Wenn Frauen nicht mehr lieben
Überzeugungen aber beinhaltet keinen Platz für weiblichen Neid. Und hält es deshalb auch nicht für nötig, sich eingehend mit ihm zu beschäftigen.
Das schlagendste Beispiel von weiblichem Neid ist bekannt, der Neid auf die Anziehungskraft einer anderen Frau. Obwohl Frauen dies immer nur ungenügend beurteilen können – da sie ja keine Männer sind –, glauben sie dennoch bestens zu wissen, was den Sexappeal einer 129
Frau ausmacht. Unentwegt sind sie mit der Frage beschäftigt, sein Geheimnis und seine Erhaltung bis aufs Feinste zu ergründen. Ob diese weibliche Ergründungsgier am Ende das Hauptmotiv für viele enge Frauenfreundschaften ist? Das Motiv wäre der Wunsch, eines Tages hinter dieses Geheimnis zu kommen, stellvertretend im Sinne der Entlarvung mütterlicher Omnipotenz aus der frühen Kindheit. Denn nichts interessiert die ungenügend weiblich identifizierte Frau so sehr wie die Frage. Ist die andere Frau attraktiver als ich? Könnte sie meine Rivalin werden? Was könnte ein Mann an dieser Frau attraktiv finden? Sollten diese Fragen mit Ja beantwortet werden, stellen sich – wenn auch nur auf der Gedanken- und Phantasieebene der fragenden Frau – unmittelbar aggressive Phantasien ein, die gar nicht so selten gar Todeswunschcharakter annehmen können.
Konkurrenzprobleme unter Frauen sind nichts Neues.
Man hinterfragt sie auch nicht mehr, denn sie gehören irgendwie zum natürlichen Ablauf der Dinge. Niemand will sich so recht damit beschäftigen. Wohl deshalb, weil das Thema die Frauen eher in ein schlechtes denn in ein günstiges Licht stellt. Diese Tatsachen werden kollektiv verdrängt, denn sie sind unvereinbar mit den Vorstellungen, die man idealerweise von einer Frau hat. Frauen gönnen anderen Frauen nicht unbedingt das Beste vom Besten. Eher das Mittelmäßige bis Mindermäßige. Daß sie sich selbst dann vielleicht auch nicht viel gönnen, ist nicht ein Widerspruch, sondern eine direkte Folge davon. Auf der unbewußten Ebene sind Schuldgefühle wegen des destruktiven Neides vorhanden, die die Realisierung eigener Wünsche blockieren. Man genehmigt sich selbst dann auch nicht viel. Aber wenigstens hat man – in der Phantasie zumindest – verhindert, daß die »Rivalin« es besser hat. So versagt sich die Frau bis heute so manchen 130
Genuß, nicht aus ökologischen, ethischen oder selbstlosen Gründen, sondern aus Angst vor dem Neid anderer Frauen, den man natürlich – hat man ihn einmal bei sich entdeckt – nach außen auf andere Frauen projizieren muß.
Selbstverständlich können auch Männer das Objekt solcher Projektionen sein. Frauen eignen sich jedoch besser dafür, weil der Neid in der Regel dort am größten ist, wo auch die Ähnlichkeit sich am ehesten deckt.
Anders gesagt, wo der Unterschied am kleinsten ist, dort wird die Frau am neidischsten. Ausnahmen bestätigen die Regel. Schließlich beneidet man nicht die eigene Putzfrau, der gegenüber man sich »erhaben« fühlt, auch nicht die Königin von England, da beide weit außerhalb der eigenen Realität liegen. Für die Neidentwicklung braucht es demnach eine minimale Ähnlichkeit und eine Differenz, die störend ist. Im Feminismus halten die Frauen ihre Fahne oft so hoch, daß sie sie nicht sehen müssen. So müssen sie auch den Neid auf die anderen Frauen nicht entdecken.
Neid ist ein Affekt, der viel mit der Phase der Sauberkeitserziehung zu tun hat. In den Worten Freuds, mit der analen Phase. Der Phase, in der sich Wille, Kontrolle, Eigensinn, Besitzdenken, Stolz auf das eigene Produkt, aber auch Scham und Zweifel (Erikson)
entwickeln. Besonders die narzißtisch gestörte Frau –
deren Selbstwertregulation mangelhaft ist, was bei den meisten Frauen der Postmoderne der Fall zu sein scheint –
hat eine besonders entwickelte Mißgunst gegenüber Schönheit, Jugend, Freiheit, Erfolg, Muße, Geld, Partnerschaft etc. anderer Frauen. Sie ist die personifizierte Intoleranz, auch wenn sie dies nach außen geschickt zu verbergen weiß. Dort erscheint sie vordergründig als großzügig und wohlwollend: Jede Frau weiß, daß dies eines der obersten Gebote ist, gegen die man nicht 131
verstoßen soll. Also muß Frau sich Tricks ausdenken, um an das Ziel und an die Beute zu gelangen. Die Phantasietätigkeit vieler Frauen aber ist derart gut entwickelt, daß sie für die ausgeklügeltsten Neidbekämpfungsstrategien geradezu prädestiniert ist. Gegenüber dem materiellen, geistigen oder körperlichen Besitz der
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