Wenn heiße Wuensche erwachen
hier, wer kommt und wer geht.”
„Nun, was die Gäste angeht, besitzt er diese Autorität sicher nicht.” Lächelnd versuchte sie ein Selbstvertrauen auszustrahlen, das sie nicht empfand.
„Ja, Ma’am.” Justin tippte sich an den Hut.
Sie rieb Girlie noch einmal die Nüstern und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer.
Justin schaute ihr hinterher, dann drehte er sich um und ging zum Telefon in der Sattelkammer.
„Hazel? Hier spricht Justin von der Ferienranch.” Er lauschte kurz, dann kam er zur Sache.
„Ich habe ein paar interessante Neuigkeiten für Sie. Ihre Nichte will früher abreisen als geplant.”
Er lauschte erneut und zuckte bei den Flüchen am anderen Ende der Leitung zusammen.
„Ja. Sie wird den ganzen Tag in ihrem Zimmer sein.” Er nickte. Dann nickte er noch einmal.
Dann legte er auf.
Der morgendliche Ausritt hatte noch nicht begonnen, da klopfte es gebieterisch an Lyndies Tür. Überzeugt, dass es Bruce war, der sie dazu bringen wollte, sich auf ein Pferd zu setzen, riss sie die Tür auf, die passende Erwiderung bereits auf den Lippen.
Aber es war nicht Bruce. Es war Hazel. Ihre Miene drückte Besorgnis aus. Gleichzeitig schien sie verärgert zu sein.
„Was bringt dich denn hierher?” Lyndie winkte sie ins Zimmer.
„Mir kam zu Ohren, dass du schon wieder weg willst, und ich kann dir nur sagen, dass ich mir langsam ziemlich blöd vorkomme.”
Lyndie rieb sich die Augen, die vom Schlafmangel gerötet waren. „Es ist nicht gut, wenn ich bleibe. Ich habe versucht, mich zu entspannen …” Plötzlich kam ihr ein Gedanke. „He”, rief sie, „woher weißt du überhaupt, dass ich früher als geplant abreisen will? Hast du die Zimmer verwanzt? Oder hat du hier einen Spion?”
„Nein, beruhige dich wieder. Du hast wahrscheinlich allen hier erzählt, dass du abreisen willst, stimmt’s?”
„Ja, vermutlich”, musste Lyndie kleinlaut einräumen.
Hazel sah unerklärlicherweise erleichtert aus. „Und was ist mit unserer Wette?” Die Rinderbaronin warf einen Blick hinter sich zur offenen Tür.
Draußen lachten Bruce und Susan, die sich für den Ausritt mit den anderen fertig machten, über einen Witz.
„Hör auf den gut gemeinten Rat einer alten Dame, Liebes - ich glaube, du gibst dir nicht genug Mühe, diese Wette zu gewinnen.”
„Vielleicht passen Susan und Bruce besser zusammen. Außerdem habe ich versucht, ihn zu verführen, und es hat einfach nicht funktioniert. Da stecke ich das bisschen Energie, das ich noch übrig habe, doch lieber in mein Unternehmen.”
„Wieso sperrst du dich so dagegen?”
Hazels Worte entwaffneten Lyndie. Ohne es zu merken, liefen ihr die Tränen die Wangen hinunter. Resigniert setzte sie sich auf die Bettkante. „Ich weiß es nicht, Hazel. Wenn man mit anschauen musste, wie das eigene Leben zerbricht, kann man sich hinterher einfach nicht mehr gehen lassen.”
„Ach, Unsinn, dein Leben ist nicht zerbrochen, es ist höchstens einiges gründlich schiefgelaufen. Du brauchst bloß einen guten Mann, einen ordentlichen Schneesturm und eine Flasche Wein. Glaub mir, danach sieht die Welt anders aus.”
Lyndie lachte trotz ihre Tränen. „Wenn deine Methoden so primitiv sind, erstaunt es mich, dass du damit noch so prahlst.”
„Ich habe schon einige Paare mit dieser Methode ins Eheglück geführt.” Hazel stand auf.
Der Schaukelstuhl, in dem sie gesessen hatte, schaukelte quietschend hin und her, was an Lyndies empfindlichen Nerven zerrte. „Nur Gott kann einen Schneesturm produzieren, Liebes”, meinte Hazel.
„Und du bist nicht Gott”, fügte Lyndie hinzu.
Hazel grinste, und ihre Augen leuchteten wieder. „Das stimmt, aber ich komme gleich nach ihm, vergiss das nicht.”
Erneut musste Lyndie lachen. Es tat gut, dass die Anspannung nachließ.
„Du hast so viel Leben in dir”, fuhr Hazel fort. „Und ich werde dich dazu bringen, die Dinge lockerer zu sehen, oder ich will ein Kalb im Blizzard sein.”
„Ein was?” Lyndie starrte sie an.
„Bloß so ein typischer Rancherspruch.” Hazel zwinkerte. „Jetzt pass auf. Ich verspreche dir, kein fauler Zauber mehr. Aber dafür musst du mir versprechen, zu bleiben. Abgemacht?”
„Ich werde eine Woche bleiben, danach muss ich anfangen, dir dein Geld wiederzubeschaffen.” Lyndie wartete gespannt auf Hazels Reaktion.
„Na schön, eine Woche. Aber in dieser Zeit widmest du dich ausschließlich dem Vergnügen und kümmerst dich nicht um die Arbeit, verstanden?”
„Verstanden.
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