Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Noviziat umzubauen. Einige der Männer zogen um nach Corpus Christi, andere hingegen bezogen ein anderes Asyl in der Nähe. Wir säuberten und schrubbten das Haus, und einige der Männer von Corpus Christi führten Reparaturen durch und sorgten für einen neuen Anstrich. Eine Weile lebten die Professen und die Tertianerinnen dort, denn um unsere spirituelle Vorbereitung nicht zu stören, wollte Schwester Regina das Noviziat erst nach unsere Profess im Mai verlagern.
In der Fastenzeit, eine Zeit der Buße, verzichteten wir auf einige Freuden, wozu das Opfer gehörte, unsere Post erst mit einwöchiger Verspätung zu erhalten. Mitte Februar rief Mama mich sehr aufgeregt an, und Schwester Regina erlaubte mir, den Anruf entgegenzunehmen. Es musste etwas Schlimmes passiert sein.
»Hast du meinen Brief nicht bekommen?«, fragte Mutter weinend.
»Nein. Was ist denn los?«
»Ich habe ihn letzte Woche abgeschickt. Er sollte längst da sein«, erwiderte sie.
»Ich werde Schwester Regina fragen. Vielleicht ist er irgendwo hängen geblieben. Was ist denn passiert?«
»Rod wäre beinahe gestorben. Er ist noch immer sehr krank. Er hatte eine Lungenentzündung, und beide Lungenfügel sind kollabiert.«
Ich wollte sofort bei ihr sein. Panik erfasste mich, und weil ich Angst hatte, er könnte sterben, glaubte ich, sofort nach Hause zu müssen.
»Liegt er im Bowral Hospital?«
»Nein. Sie haben ihn nach Lewisham verlegt. Ich bin jeden Tag nach Sydney gefahren. Er wurde operiert und muss vielleicht noch mal operiert werden. Ich war beim Gericht, um in Erfahrung zu bringen, wo sich sein Vater aufhält. Sie wollten es mir nicht sagen, also sagte ich: ›Ich dachte, es interessiert ihn vielleicht, dass sein Sohn im Sterben liegt.‹«
»Und, hast du Kontakt zu ihm bekommen?«
»Das Gericht hat ihn benachrichtigt. Er kam einmal ins Krankenhaus und hat dort mehr oder weniger die Leitung übernommen. ›Mach dir keine Sorgen, ich werde ihn morgen besuchen‹, sagte er. ›Du kannst mal eine Pause machen und brauchst nicht von Moss Vale hochzukommen.‹ Aber er tauchte nicht auf. Rod war den ganzen Tag allein, sein Vater kam nicht mehr wieder.«
Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also tröstete ich sie am Telefon, so gut ich konnte, und flehte dann Schwester Regina an, mich nach Hause fahren zu lassen, damit ich meinem Bruder und meiner Mutter helfen konnte.
»Nein, Tobit. Du legst in zwei Monaten deine ersten Gelübde ab, und während des Noviziats ist kein Urlaub erlaubt.
Wenn du dich Gott hingibst, wird er sich um alle jene kümmern, die du liebst.«
Tagelang beschäftigte mich dies und lenkte mich ab, und ich war hin- und hergerissen zwischen dem von mir gewählten Lebensweg und meiner Familie. Ich hatte das Gefühl, meine Mutter und auch den Rest meiner Familie im Stich zu lassen, indem ich nicht bei ihnen war. Schwester Regina schickte Rod und Mama eine kleine Notiz mit Genesungswünschen und versicherte ihnen, Gott liebe ihn und Mama dennoch. »Je mehr Gott dich liebt, umso mehr stellt er dich auf die Probe«, schrieb sie. Alle acht Schwestern, die mit mir im Noviziat waren, unterschrieben eine Mitteilung mit dem Versprechen, für eine rasche Genesung zu beten. Nach ein paar Wochen erhielt ich einen Brief, in dem stand, dass Rod wieder zu Hause sei, mit zwei »Narben wie von einem Haifischbiss« auf dem Rücken.
Als meine erste Profess immer näher rückte, versuchte ich, mir darüber Klarheit zu verschaffen, ob es mir möglich wäre, mich wie beabsichtigt ein Leben lang Gott und dem Orden zu verpflichten. Dass ich mit Schwierigkeiten rechnen musste, stand fest, aber ich war dennoch entschlossen, mein Leben in den Dienst an den Armen zu stellen. Dieses Ziel gab mir Kraft; ich glaubte, dies sei mein ganzer Lebenssinn. Der Gedanke, erst einen Abschluss zu machen und dann eine Weile bei einer Freiwilligen-Organisation wie Australian Volunteers im Ausland zu arbeiten, kam mir gar nicht. Mutter Teresa inspirierte mich noch immer. Ich wollte mit ihr zu denjenigen, die sich vor den Toren unserer Gesellschaft befanden. Und das, obwohl ich als eine MN-Schwester wie ein unmündiges Kind behandelt wurde.
Ich war zu der Überzeugung gelangt, dass Gott mich für seine Zwecke benutzen würde, wenn ich ihm alles gab, was ich besaß, und mir Kraft gäbe, die Probleme und Widersprüche in der Gemeinschaft zu bewältigen. Perfekt sei es nirgendwo, redete ich mir ein.
Am 22. März 1975 erhielt ich einen handgeschriebenen Brief von
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