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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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Notfälle und besondere Anlässe. Während man das eine trug, wurde das andere gewaschen, und wir mussten um Erlaubnis fragen, wenn wir »das dritte Set« anziehen wollten. Meins war oft in Gebrauch, weil ich große Probleme hatte, meine Saris weiß und unversehrt zu erhalten.
    Eines Tages, als ich versuchte, von einem Feigenbaum im Hinterhof herunterzuklettern, nachdem ich die Früchte gepflückt und in einem kleinen Eimer für die Abendmahlzeit gesammelt hatte, verlor ich das Gleichgewicht und brach mit dem Fuß durch das rostige Dach eines alten Holzschuppens ein. Naomi beobachtete den Vorfall vom Refektoriumsfenster aus. Sie eilte mir zu Hilfe und drückte meinen Fuß aus dem Schuppeninneren durchs Dach, wobei sie die ganze Zeit lachte.
    Schwester Regina war bald darauf zur Stelle: »Schwestern, etwas mehr Sammlung, bitte. Wir sind hier doch nicht im Internat!« Ich war froh, dass ich Naomis Gesicht nicht sehen konnte, ansonsten wäre es mir wohl schwergefallen, mit dem Lachen aufzuhören. Ich war zerkratzt, aber nicht schlimm verletzt. An Vorsichtsmaßnahmen wie eine Tetanusspritze wurde allerdings nicht gedacht.
    Schwester Regina wollte, dass wir einen Wachhund für die George Street bekamen, und Mama bot an, uns Abby zu schicken, einen Corgi-Mischlingswelpen, den sie zu sich genommen hatte. Abby wurde in Moss Vale in den Zug
verfrachtet. Schwester Naomi und ich liefen von unserem Haus in Fitzroy zur Spencer Street Station, um ihn abzuholen. Der Zug hatte eine Stunde Verspätung, aber schließlich fand ein Zugbegleiter die Hündin in einem speziellen Käfig, der seitlich am Zug angebracht war. Als wir am Bahnsteig entlanggingen, schienen aller Augen auf uns gerichtet - zwei MNs in ihren Mänteln und Saris und ein Welpe, der neben uns hertrottete.
    Schwester Regina dachte, der Hund heiße Abbey, wie Abtei. Mein Bruder Rodney hatte ihn allerdings nach Abigail benannt, einem Star aus einer Fernsehshow, der man wahrlich keine religiösen Absichten unterstellen konnte. Abby kannte die Regeln nicht und kam anfangs dauernd in Schwierigkeiten. Sie verursachte Chaos, indem sie die Gummilatschen der Schwestern durcheinanderwarf, die ordentlich vor der Kapelle aufgereiht standen, während die Schwestern beim Gebet waren. Dann spielte sie mit den geflickten Saris, die sich auf der Wäscheleine blähten, knurrte und bellte sie an, als wären sie lebendig. Einmal zugeschnappt, und die dünne Baumwolle war in Stücke gerissen und bescherte der unglücklichen Schwester, der der Sari gehörte, eine geschäftige Nacht im Versuch, ihn für den nächsten Tag zu reparieren.
    Wir unterhielten Kontakt zu den anderen Mitgliedern der Gemeinschaft in der ganzen Welt, indem wir Rundbriefe an Weihnachten, Ostern und zum Fest der Gemeinschaft - 22. August - schickten und erhielten. Auch Mutter schickte regelmäßig Rundbriefe an sämtliche Häuser, hauptsächlich in Form spiritueller Unterweisungen, aber sie teilte auch wichtige Neuigkeiten mit, wie etwa den unerwarteten
Tod einer Schwester oder die instabiler werdende Lage in irgendeinem Teil der Welt, wo die Schwestern arbeiteten. Aber im Allgemeinen waren wir von allen lokalen oder Weltnachrichten abgeschnitten. Ich litt darunter, denn ich war am Zeitgeschehen sehr interessiert gewesen. Zu jeder sich bietenden Gelegenheit las ich die Zeitungen anderer Leute, im Bus oder im Männerasyl; und ich sah mir die Schlagzeilen genau an, wenn wir die Straße entlanggingen. Mutter las die Zeitungen, uns war das nicht erlaubt.
    Wir waren auch von unseren Familien abgeschnitten und durften Besucher nur am ersten Sonntagnachmittag des Monats empfangen. Aufgeregt empfing ich meine Mutter und manchmal auch meine Schwester Judy, wenn sie die lange Reise im Zug auf sich genommen hatten, um mich zu sehen, und mir vielleicht auch eine Zeitung mitbrachten, die sie unterwegs gelesen hatten.
    »Du klingst gar nicht mehr wie du selbst«, klagte Mama. »Du sprichst im Singsang.«
    »Ich muss so sprechen, Mama, sonst verstehen die anderen Schwestern mich nicht.«
    »Nun, dann versuch es abzustellen, wenn du mit mir sprichst!«
    Manchmal machten Mama und ich einen Spaziergang zu den Fitzroy oder Carlton Gardens, um dem Salon und der Enge des Klosters zu entkommen. Dabei fragte mich Mama eines Tages: »Warum kannst du mich nicht manchmal anrufen? Ich habe das Gefühl, dich verloren zu haben.«
    »Wir dürfen das nicht, Mama.«
    »Ich begreife nicht, warum ihr euch von eurer Familie
derart abkapseln müsst. Wir

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