Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Weil Naomi und ich bereits Englisch sprachen, waren wir davon ausgenommen und sofort als Postulantinnen in die Gemeinschaft aufgenommen worden.
Die fünf Postulantinnen, Schwester Benedict und ich lebten in einer Gemeinschaft. Im gleichen Haus bildete Schwester Regina mit den neun Novizinnen, vier aus Indien und fünf aus Australien, eine eigene Gemeinschaft.
Während der Übergangszeit zwischen offenem Asyl und Kloster kletterten einige der Männer, die in der Gore Street gewohnt hatten, nachts über den Zaun und versuchten, über die Feuerleitern ins Haus zu gelangen. Doch Abby, die ihre eigene Ausbildung abgeschlossen hatte und ein sehr braver Wachhund geworden war, verjagte sie.
Ich war dazu abgestellt, die Novizinnen und Postulantinnen täglich in drei Unterrichtseinheiten auf Gebieten zu unterrichten, die mir selbst nicht richtig vertraut waren: Kirchengeschichte bei den Postulantinnen und Kirchengeschichte sowie Moraltheologie bei den Novizinnen. Die Novizinnen zu unterrichten, war ein komisches Gefühl, weil ich noch vor Kurzem selbst eine von ihnen gewesen war, aber nach unserem Trimester am Assumption Institute hatte keine andere Novizinnengruppe mehr externe
Studien betrieben, also wurde ich gebeten, das weiterzugeben, was ich gelernt hatte. Ich war meinen Schülerinnen in Kirchengeschichte selbst nur ein Kapitel voraus, hatte aber wenig Zeit, meinen Unterricht vorzubereiten. Ein paar Monate lang musste ich zusehen, dass ich freie Zeit für Fahrstunden herausschlug. Eine der Laienmitarbeiterinnen hatte eine Fahrschule und half mir. Obwohl ich ein paar Mal recht stotternd anfuhr, bekam ich binnen zwei Monaten meinen provisorischen Führerschein.
Vormittags arbeitete ich zweieinhalb Stunden und nachmittags von halb vier bis sieben im Zentrum für obdachlose Männer oder machte mit einer der Postulantinnen, normalerweise mit Schwester Hua, Hausbesuche, wobei ich mit ihr gehorsam den Rosenkranz an Ampelkreuzungen betete und in etwa die gleiche Arbeit erledigte, die ich als Postulantin mit Schwester John gemacht hatte. Wir besuchten alte Leute, die ans Haus gefesselt und allein in ihren Wohnungen waren, sowie Menschen mit eingeschränkter Mobilität in den Wohnhäusern der Innenstadt. Wir erledigten für sie die Einkäufe, die Wäsche, das Putzen und unterhielten uns mit ihnen. Einige waren starke Trinker, um die sich keiner kümmerte.
Auf diese Weise traf ich Vince wieder, den alten Kerl aus der Gertrude Street, der noch immer kein Glück bei der Pferdewette gehabt hatte. Ein anderer Stammpatient war Bill. Während Schwester Hua und ich eines Tages darauf warten mussten, dass die Wäsche eines anderen Mannes im Waschsalon fertig wurde, gingen wir los, um Bill zu besuchen. Sein Zimmer war noch abgeschlossen, was ungewöhnlich war, denn er war immer zeitig auf und saß vor
seinem Heim, um die Morgensonne zu genießen und ein Schwätzchen mit den Passanten zu halten. Ausgehen war für ihn unmöglich, denn er konnte nur ein paar Schritte laufen. Wir riefen und hörten ihn irgendwas zur Antwort grunzen. Durchs Fenster konnte ich nichts sehen, und die Tür wollte ich auch nicht gewaltsam öffnen lassen, für den Fall, dass er nur ausschlafen wollte, also sprang ich auf seinen Fenstersims und warf einen Blick durch einen Spalt des heruntergelassenen Rollos. Ich konnte seine Füße sehen - er lag auf dem Fußboden, fast unter dem Bett, eingeklemmt zwischen Bett und Tisch. Ich sprang wieder herunter und holte den Mann von nebenan zu Hilfe. Er stieß mit der Schulter die Tür auf, damit wir uns um Bill kümmern konnten, der Fieber und einen rasselnden Atem hatte.
»Halten Sie durch, Kumpel! Wir kriegen Sie schon wieder hin«, versicherte ich ihm. »Wir rufen einen Krankenwagen.«
»Ich pfeif euch was, wenn ihr mich ins Krankenhaus bringen wollt!«, entgegnete er.
»Ich fürchte, Sie haben keine andere Wahl, mein Lieber, hier auf dem Fußboden können Sie nicht bleiben.« Er setzte sich kaum zur Wehr. Er lag mit Lungenentzündung danieder, aber nach einigen Antibiotika im Krankenhaus war er bald schon wieder der Alte und machte Späßchen mit uns, als wir ihn ein paar Tage später dort besuchten.
Zu meiner Arbeit gehörte es auch, Einwandererfamilien zu besuchen, denen ich half, sich dem Leben in Australien anzupassen, indem ich sie mit den Organisationen bekannt machte, die sie beim Erlernen des Englischen und bei der Arbeitssuche unterstützen konnten. Einmal die
Woche ging ich zusammen mit den Schwestern in
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