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Wenn Frauen nicht mehr lieben

Wenn Frauen nicht mehr lieben

Titel: Wenn Frauen nicht mehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Julia Fischkurt
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gründet auf der Kompetenz in menschlichen Beziehungen, ob sie berufstä-
    tig sind oder nicht, während junge Männer für Höhler ihre Identität aus anderen Quellen schöpfen. Sie beziehen ihre Ich-Stärke aus einer »erarbeiteten« Identität. Das bedeutet eigene Wertvorstellungen, Berufsentscheidung, innere Ablösung von der Herkunftsfamilie. Selbst in einer Krise fühlen sie sich noch autonom und leistungsorientiert, haben eine hohe Flexibilität und passen sich leicht an neue Lebensumstände an.
    Eine Frau steht nur dann wirklich gut in ihrem weiblichen Leben, wenn sie sich mit ihrer Mutter – oder zumindest mit Teilen von ihr – identifizieren konnte, eine Angelegenheit, die in der Regel nicht so einfach über die Bühne geht. Die meisten Frauen haben nämlich dort, wo sie es am wenigsten vermuten, ihre größten Weiblich-keitsprobleme. Unbewußt stehen sie sogar noch im späten Erwachsenenleben mit ihrer »Mutter« oder all dem, was das Mütterliche auf dieser Welt repräsentiert, auf Kriegsfuß. Nicht unbedingt bewußt. Es ist auch nicht die reale Mutter hier gemeint, sondern die verinnerlichte Mutter, ein Mutterbild, das sich mit der realen Beziehung zur Mutter oft nicht deckt. In den unbewußten Schichten des Seelenlebens der meisten modernen Frauen treibt das Mutterbild weiterhin – für einen Laien unbemerkt – sein 122

    Umwesen. Vieles von dem, was die Frau quält, hindert, hemmt, ihr fehlt, ihr auch beim Mann fehlt, hat seine Wurzeln in der frühen Kinderzeit, deren mächtigste Figur in der Regel die eigene Mutter ist. Oft ist das mangelnde Selbstwertgefühl ein Problem aus dieser Zeit.
    Das kleine Mädchen erlebt sich nicht etwa als minderwertig, weil es plötzlich realisiert, daß sein Bruder einen Penis hat, es selbst aber keinen. Diese oft zu Recht von der Frauenbewegung angegriffene These Freuds soll auch hier keinen Anklang finden. Obwohl man Freud immerhin einräumen muß, daß er hier schon etwas Richtiges beobachtet hat, wenngleich er das eigentliche Problem, das sekundär tatsächlich zu einem Penisneid führt, kaum bearbeitet hat.
    Das kleine Mädchen ist in der Tat viel mehr mit sich selbst beschäftigt als mit dem Penis seines Bruders. Es kann ab dem zweiten Lebensjahr den Geschlechterunter-schied wahrnehmen. Dann weiß es, daß Weiblein und Männlein sich unterscheiden, daß sie eine andere Stimme, einen anderen Geruch und andere Bewegungen haben.
    Der Zeit des Spracherwerbs folgt in der Regel eine wunderbare Zeit des Beginns eines Liebesverhältnisses mit der Welt (Ph. Greenacre). Aber auch hier gibt es für das Mädchen ein paar nicht unbedeutende Ärgernisse, die es in seiner kindlichen Lebensfreude empfindlich dämpfen können. Denn die Mutter – für das Mädchen wie für den Jungen – ist die mächtigste Person in der Kinderwelt. Der Vater hat niemals annähernd so viel Macht. Wo aber liegt der Unterschied zum Jungen? Das Mädchen erlebt seine Ohnmacht oft intensiver, weil kränkender als der Junge.
    Es muß starke Gefühle von Ohnmacht, Wut, Neid und Eifersucht der Mutter gegenüber ertragen. Wie Freud bereits sagte, ist der Neid dort am größten, wo Ähnlichkei-ten bestehen. Da das Mädchen der Mutter ähnlicher ist als 123

    der Junge, empfindet es die Macht derselben oft als destruktiv für sein eigenes Selbstwertgefühl. Besonders dann, wenn die Mutter es nicht respektiert oder bewußt oder unbewußt entwertet, weil sie selbst Probleme mit ihrer Weiblichkeit hat.
    Der mütterliche Körper ist für das Mädchen ein Ort genuiner Macht, Kreativität, körperlicher Zeugungs- und Gebärkraft, ein Ort des Reichtums und der Fruchtbarkeit, darüber hinaus der Ort männlichen Begehrens überhaupt.
    Das Mädchen entwickelt Neidgefühle, die es nicht kanalisieren kann, wenn die Mutter ihm dabei nicht hilft.
    Besonders in der analen oder Trotzphase erlebt das Mädchen der Mutter gegenüber deshalb auch Schuldgefühle und hat Angst, nicht mehr geliebt zu werden. Es erlebt aber auch – und dies steht auf einem anderen Blatt –
    intensive Gefühle der Scham, die sein Ausgeliefertsein hervorrufen. Infolgedessen stellt sich ein massiver innerer Protest gegen die übermächtige Mutter ein. Schuld- und Schamgefühle der Mutter gegenüber bleiben – sofern sie nicht mit der Hilfe einer verständnisvollen Mutter und/oder eines respektvollen Vaters gemildert und integriert werden – bis weit ins Erwachsenenleben bestehen, werden das Unbewußte der Frau regieren und dort ihr Unwesen

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