Wenn Frauen nicht mehr lieben
freiwillig als Lagerärztin nach Ravensbrück gemeldet hatte, war gemeinsam mit zwei Lagerärzten für die ärztliche Gesamtkontrolle der Experimente zuständig«, d.h. daß sie »die planvolle Nichtversorgung der gequälten Versuchsopfer durchsetzte, auch als die männlichen Lagerärzte das Ansehen dieser Qual nicht länger aushielten«. Die Arbeit der übrigen SS-Aufseherinnen, die sich zum Teil freiwillig für diese
»Aufgabe« meldeten, war nicht weniger grausam.
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Generell also behaupten zu wollen, der Mann sei gewalttätiger als die Frau, kommt einem reduktio-nistischen Verständnis des Begriffes Gewalt gleich. Und eben nicht einem – von Frauen so oft geforderten –
ganzheitlichen Verständnis dieses Sachverhaltes. Gewalt in einem engen körperlichen Sinn verstanden, ist eine Sache. Die andere Sache ist, daß »Gewalt« (im weiteren Sinn) viele Gestalten annehmen kann, die nur allzuoft verharmlost werden. Es gibt hundert andere Formen der Gewalt als die unmittelbar körperliche. Auch Schweigen kann aggressiv oder sadistisch sein. Auf den Kontext kommt es an. Das Nichteingehen auf eine Frage des Gegenübers etwa ist ein Ignorieren, das eine bestimmte Form menschlicher Grausamkeit annehmen kann.
Unterlassungen von Handlungen, zu denen man moralisch verpflichtet wäre, wie das Tolerieren eines kindlichen Mißbrauches durch den Vater oder die Mutter oder eine andere Person, ist ein ebenso gravierender Mißbrauch des Sorgerechtes wie die Tat selbst. Frauen schauen oft jahrelang zu. Man muß sich fragen, aus welch »edlen«
Motiven heraus sie sich selbst – zu Ungunsten ihres Kindes – schützen müssen.
Die subtileren Formen aggressiven Verhaltens sind oft eher weiblich denn männlich. Frauen sind schon lange nicht mehr die Unschuldslämmer, die sich unterordnen, den Nachwuchs hingebungsvoll pflegen und ihren Männern treu und stark zur Seite stehen.
Wer sagt uns, daß psychische oder geistige Gewalt nicht weniger Schäden anrichtet? Nur weil wir keinen direkten, linearen Zusammenhang herstellen können? Oder weil der betroffene Mensch noch lebt? Gerade von Frauen wird immer wieder gefordert, daß wir das lineare Denken zugunsten von vernetzten, ganzheitlicheren Systemen aufgeben sollten. Das aber müßten Frauen zunächst selbst 146
praktizieren, bevor sie es als Ziel propagieren und von den Männern einfordern.
Die nicht unmittelbar sichtbare, weil nicht körperlich angewendete Gewalt (analog der Gefahr einer Atom-waffe), ist nicht etwa weniger gefährlich als die direkt ausgeübte Gewalt. Nur wenn wir die Descartsche Trennung von Körper und Geist weiterhin aufrechterhalten, bleibt die sichtbare Gewalt schwerwiegender als die unsichtbare.
Während Männer – in jüngeren Jahren und in
psychischen Ausnahmezuständen – eher dazu neigen, bei Bedrohung, Kränkungen etc. ihren Körper einzusetzen, benützen Frauen ganz andere Waffen. Abgesehen davon, daß gewisse Frauen ihren Körper auch als Waffe einsetzen
– im Bereich perverser Gewalt –, sind sie im allgemeinen von klein auf darauf konditioniert, ihr kluges Köpfchen im Kampf zu nützen. Womit ich nicht behaupte, Männer seien nicht intelligent. Sie benützen ihre Intelligenz jedoch anders als Frauen. In der Regel eher für die Produktion von gemeinschaftlichen Gütern und Projekten als für die Bewerkstelligung von Klimatisierungsund Kampfstra-tegien im persönlichen Alltag. Dort sind Männer einfach viel naiver und gutgläubiger. Um so enttäuschter sind sie dann auch, wenn sie »zufällig« das Opfer einer Intrige geworden sind.
Im Sammelband »Evas Biss« beschreibt Kai Björquist
die Tatsache, daß bis zum Alter von elf Jahren Jungen Mädchen in der Ausübung physischer Gewalt überlegen sind. Später treten andere Formen der Aggressionsbe-wältigung in den Vordergrund. Hier machen Mädchen eindeutig das Rennen. Untersuchungen haben gezeigt, daß Mädchen bereits ab zwölf Jahren in bezug auf die Äußerung indirekter Aggression den Jungen hochsigni-fikant überlegen sind. Die hohe Sprachkompetenz und die 147
verbale Überlegenheit des weiblichen Geschlechts dürften Frauen veranlassen, diese spezielle Machtposition besonders auszubauen und auch zu mißbrauchen. Darüber hinaus sind Mädchen und Frauen in der Lage, die nonverbalen Signale ihrer »Opfer« präziser wahrzunehmen und ihre Pfeile zum richtigen Zeitpunkt in einer verschleierten Form abzuschießen. »Insbesondere im Bereich der verbalen und der indirekten Aggression
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