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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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zu helfen.« Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Als ich es Mama erzählte, war sie glücklich, dass ich in relativer Nähe blieb, aber ich war am Boden zerstört. Ich sagte nichts, hatte aber das Gefühl, noch immer darauf zu warten,
dass mein wahres Leben als MN endlich seinen Anfang nahm. Ich wollte verhindern, dass Menschen hungers starben, und jenen helfen, die auf der Straße lebten, und nicht in einem Noviziat wohnen.
    Nach dem Mittagessen brachen unsere Familien auf, weil zwei MN-Schwestern ihre endgültigen Gelübde in der Saint Patrick’s Cathedral ablegten und wir neuen Professen daran teilnehmen sollten. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit meinen Leuten verbringen können, die immerhin eine Reise von siebenhundert Kilometern von Moss Vale auf sich genommen hatten.
    Im Unterschied zu unserer Zeremonie in der Gemeindekirche wirkte die endgültige Profess in der Kathedrale viel unpersönlicher. Mutter und unsere Schwestern waren ganz weit weg oben vor dem Altar, und von meinem Platz aus versperrte mir eine Säule die Sicht. Die Orgel spielte, und die Gemeinde sang, und als die Schwestern nach Hause kamen, bildeten wir eine Ehrengarde für sie und streuten Blütenblätter über sie.
    Abends wurden Stücke aufgeführt, Lieder gesungen und getanzt. Die Novizinnen führten ein Drama über die heilige Klara auf, das weibliche Äquivalent des heiligen Franziskus, und dann noch ein lustiges Puppenspiel, das uns alle furchtbar zum Lachen brachte. Mutter sprach ein paar Worte und betonte die Notwendigkeit, einander zu lieben, ehe sie uns zum letzten Mal segnete. Die drei anderen brachen noch am Abend mit Mutter auf, um nach Corpus Christi zu gehen.
    Traurig und niedergeschlagen blieb ich im Ausbildungshaus zurück. Mutter war gegangen, meine Familie gekommen
und wieder abgereist, doch ich blieb, obwohl ich mein Ziel erreicht und meine Gelübde abgelegt hatte, im Noviziat. Nach all der Aufbauarbeit hatte sich für mich nicht viel verändert. Ich saß im hinteren Teil der Kapelle auf dem Fußboden und versuchte, meiner Enttäuschung Herr zu werden. »Offensichtlich, Herr, ist es dein Wille, dass ich dem städtischen Melbourne und dem Noviziat nicht entkomme.«
    Am nächsten Morgen um vier Uhr brach Schwester Elina nach Bourke auf, Schwester Naomi ging ein paar Tage später nach Katherine, und Schwester Laboni musste noch zwei Wochen auf ihren Flug nach Port Moresby in Papua-Neuguinea warten. Schwester Regina, Schwester Benedict und ich liehen uns den alten verbeulten Ford Cortina des Gemeindepriesters aus, um sie zum Flughafen zu bringen. Kurz bevor sie im Terminal verschwand, wünschte ich ihr alles Gute und sprach die Hoffnung aus, eines Tages zu ihr zu kommen. Auf dem Heimweg blieb Vaters Wagen liegen. Schwester Laboni war vermutlich bereits in Moresby, ehe ich im Noviziat ankam, um meine neuen Aufgaben zu übernehmen.

4
    Leben als Professe: Noch immer in Australien
    »Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert.«
    (Matthäus 10,38)
     
     
    Ich hatte mich auf einen neuen aufregenden Posten gefreut, aber die Berufungen waren bei den MNs nie vorhersehbar. Dennoch wäre es mir nie in den Sinn gekommen, dass Mutter mich dazu berufen könnte, im Noviziat zu unterrichten, weil die mit der Ausbildung betrauten Schwestern normalerweise über mehr Erfahrung verfügten und nicht gerade erst ihre Profess abgelegt hatten. Wir wurden jedoch immer wieder woandershin berufen, sodass es ein guter Selbstschutz war, keine Präferenzen zu haben. Eine Schwester aus dem Haus in Bourke beispielsweise hatte eine Versetzung nach Manila erhalten und war nach Melbourne gereist, um hier ein Visum für die Philippinen zu beantragen. Sie kehrte nach Bourke zurück, um dort zu arbeiten, bis es genehmigt wurde, doch nur, um ein paar Wochen später zu erfahren, dass ihr Auftrag geändert worden war, sodass sie wieder nach Melbourne musste, um die Formulare nun für Papua-Neuguinea einzureichen. So etwas passierte ständig.

    Nach unserer Profess wurde das Ausbildungshaus in das zweistöckige Gebäude in der Gore Street verlegt, das wir dafür hergerichtet hatten, nachdem das Männerasyl geschlossen worden war. Mutter beschloss, die Aspiranz, eine sechsmonatige »Schnupperphase«, die ursprünglich dazu gedacht gewesen war, Schwestern, die nicht Englisch sprachen, dabei zu helfen, die Sprache zu erlernen, ehe sie mit ihrer Ausbildung begannen, in Australien zu einer festen Einrichtung zu machen.

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