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Wenn Ich Bleibe

Titel: Wenn Ich Bleibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Forman
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Wir fühlten uns unbehaglich. Die Gespräche kamen nur schleppend voran. Einer von uns sagte etwas, und der andere sagte gleichzeitig etwas völlig anderes.

    »Du zuerst«, sagte ich dann.
    »Nein, du«, widersprach Adam.
    Die Höflichkeit zwischen uns tat schon fast weh. Ich wollte sie durchdringen, wollte zu dem Glühen jener Nacht in Portland zurückkehren, aber ich wusste nicht, wie ich dahin kommen konnte.
    Adam lud mich zu einem Auftritt seiner Band ein. Das war sogar noch schlimmer als in der Schule. Wenn ich mich schon in meiner Familie wie ein Fisch an Land fühlte, dann hatte ich in Adams Freundeskreis den Eindruck, ein Fisch auf dem Mars zu sein. Er war immer von irren, lebhaften Leuten umgeben, von hübschen Mädchen mit gefärbten Haaren und Piercings, von reservierten Typen, die auflebten, wenn Adam sich mit ihnen über Rockmusik unterhielt. Ich konnte einfach nicht das Groupie spielen. Und ich wusste nicht, wie man über Rockmusik sprach. Es war eine Sprache, die ich eigentlich hätte beherrschen sollen, zum einen, weil ich selbst Musikerin war, zum anderen, weil ich die Tochter meines Vaters war, aber ich tat es nicht. Es war, als würde man mit einem Kantonesen Mandarin sprechen. Er versteht ein bisschen davon, aber eben nicht richtig. Die meisten Nicht-Chinesen setzen voraus, dass alle Chinesen sich problemlos miteinander verständigen können, aber Kantonesisch und Mandarin sind sehr verschieden.
    Der Gedanke, zu Adams Auftritten gehen zu müssen, schreckte mich ab. Ich war nicht eifersüchtig. Und es
war auch nicht so, dass mir seine Musik nicht gefallen hätte. Ich schaute ihm gern beim Spielen zu. Wenn er auf der Bühne stand, sah es so aus, als wäre die Gitarre ein Teil seines Körpers, ein dritter Arm. Und wenn er von der Bühne kam, war er verschwitzt, aber es war ein so sauberer Schweiß, dass ich versucht war, ihm das Gesicht abzulecken wie einen Lutscher. Natürlich tat ich es nicht.
    Wenn die Fans ihn umringten, wich ich an den Rand zurück. Adam versuchte immer, mich wieder zu sich zu ziehen, mir einen Arm um die Hüfte zu legen, aber ich löste mich von ihm und zog mich in den Schatten zurück.
    »Magst du mich nicht mehr?«, fragte mich Adam einmal nach einem Auftritt. Er sagte es scherzhaft, aber ich konnte die Kränkung hinter der spielerischen Frage spüren.
    »Ich weiß nicht, ob ich weiterhin zu deinen Shows kommen sollte«, sagte ich.
    »Warum nicht?«, fragte er. Diesmal gab er sich keine Mühe zu verbergen, dass er verletzt war.
    »Ich habe das Gefühl, dass du dich nicht gehen lassen kannst, wenn ich da bin. Ich will nicht, dass du dir Gedanken um mich machen musst.«
    Adam meinte, dass es ihm nichts ausmachen würde, sich Gedanken um mich zu machen, aber ich merkte genau, dass das nicht ganz stimmte.
    Wahrscheinlich hätten wir uns schon in diesen ersten
Wochen wieder getrennt, wäre da nicht mein Zuhause gewesen. Bei mir, bei meiner Familie, fanden wir eine gemeinsame Basis. Als wir einen Monat zusammen waren, lud ich Adam zu mir zum Abendessen ein. Er saß in der Küche und unterhielt sich mit meinem Vater über Rockmusik. Ich beobachtete sie und verstand nicht einmal die Hälfte von dem, worüber sie sprachen, aber anders als bei den Auftritten fühlte ich mich nicht als Außenseiterin.
    »Spielst du Basketball?«, fragte mein Vater. Er war ein Basketballfan und schaute sich oft Spiele an. Manchmal ging er nach draußen und warf Körbe.
    »Klar«, sagte Adam. »Auch wenn ich nicht besonders gut bin.«
    »Man muss nicht gut sein. Man muss nur mit dem Herzen dabei sein. Willst du eine Runde spielen? Du hast ja schon die passenden Schuhe an«, sagte mein Vater und warf einen Blick auf Adams Converse-Treter. Dann wandte er sich zu mir. »Hast du was dagegen?«
    »Gar nicht«, sagte ich und lächelte. »Ich kann üben, während ihr spielt.«
    Sie gingen zum Schulhof der nahe gelegenen Grundschule. Eine Dreiviertelstunde später kamen sie wieder. Adam war schweißnass und sah ein bisschen durcheinander aus.
    »Was ist los?«, fragte ich. »Hat dich der alte Kerl abgezogen?«
    Adam schüttelte den Kopf und nickte gleich darauf.
»Nun, ja. Aber das ist es nicht. Eine Biene hat mich in die Handfläche gestochen, während wir spielten. Dein Vater hat meine Hand gepackt und das Gift herausgesaugt.«
    Ich nickte. Das war eine Sofortmaßnahme, die uns meine Großmutter beigebracht hatte, und anders als bei Klapperschlangen funktioniert es bei Bienenstichen. Man bekommt so den Stachel

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