Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
Vom Netzwerk:
gelegt, damit Er sich ihrer bedient, wie es Ihm beliebt. Bleibe deiner Sache dort treu, wo du bist. Blühe dort, wo du gepflanzt wurdest. Versuche nicht, deinen eigenen Willen zu behaupten.«
    »Ja, Schwester«, sagte ich und spielte dabei meine Rolle der gehorsamen Nonne, so gut ich es konnte, obwohl in mir die Sehnsucht brannte, im Ausland oder im Outback zu sein und der Ungleichheit auf der Welt etwas entgegenzusetzen. Schwester Regina bat mich, das Gebet der Hingabe von Vater Charles de Foucauld aufzusagen, um »vollkommene Hingabe« zu lernen. Er hatte eine Zeit lang als Handwerker unter den Armen gewohnt und gearbeitet.
Für ihn und Mutters Patronin, die heilige Theresa von Lisieux, waren die gewöhnlichen Aufgaben des Alltagslebens von Heiligkeit durchdrungen, wenn man sie mit Liebe und Aufmerksamkeit erledigte.
     
     
    »Mein Vater, ich überlasse mich Dir, mach mit mir, was Dir gefällt. Was Du auch mit mir tun magst, ich danke Dir. Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an. Wenn nur Dein Wille sich an mir erfüllt und an allen Deinen Geschöpfen, so ersehne ich weiter nichts, mein Gott. In Deine Hände lege ich meine Seele; ich gebe sie Dir, mein Gott, mit der ganzen Liebe meines Herzens, weil ich Dich liebe und weil diese Liebe mich treibt, mich Dir hinzugeben, mich in Deine Hände zu legen, ohne Maß, mit einem grenzenlosen Vertrauen; denn Du bist mein Vater.«
     
     
    Meine Enttäuschung blieb trotz meiner Gebete, als die Postulantinnen, Novizinnen und ich fünfzig Teekisten mit der von den Laienmitarbeitern gesammelten Dosenmilch, den Kleidern und der Seife packten. Ich träumte davon, näher ans Geschehen zu kommen, anstatt Waren nach Indien verschicken zu helfen, aber ich kam weiterhin meinen Pflichten nach, unterrichtete und besuchte jene, die an den Rändern der Innenstadt Melbournes lebten.
    Schwester Regina wiederholte nachdrücklich ihre Botschaft an mich, dass Gottes Wille wichtiger war, als schwierige Dinge zu tun. Obwohl Jesus Gott war, sei er in der Provinz von Nazareth geblieben und habe, bis er dreißig war, Maria und Joseph gehorcht, ohne etwas Erwähnenswertes zu leisten. Die ganze Zeit sei er jedoch vom Vater
für sein geistliches Wirken in der Öffentlichkeit vorbereitet worden. Schwester Regina war der Meinung, ich hätte weitere »Reinigung« nötig, ehe man mich würde in die Welt schicken können.
     
     
    Während des chinesischen Neujahrfestes verkleideten Schwester Regina und ich uns als chinesische »Alte«, mit Pferdeschwänzen, die wir aus den geschorenen Haaren unserer Schwestern machten, um unseren an Heimweh leidenden Postulantinnen aus Singapur kleine rote Geschenkpäckchen zu überreichen. Unsere Bärte, Schnurrbärte und Gehstöcke brachten sie so zum Lachen, dass sie vergaßen, uns ein langes Leben und Gesundheit zu wünschen, wie es üblich wäre, wenn einen jemand in so ehrwürdigem Alter besuchte.
    Im Mai 1976 erneuerte ich mein Gelübde zum ersten Mal, und zwar gemeinsam mit den Schwestern Karina und Annette, die schon ein Jahr vor mir ihre Profess hatten. Schwester Karina war seitdem sehr krank gewesen und hatte lange Zeit im Krankenhaus mit einer Bluterkrankung und dann wegen eines gebrochenen Beins gelegen. Schwester Jasmin, die klassische Tänzerin aus Kerala, verließ uns in aller Stille und kehrte nach Indien zurück, nachdem sie beschlossen hatte, ihr Gelübde nicht zu erneuern. Ich konnte mich nicht von ihr verabschieden und fragte mich oft, wie sie sich wohl in ihrem traditionellen Fischerdorf zurechtfinden mochte, als schöne junge Frau mit sehr kurzen Haaren, die sie noch eine ganze Weile mit dem Stigma der Ex-Nonne brandmarken würden.
    Im Juni wurde Schwester Benedict, oder Spitfire, nach
sieben Jahren in Australien zurück nach Indien beordert. Wir brachten sie zusammen mit drei großen Teddybären, die die Gefangenen im Pentridge Goal für sie gemacht hatten, zum Flughafen. Ihre Mutter lag im Sterben, was wohl der Grund gewesen sein mochte, weshalb sie zurück nach Hause durfte. Die Männer in Corpus Christi, die Gefangenen und alle, die auf der Straße lebten, respektierten Schwester Spitfire, deren kleine Gestalt sich oft vor Lachen schüttelte und die nie vor harter Arbeit zurückschreckte.
    Unter den Schwestern war ein Kommen und Gehen. Die neuseeländische Postulantin Doreen und die Australierin Lacy verließen die Gemeinschaft, aber Hua, Jun und Meiling sollten Novizinnen werden, wenn Mutter im Dezember zu uns kam. Zwei Australierinnen

Weitere Kostenlose Bücher