Wenn Frauen nicht mehr lieben
selbst und ihrer Hingabe-fähigkeit an den Mann etwas nicht stimmen könnte, das kommt vielen ganz zuletzt erst – wenn überhaupt – in den Sinn.
Der Kern weiblichen Unbefriedigtseins aber, an dem die meisten Frauen leiden, ohne es zu wissen, liegt in der jahrzehntelangen Einschüchterung der männlichen Spezies und deren Folgen, die zunehmende erotische Passivität des Mannes in Worten und Taten. Kein Wunder, denn unsere Männer dürfen fast nichts mehr. Schon ein diskret unauffälliger, aber anhaltender Blick bedeutet eine Verletzung der Frauenehre. Männer sehen das auf sich zukommen, was in den USA bereits zum Alltag gehört.
Ein fünfjähriger Junge ließ sich in kindlicher Unschuld und Liebe hinreißen, ein reizendes kleines Mädchen zu küssen. Dafür bekam er eine Strafanzeige ins Haus geschickt. »Wehret den Anfängen«, heißt es unter Frauen.
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Rechtzeitig muß man den dreisten Jungen beibringen, daß sie ihre Gefühle dem weiblichen Wesen gegenüber im Zaum zu halten haben. Eine verheerende Entwicklung, die jungen Männern jeglichen Elan nimmt und den Frauen das Unglück bringt, daß Männer auch dann nicht mehr zugreifen werden oder können, wenn Frau es sich noch so sehnlichst wünscht. Passivität der Männer auf der einen, sexuelle Verführungswaffen der Frauen weiterhin auf der anderen Seite.
Frauen scheinen oft keine Ahnung von weiblicher und männlicher Sexualität zu haben. Auch in unserem sogenannten »aufgeklärten« Jahrhundert läßt der Umgang mit den elementarsten menschlich-sexuellen Regungen noch viel zu wünschen übrig. Stellen wir etwa folgende Fragen. Was macht einen Mann für eine Frau erotisch?
Was regt sie an?
Nicht zuletzt ist es – unter vielen anderen Dingen – die Bestimmtheit im Blick, in Gestik, Wort und Tat, die den Mann für die Frau männlich macht. Mit Machotum hat das gar nichts zu tun. Bestimmtheit ist nicht Sturheit. Und auch nicht Beherrschung der Frau. Aber Festigkeit, mit einer Portion männlichen Charmes und Flexibilität gepaart
– so behaupte ich –, ist für die Frau das erotische Entree und oft die Voraussetzung für eine erste innere erotisch-sexuelle Bewegung bei ihr.
Es gibt Frauen, die behaupten, sie hatten gerne »Machos« als Männer. Damit rufen sie ein großartiges Entsetzen bei anderen Frauen hervor. Diese Frauen werden immer mißverstanden. »Macho« ist ein Schimpf-wort für bestimmte männliche Gattungen. Daß diese Bezeichnung so etwa das Schlimmste ist, was einem Mann in unseren Breitengraden passieren kann, ist klar. Solche Frauen wollen aber etwas zum Ausdruck bringen, was ihnen fehlt und wozu ihnen leider kein besseres Wort 79
einfällt. Ich nehme an, es sind Männer gemeint, die sich ohne allzu starke Hemmungen und Ängste einer Frau annähern, mit Respekt selbstverständlich. Das stille Einverständnis der Frau sollte genügen und nicht das Warten auf das Jawort. Die Frau will von ihrer Ambivalenz entlastet werden. Auch das ist lustvoll für sie. Dann möchte sie »nein« sagen können, wenn sie für sich entscheidet, daß es jetzt nicht der richtige Moment ist. Das Nein ist wichtig für die Frau, ohne »Liebesantrag« aber bleibt ihr nicht einmal mehr das.
Ein Mann, der ein gewisses Draufgängertum – was nicht heißt Polygamie – in seine Sexualität integriert hat, der kann die Sprache der Erotik besser verstehen als ein braver, zielgehemmter und eingeschüchterter Mann, der erst auf eine Frau reagiert, wenn sie ihn dreimal darum gebeten hat. Daß wir heute bald so weit sind, ist nicht verwunderlich. Die Angst der Männer vor der Verachtung durch die Frau hat einen historisch noch nicht dagewesenen höchsten Pegelstand erreicht. Es ist fünf Minuten vor zwölf. Das Alarmzeichen der geringeren Samenqualität und Spermienzahl als Ausdruck männlichen Stresses spricht für sich. Bald ziehen sich nicht nur die Spermien zurück, bald wird es auch keine Männer mehr geben.
Will der Mann sich der Frau erotisch annähern, muß er sein Ziel kennen und anpeilen. Das ist ein Gesetz der Natur, nicht mehr und nicht weniger. Es genügt daher nicht, herumzuschwadronieren und irgend etwas gelegent-lich fallen zu lassen. Es braucht das Kalkül. Sich nicht beirren lassen durch weibliche Unsicherheiten und Ambivalenzen gehört auch dazu. Nun ist die Frau aber schon lange dabei, sich den Mann selbst zu erobern. Nur für kurze Zeit natürlich als angenehme Abwechslung 80
sozusagen. Damit sie auch hier auf keinen Fall diejenige ist,
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