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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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wenig beunruhigend, meine Individualität, meine Vorlieben und Wünsche zu unterdrücken, um mich in eine »echte MN« zu verwandeln, aber ich hielt diese neue Form für wahrhaftig. Ich war der Ton, Christus der Töpfer. Ich wurde nach Seinem Willen geformt, nicht nach meinem. Und ich ging davon aus, dass ich in diesem Prozess befreit und verwandelt werden würde - nicht verletzt.
    Mit unendlicher Geduld zeigte mir meine Novizinnenmentorin Schwester Karina, wie ich meinen neuen Sari anzulegen hatte: Binde das Seil um deine Taille und verknote es fest. Stecke dann den Sari auf der linken Seite unters Seil, fahre anschließend um die Taille damit fort und führe ihn in einer doppelten Lage noch einmal herum, ziehe ihn dann hoch über die rechte Schulter, um den Nacken herum wieder zur Schulter zurück und sichere ihn dort mit einer Sicherheitsnadel und dem daran befestigten Kreuz. Ziehe zum Schluss den Sari über das geknotete weiße Kopfteil und stecke ihn beidseits fest. Endlich hatte sie mich
in den Sari gewickelt. Wie, fragte ich mich, sollte ich dieses Kunststück schweigend und im Dunkeln am nächsten Morgen meistern? Mein Kopfteil rutschte ständig von meinem glatten Kopf und saß immer schief. Naomi hingegen sah immer ordentlich aus.
    Die Feier zu meinem Eintritt ins Noviziat fand unter dem Vorsitz von Vater Ribiskini, unserem geistigen Oberhaupt statt, der damals der Sekretär von Kardinal Knox war. Am Abend gab es ein Festmahl mit singaras aus würziger Minze, die mit Kartoffeln und Erbsen vermischt, in Teig eingerollt und herausgebraten wurden. Außerdem gab es ein Curry, dazu Reis und anschließend Eiscreme. Später führten die Novizinnen einen indischen Dorftanz auf, um unsere Aufnahme zu feiern. Die Schwestern saßen herausgeputzt und mit den notwendigen Requisiten wie einer Angelschnur, Plastikschlange und Netz ausgerüstet im Schneidersitz im Kreis und sangen eine Geschichte auf Hindi, die sie im Kreis schauspielerisch umsetzten. Dazu sprang jeweils eine von ihnen auf, um im Tanz auszudrücken, was in der Ballade erzählt wurde. Anfangs waren es ein Fisch und ein Fischer, ein Vogel und ein Jäger, eine Schlange und ein Schlangenbeschwörer, dann ein Mädchen und ein Junge! Alle lachten, als der Junge das Mädchen packte.
    Bei den Missionarinnen der Nächstenliebe fanden die erste und die endgültige Profess in zwei Gruppen im Mai und im Dezember statt. Die Schwestern legten ihr letztes Gelübde erst sechs Jahre nach ihrer ersten Profess ab und verpflichteten sich damit der Gemeinschaft fürs ganze Leben; doch man lehrte uns, dass die jährliche Erneuerung
unserer befristeten Gelübde nur eine Formalität des kanonischen Rechts sei. In unserem Herzen sei unsere Hingabe irreversibel und fürs Leben. Gott habe uns gerufen, und die einzige mögliche Antwort laute: »Ja, Herr.« Gleich nach unserer Aufnahme im Mai 1973 feierten wir die ersten Gelübde von Schwester Jasmin und Patience in der All Saints Church. Und zur gleichen Zeit erhielten siebzig Schwestern in Kalkutta die Profess. Nach den Profess-Feiern gingen Patience und Jasmin zum Arbeiten nach Bourke.
    Etwa um dieselbe Zeit kam eine neue Postulantin, Evelyn, aus dem ländlichen Victoria gemeinsam mit Samantha zu uns, einer Engländerin, die im Northern Territory mit Aborigines gearbeitet hatte. Später im Jahr kamen Schwester Laboni und Schwester Elina, Novizinnen wie wir, aus Kalkutta zu uns. Wie Schwester Jasmin war auch Schwester Laboni klassische Tänzerin in der südindischen Tradition. Elina stammte aus Goa und fand wie ich den Sari seltsam, weil sie als Angloinderin ihn als junge Frau nicht getragen hatte. Beide hatten noch ihr langes schwarzes Haar, da das Mutterhaus damit aufgehört hatte, den Novizinnen die Haare zu rasieren, damit die Rückkehr in ihre Familien weniger beschämend für sie war, sofern sie den Orden binnen der ersten zwei Jahre vor dem ersten Gelübde verlassen wollten. Es gehörte zu Mutters Politik, Schwestern aus Indien in Noviziate in Rom oder Melbourne zu schicken, um sie dort mit nicht-indischen Novizinnen auszubilden und so die Uniformität der Ausbildung und des Geistes im gesamten Orden aufrechtzuerhalten.
    Da ich mich in Jeans wohler fühlte als in einem knöchellangen
Habit und Sari, stolperte ich ständig über mein neues Gewand, das weiß und dünn und bald schon grau und zerrissen war. Naomi trug ihres mit mehr Anmut. Wir hatten zwei Kleidungsstücke für den täglichen Gebrauch zum Wechseln und eins für

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