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Wenn Ich Bleibe

Titel: Wenn Ich Bleibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Forman
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Urteilsverkündung für einen Schwerverbrecher.
     
    Vor ein paar Wochen gingen wir zusammen auf eine Silvesterparty. Adam betrank sich, und als die Uhr zwölf schlug, küsste er mich heftig. »Versprich mir was. Versprich mir, dass wir nächstes Jahr zusammen Silvester feiern«, flüsterte er mir ins Ohr.
    Ich wollte ihm gerade erklären, dass ich auf jeden Fall an Weihnachten und an Silvester zu Hause sein würde, selbst wenn ich nach New York ginge, aber dann wurde mir klar, dass es ihm um etwas anderes ging. Und so gab ich ihm das Versprechen, denn ich wollte genauso wie er, dass es wahr werden würde. Ich erwiderte seinen Kuss mit der gleichen Heftigkeit, als ob ich mit unseren Lippen unsere beiden Körper miteinander verschmelzen könnte.
    Als ich an Neujahr nach Hause kam, fand ich meine ganze Familie in der Küche versammelt vor, samt Henry, Willow und ihrem Baby. Mein Vater bereitete
das Frühstück zu: Tatar von geräuchertem Lachs, seine Spezialität.
    Henry schüttelte den Kopf, als er meiner ansichtig wurde. »Schau dir die jungen Leute an. Mir kommt es vor wie gestern, als ich selbst um acht Uhr morgens nach Hause getaumelt kam und dachte, ich sei noch früh dran. Heute würde ich einen Mord begehen, nur um bis acht Uhr schlafen zu können.«
    »Wir haben es nicht mal geschafft, bis Mitternacht aufzubleiben«, gestand Willow, die das Baby auf ihrem Schoß auf und ab hopsen ließ. »Was letztendlich ein Glück war, weil diese kleine Dame beschloss, das neue Jahr morgens um halb sechs beginnen zu lassen.«
    »Ich bin bis Mitternacht wach geblieben!«, schrie Teddy. »Ich habe im Fernsehen gesehen, wie sie um zwölf Uhr den großen Ball fallen gelassen haben. Das ist in New York, weißt du? Wenn du dahin ziehst, darf ich dann kommen und in echt zugucken, wie der Ball runterfällt?«, fragte er.
    »Aber klar, Teddy«, sagte ich und spielte die Begeisterte. Die Vorstellung, nach New York zu ziehen, wurde immer realer, und obwohl mich der Gedanke mit einer nervösen, wenn auch zwiespältigen Erregung erfüllte, schien mir das Bild von Teddy und mir an einem Silvesterabend in New York unglaublich viel Einsamkeit auszustrahlen.
    Meine Mutter schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Es ist Neujahrsmorgen, also werde ich
kein Wort darüber verlieren, dass du um diese Uhrzeit nach Hause kommst. Aber wenn du betrunken bist, kriegst du Hausarrest.«
    »Bin ich nicht. Ich habe nur ein Bier getrunken. Ich bin einfach müde.«
    »Einfach müde, ach ja? Das ist alles?« Meine Mutter nahm mein Handgelenk und drehte mich zu sich. Als sie mein niedergeschlagenes Gesicht sah, legte sie den Kopf schräg, als wollte sie fragen: Alles in Ordnung mit dir? Ich zuckte mit den Schultern und biss mir auf die Unterlippe, um die Tränen zurückzudrängen. Meine Mutter nickte. Sie gab mir eine Tasse Kaffee und führte mich zum Tisch. Dann setzte sie mir einen Teller Lachstatar und eine dicke Scheibe Sauerteigbrot vor, und obwohl ich mich nicht im Mindesten hungrig gefühlt hatte, lief mir das Wasser im Mund zusammen, und mein Magen knurrte plötzlich, als hätte ich tagelang nichts gegessen. Ich aß schweigend, unter den wachsamen Augen meiner Mutter. Als alle fertig waren, schickte meine Mutter sie ins Wohnzimmer, wo sie sich die Parade im Fernsehen anschauen konnten.
    »Raus mit euch«, befahl sie. »Mia und ich werden uns um den Abwasch kümmern.«
    Sobald die anderen draußen waren, kam meine Mutter zu mir, und ich fiel ihr förmlich in die Arme. Ich heulte und ließ die ganze Spannung und die Unsicherheit der letzten Wochen aus mir heraus. Sie stand still da und ließ sich von mir den Pullover nass weinen.
Als ich aufhörte, hielt sie mir den Schwamm hin. »Du spülst. Ich trockne ab. Wir reden. Ich finde das immer sehr beruhigend. Das warme Wasser, der Schaum …«
    Meine Mutter nahm sich ein Küchenhandtuch, und gemeinsam gingen wir an die Arbeit. Ich erzählte ihr von Adam und mir. »Es kommt mir so vor, als hätten wir perfekte anderthalb Jahre gehabt«, sagte ich. »So perfekt, dass ich nie über die Zukunft nachgedacht habe. Dass wir verschiedene Wege gehen könnten.«
    Das Lächeln meiner Mutter war traurig und wissend zugleich. »Ich habe darüber nachgedacht.«
    Ich drehte mich zu ihr um. Sie starrte aus dem Fenster und beobachtete zwei Spatzen, die in einer Pfütze badeten. »Ich erinnere mich an letztes Jahr, als Adam zum Weihnachtsessen zu uns kam. Ich sagte zu deinem Vater, dass du dich zu früh verliebt

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