Wenn Frauen nicht mehr lieben
und entfremdet sich immer mehr von dem, was sie dem Mann an Fähigkeiten, Qualitäten etc. voraus hat. Sie 74
müßte dann den Mann auch nicht dort bekämpfen, wo sie vermeintlich annimmt, er schränke ihre Entfaltungsmöglichkeiten ein, ohne zu vergessen, dem Mann in der Frauenfrage weiterhin wach, aber behutsam und selbstbewußt auf die Finger zu schauen.
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11. Geschlechterannäherung oder
Geschlechtsdiffusion?
Bisweilen fällt es einem heutzutage schwer, Frau von Mann zu unterscheiden. Es sei denn, man hat das Glück, die sekundären Geschlechtsmerkmale eindeutig identifizieren zu können, im Hochsommer oder in der Sauna.
Immer öfter wird man in seiner Wahrnehmung in die Irre geführt. Männer tragen Ohrringe, Ketten, lange Haare, neuerdings auch Röcke. Wie soll man sich da zurecht-finden? Wahrnehmungssensible Menschen dürften in dieser Zeit an sich selbst zu zweifeln beginnen, derweil es nur die äußere Realität ist, die ihrer Wahrnehmung immer wieder ein Schnippchen schlägt.
Sitzt man hinter einem Paar in der Straßenbahn, und meint, die Frau sitze rechts und der Mann links, weil beide lange Haare tragen und die linke Person die rechte umarmt und küßt, so wird man beim Aussteigen eines Besseren belehrt: Rechts saß der Mann und links die Frau. Der Busenansatz der einen und die flache Brust der anderen Person bringen wieder Ordnung in unser Denken. Das untrügliche Zeichen für männlich und weiblich ist perzipiert, und man kann getrost wieder zur Tagesordnung übergehen.
Wer hatte gedacht, daß die viel beklagte ungesunde Extremtrennung der Geschlechterrollen in ein solches Durcheinander führen würde? Es gibt noch mehr kuriose Phänomene. Nicht mehr das Komplementäre im anderen Geschlecht wird gesucht – was der gesunde Menschen-verstand eigentlich gebieten würde – nein, das eigene Geschlecht im anderen. Viele Menschen lassen heute eine Tendenz feststellen, nach der Mann oder Frau den eigenen 76
Mangel auf das andere Geschlecht projiziert und diesen Mangel dort auch einfordert. So suchen immer mehr Frauen bewußt oder unbewußt vorwiegend das Weibliche im Mann, statt neben weiblichen Zügen im Mann vor allem das Männliche in ihm zu suchen. So versucht die Frau etwa, ihren Mann in die Psychologie hineinzuholen, ihn in endlose Gespräche über Gefühlszustände und schwierige menschliche Beziehungen zu verwickeln, was für den Mann eher eine Qual denn eine Chance ist.
Ob Sie es glauben oder nicht. Der Mann sucht heute oft auch das Männliche in der Frau und tut sich immer schwerer mit echter Weiblichkeit. Besonders bei jüngeren Männern kann man so etwas beobachten. Gewisse junge Männer sind derart »erfolgreich feminisiert« worden, daß sie es etwa gar nicht begrüßen, wenn ihre junge Frau mit dem Gedanken spielt, ihren Beruf für ein paar Jahre an den Nagel zu hängen, um sich in aller Weiblichkeit und mit Genuß den zärtlichen Freuden des Zusammenseins mit einem Baby hinzugeben. Der Mann fühlt sich bedroht, wenn sich seine erfolgreiche und intelligente junge Frau nicht ununterbrochen von etwaigen Berufserfolgen beseelen läßt und statt dessen solch »regressive«
Träumereien mit dem Baby pflegt. Wo es doch heutzutage so viele moderne Kinderkrippen gibt. Der moderne junge Mann strebt die ökonomische Mitverantwortung der Frau an. Verängstigt und verunsichert glaubt er, die Verantwortung nicht mehr für ein paar Jahre allein tragen zu können. Außerdem befürchtet er, daß die Schauermärchen der Feministinnen sich bewahrheiten könnten, der Mythos, nach dem das Zuhausebleiben für die Psyche der Frau in jedem Fall großen Schaden bedeutet. Um die Sache des Kindes scheint es hier kaum noch zu gehen.
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12. Vom Ende der Erotik
Die Frauenbewegung hat sich für die sexuelle Befreiung der Frau eingesetzt. Indes dürfte sich – trotz häufigem Partnerwechsel und Partnerkonsum – an der weiblichen Lust und ihrem erotisch-sexuellen Genuß auch in den neunziger Jahren nicht viel geändert haben. Immer noch klagen die Frauen über zu wenig Orgasmen, beklagen sich über Männer, die sich sexuell nicht auskennen, zu wenig oder zu viel Vorspiel bieten, nicht romantisch sind, zu lange oder zu kurz koitieren. Auch hier sind die Frauen ungeduldig. Sie lassen den Männern keine Übungszeit.
Männer sollen alles sofort und erstklassig beherrschen.
Küssen auf Französisch, Tango auf Argentinisch, fernöstliche Entspannungsmassage und Kamasutra à l’indienne. Daß mit den Frauen
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