, seine psychische Entwicklung, seine geschlechtsspezifischen Ängste, seine Stärken und Schwächen etc. Erklärt man einer Frau, daß ein Mann anders denkt und fühlt, kommt eine Welle der Entrüstung und Geringschätzung. Und sogleich ist man aus der Reihe der feministisch denkenden Frauen, die den Mann gerade nicht mehr »verstehen« wollen – in der falschen Meinung, sie hätten es viel zu lange getan –, ausgeschlossen.
Apropos Dankbarkeit. Die Frau nimmt alles für selbstverständlich, was sie dem Mann zu verdanken hat, den Staubsauger, die Spülmaschine, den Haarfön, die Schreibmaschine, den Computer, die Antibabypille, das Auto, das Flugzeug, die neuen ökologischen Techniken etc. All diese Lebens- und Alltagshilfen, die der Frau heute eine Erwerbstätigkeit und auch ein sorgloseres, freieres Leben ermöglichen, hat sie den Männern zu verdanken. In den Augen der Frauen kleine Neben-sächlichkeiten, die nicht erwähnens- oder bedenkenswert sind. Die Frau kann zwar besser autofahren als der Mann.
Ein Auto erfinden würde sie aber nie. Für solche Erfindungen fehlt ihr der männliche Funke. Gerne sieht sie immer nur das, was dem Mann, nicht aber ihr selbst fehlt.
Und worin sie deshalb auf die Männer angewiesen ist.
Im Zeitalter des Patriarchats, das heute immer noch heraufbeschworen wird – obwohl es bereits mehr femini-sierte Männer als Patriarchen gibt –, besteht keine Notwendigkeit zu universalem Mitgefühl und gegenseiti-gem Verstehen der Geschlechter. Für die Frau kommt es 63
lediglich darauf an, sich aus dem Netz der rohen Natur des Mannes zu befreien und einer Ideologie absoluter Gleichheit zu huldigen. Da haben reale Differenzen keinen Platz.
Man nimmt sie einfach nicht zur Kenntnis. Das Fatale daran ist aber, daß die Frau den Mann als solchen aus den Augen verliert, ihn in seiner »einzigartigen« und von ihr unterschiedenen Struktur nicht wahrnimmt und deshalb auch nicht versteht. Die vielgepriesene Fähigkeit der Frau, sich in Menschen
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