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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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vergleichsweise ungefährlichen Thema zu befassen. Sie können einander fragen: «Was machen wir bloß mit unserer Tochter?» statt «Was soll eigentlich aus unserer Ehe werden?» Auf diese Weise versucht das Kind, die Familie zu «retten». Das einzige Gefühl, das es zulassen kann, ist Wut. Wut verdeckt den Schmerz und die Angst.
    Gut zu sein war Janices Rolle: nach außen hin ein erfolgreiches kleines Mädchen, dessen Leistungen darauf abzielten, die Familie zu stabilisieren und das Gefühl von innerer Leere zu betäuben. Nach außen hin fröhlich, gescheit und begeisterungsfähig zu erscheinen dient dazu, die Spannung, Angst und Wut im Inneren zu verdecken. Sich ‹gut zu machen› wird viel wichtiger als sich gut zu fühlen – als überhaupt zu fühlen.
    Im Laufe der Zeit spürte Janice das Bedürfnis, zusätzlich zu ihren ohnehin zahlreichen Leistungen noch die Aufgabe zu übernehmen, sich um einen anderen Menschen zu kümmern, und Robbie, der den Alkoholismus ihres Vaters und die passive Abhängigkeit ihrer Mutter in sich vereinte, war dafür der geeignete Partner. Sie machte ihn (und nach der Trennung die Kinder) zu ihrer Karriere, zu ihrem Projekt, zu ihrem Betäubungsmittel gegen die eigenen schmerzhaften Gefühle.
    Ihre Aufmerksamkeit hatte sich nur auf Ehemann und Kinder konzentriert; der – zumindest zeitweilige – Verlust ihrer Angehörigen führte bei ihr zwangsläufig zum Zusammenbruch: Die Gefühle von Schmerz, Angst und innerer Leere ließen sich nicht mehr vermeiden, sondern stürzten mit voller Wucht auf sie ein. Janice hatte sich selbst immer als die Starke angesehen, die Person, die den Menschen in ihrer Nähe half, Mut zusprach und Ratschläge erteilte. In Wirklichkeit brauchte sie ihren Mann und ihre Kinder viel nötiger, als dies umgekehrt der Fall war. Obwohl sie nicht Janices «Stärke» und «Reife» besaßen, kamen sie ohne Janice zurecht. Sie hingegen konnte unmöglich ohne Mann und Kinder auskommen. Diese Familie hat die großen Veränderungen letzten Endes gut überstanden, was sie zum großen Teil dem Kontakt mit einer erfahrenen Psychologin und der Ehrlichkeit und Klugheit von Robbies Sponsor und seiner Frau verdankt. All diese Menschen hatten erkannt, dass Janices Krankheit genauso zerstörerisch war wie die von Robbie und ihre Genesung ebenso wichtig wie seine.
    Ruth : 28  Jahre alt; verheiratet, Mutter von zwei Töchtern
    Schon vor unserer Heirat wusste ich, dass Sam sexuelle Probleme hatte. Ein paarmal hatten wir versucht, miteinander zu schlafen, aber es klappte nie richtig. Wir erklärten uns diese Misserfolge allerdings damit, dass es sich um vorehelichen Sex handelte. Wir waren beide streng gläubig. Die Religion hatte uns übrigens auch zusammengebracht – wir lernten uns im Abendkurs eines christlichen College kennen und waren zwei Jahre fest befreundet, bevor wir zum ersten Mal den Versuch wagten, uns auch sexuell anzunähern. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon verlobt, der Hochzeitstermin stand fest, also betrachteten wir Sams Impotenz als Zeichen Gottes, dass wir vor der Ehe nicht sündigen sollten. Ich hielt Sam einfach für einen sehr schüchternen jungen Mann und glaubte, ich könnte ihm darüber hinweghelfen, wenn wir erst mal verheiratet waren. Ich sah der Bewältigung dieses Problems bereits freudig entgegen, denn unter meiner Anleitung würde er es schaffen. Allerdings kam es dann ganz anders, als ich gedacht hatte.
    In unserer Hochzeitsnacht schien es endlich bei uns zu klappen, aber plötzlich verlor Sam seine Erektion und fragte mich leise: «Bist du noch Jungfrau?» Als ich nicht sofort darauf antwortete, sagte er: «Das glaube ich nämlich nicht», stand auf, ging ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Ich weinte und konnte auch ihn auf der anderen Seite der Tür weinen hören. Es war eine lange, schreckliche Nacht, die erste von vielen solcher Nächte.
    Bevor ich Sam kennengelernt hatte, war ich mit einem Mann verlobt gewesen, den ich nicht einmal besonders gern gemocht hatte. Er hatte mich verführt, es war zum Geschlechtsverkehr gekommen, und danach glaubte ich, jetzt müsste ich ihn auch heiraten, um meine Ehre zu retten. Aber irgendwann wurde er meiner überdrüssig und verschwand einfach. Ich trug noch immer seinen Ring, als ich Sam kennenlernte. Ich glaube, ich habe erwartet, nach diesem Erlebnis den Rest meiner Tage im Zölibat zu verbringen, aber Sam war so lieb zu mir und übte in sexueller Hinsicht niemals Druck auf mich aus;

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