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Wenn Frauen nicht mehr lieben

Wenn Frauen nicht mehr lieben

Titel: Wenn Frauen nicht mehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Julia Fischkurt
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intuitiv wissen, daß sie im weiblichen Feld schon sehr viel Macht haben und sich insgeheim vor der Verantwortung scheuen, die ihnen in Folge der Bewußtmachung dieser Macht nachgewiesen würde. Die Erscheinungsformen weiblicher Macht sind vielfältig. Um dennoch ein paar Rosinen herauszupicken, fangen wir bei der weiblichen Urmacht an. Ich lasse einen Mann zu Worte kommen, weil sich Frauen wohlverstanden in der Regel dazu nicht zu äußern wünschen. Kein geringerer als der Nobelpreis-träger Elias Canetti hat sich mit den Fragen der Macht auseinandergesetzt:
    »Die Macht der Mütter über das Kind in seinen frühen Stadien ist absolut. ( … ) Die Konzentration dieser Herrschaftsgelüste auf ein so kleines Gebilde gibt ihr ein Gefühl von Übermacht, das sich schwerlich durch ein anderes, normales Verhältnis unter Menschen überbieten läßt. ( … ) Für die Mutter vereinigt das Kind die Eigenschaft von Pflanze und Tier. Es gestattet ihr den Genuß von Hoheitsrechten, die der Mensch sonst getrennt ausübt: über Pflanzen, indem er sie zum Wachstum veranlaßt, so wie er sie haben will, über Tiere, die er gefangen hält und deren Bewegungen er kontrolliert. ( … ) Es gibt keine intensivere Form von Macht.« (Masse und Macht)
    Die Herrschaftsgelüste, von denen Canetti spricht, werden von Frauen selbstverständlich empört zurückgewiesen. Tatsache aber ist, daß sie bereits in der Schwangerschaft beginnen. Was für ein Hochgefühl für die Frau, die ein lebendes Geschöpf in sich trägt. Was für eine Bestätigung ihrer Macht über Leben und Tod. Was für eine Herrschaft. Man müßte wohl »Frauschaft« sagen 87

    und träfe die Wahrheit besser. Gibt es eine größere Macht als diejenige über das Leben eines ungeborenen oder neugeborenen Kindes? Und wie oft wird diese Macht schon in der Schwangerschaft mißbraucht, durch Zigaretten, Alkohol und dergleichen mehr. Und. Läßt die Frau als Mutter ihren Säugling übermäßig lang schreien, oder stopft sie ihm bei jeder Gelegenheit sogleich ihre nährende Brust eifrig in den schreienden Säuglingsmund, so wird das Kind in beiden Fällen keine guten Entwicklungschancen auf dieser Welt haben.
    Frauen wollen das nicht sehen. Sie wollen auch den Zustand höchsten Glücks- und Hochgefühls oft nicht zugeben, dessen Genuß sie der Schwangerschaft und Geburt verdanken. Eine grenzenlose nazistische Überlegenheit über den Mann zeigt sich dann, die Frauen heimlich genießen. Solche Macht - sei es nun Gefühlsmacht oder die ganz reale weibliche Macht über das Leben
    – darf aber auf keinen Fall in aller Konsequenz durchdacht werden. Das überläßt man dann wiederum lieber den Männern. Weil es bequemer ist. Auch wenn Frauen in Talkshowsendungen heute leider immer öfter die intimsten Empfindungen ihres Seelen- und Sexuallebens vor der Kamera auspacken und auch sonst gern ihre Sexualmacht offen ausspielen, so scheinen sie dennoch intuitiv genau zu wissen, wo sie die wirklich effizienten Formen weiblicher Machtausübung peinlichst genau geheim zu halten haben.
    Macht läßt sich ohne Abhängigkeit der anderen Seite nicht denken, und Macht korreliert mit dem Ausmaß der Abhängigkeit derer, über die man Macht ausübt. Je abhängiger der eine Teil, desto größer ist die Macht des anderen Teils. Der Prototyp einer extremen Abhängigkeit ist, wie bereits erwähnt, die Situation des ungeborenen Kindes und des Säuglings. Die Abhängigkeit des kleinen 88

    Kindes von seiner Mutter bleibt lange Zeit bestehen und ist auch durch keine andere Beziehung zu ersetzen. Der Vater kann sich um das Kind kümmern, auch die Großmutter, Tante oder Schwester. Nie aber wird das Kind sich so heimisch fühlen wie in den Armen seiner Mutter, mit deren Geruch, Stimme, Bewegungen etc. es bereits im Mutterleib vertraut war. Den Himmel auf Erden gibt es wirklich nur dort. Junge Väter, die auch gerne mal ihr Kind hüten möchten, können hiervon ein Lied singen.
    Das Kind hat zwar gerne Spaß mit dem Vater, aber die Mutter soll - in den Augen des Kindes – auf keinen Fall verschwinden. Die Mutter ist der »Fels«, auf dem wir stehen. Der Grundstein unserer Existenz und unseres Selbstgefühls wird hier gelegt. Nicht etwa in der Verwirklichung am Arbeitsplatz oder in der gesellschaftlichen Machtposition eines arrivierten Mannes oder einer erfolgreichen Karrierefrau. Hier entsteht und fällt die Welt, um es pointiert zu sagen. So hat die Frau Macht über den Mann, das Kind, die ganze Welt …
    Diese

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