Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Mutter Teresa, in dem sie mir bestätigte, dass ich zu meinen ersten Gelübden im Mai dieses Jahres zugelassen sei, und mich ermahnte, im Gebet und im Schweigen zu wachsen und zu lernen, die anderen so zu lieben, wie Christus mich liebte. Ich war aufgeregt und hatte nur noch einen Gedanken, dass ich nämlich bald das Ausbildungshaus verlassen und die Arbeit beginnen würde, deretwegen ich in den Orden eingetreten war. In der Freizeit unterhielten wir uns darüber, wohin man uns wohl schicken würde. Ich hoffte, nach Afrika oder nach Asien zu kommen.
Anfang Mai kamen neue Postulantinnen zu uns, darunter Doreen aus Neuseeland, Lacy aus Australien und drei Frauen aus Singapur - Hua, Jun und Mei-ling. Doreen war erst vor Kurzem zum Katholizismus konvertiert, und die Schwestern aus Singapur machten einen sehr verlorenen Eindruck in diesem neuen Land mit seinem völlig anderen Lebensstil. Die Aussicht, dass Mutter Teresa bald kommen und sie formal in der Gemeinschaft willkommen heißen würde, begeisterte sie jedoch.
Mutter kam rechtzeitig nach Australien, um mit uns die Klausur vor der Profess zu machen, die der Zisterzienserabt von Tarrawarra, Dom Kevin O’Farrell, im Kloster von Corpus Christi leiten würde. Ehe die Klausur begann, verbrachte
Mutter ein paar Tage bei uns und berichtete uns Neuigkeiten von den Schwestern weltweit.
»Die Arbeit in Afrika wächst und gedeiht«, sagte sie. »Gott meint es gut mit uns Schwestern. Es gibt bereits dreißig afrikanische Postulantinnen in Addis Abeba und dazu noch über hundert äthiopische Aspirantinnen. Ich werde ein Noviziat in Äthiopien aufbauen müssen, um sie alle zu unterrichten. Gott sorgt für uns. Es ist wunderbar!
Im Nahen Osten ist die Lage sehr unsicher«, fuhr sie fort. »In Amman konnten unsere Schwestern vor dem Erschießen gerettet werden, weil Schwester Damian und ich vor einiger Zeit einen Mann von der Straße aufgelesen hatten, der an einem Gangrän litt. Wir sorgten dafür, dass er medizinisch versorgt wurde, und die Schwestern kümmerten sich um ihn, bis er wieder gesund war. Dieser Mann wurde Kommandant der Guerillakämpfer. Er tauchte an dem Ort auf, wo die Schwestern gefangen gehalten wurden. Er erkannte in Schwester Damian eine der Frauen, die ihm geholfen hatten. ›Lasst diese Frauen gehen!‹, befahl er. ›Sie tun Gottes Werk.‹
Es gibt so viele andere Geschichten, die ich euch erzählen könnte, Schwestern.« Sie schnitt in ihren Gesprächen mit uns viele Themen an. »Gebete sind mächtig. In Gaza war die Armee auf dem Vormarsch und zerstörte alles - brannte Häuser nieder und tötete Menschen. Unsere Schwestern und ein Orden arabisch sprechender Nonnen begannen eine Novena - ein neuntägiges Gebet -, während der sie Tag und Nacht den Rosenkranz beteten. Am neunten Tag kam die Armee nur eine Straße entfernt von unserem Kloster zum Stillstand.«
Sie besprach mit uns die Lektionen, die wir aus diesem Beispiel ziehen sollten. »Denkt immer daran, Schwestern: ›Bittet und ihr werdet bekommen.‹ Bald werden einige von euch ihre ersten Gelübde ablegen. Wenn ihr wirklich voll und ganz zu Gott gehören wollt, müsst ihr Ihm zur Verfügung stehen, damit Er über euch gebieten kann, wie es Ihm gefällt. Beschäftigt euch nicht zu sehr damit und habt keine Sorge. Gott ist da. Er wird euch helfen. Die Schwestern in Gaza waren sehr angespannt und besorgt: ›Sollen wir nicht weggehen, Mutter?‹, fragten sie mich. ›Viele Leute werden getötet.‹
›Nein, Schwestern‹, sagte ich ihnen. ›Lasst es mich nur wissen, wenn ihr tot seid!‹«
Diese offensichtliche Missachtung der Sicherheit unserer Schwestern erschütterte mich, aber Mutter lachte und erklärte: »Ich wusste, Gott würde sie beschützen. Von dem Moment an, als die Schwestern das akzeptierten, waren sie friedlich und glücklich, trotz aller Widerwärtigkeiten. Gott wird euch nie vergessen, Schwestern. Er ist immer da. Er liebt jeden von uns individuell und persönlich. Er hat euch in die Innenseite Seiner Hand eingeschnitzt. Kein Spatz fällt zu Boden, ohne dass unser Vater es weiß, seid also ohne Sorge!«
Mutter beschrieb sich und ihre Schwestern als die »Gemahlinnen des Gekreuzigten«. Mit unserer Weihe wurde von uns erwartet, unseren Gelübden gemäß zu leben und alles Leid, jedes Opfer und selbst den Tod zu akzeptieren, falls dieser uns ereilen sollte. Unsere Gelübde, so erklärte sie uns, waren wie ein Eheversprechen; wir verpflichteten uns damit jedoch nicht
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