Wenn Ich Bleibe
möglich, dass mein Baby schon in die zweite Klasse geht?«
»Ich bin kein Baby«, protestierte Teddy gekränkt.
»Tut mir leid, aber bis wir das nächste Kind bekommen, bleibst du mein Baby.«
»Das nächste Kind?«, fragte mein Vater mit gespieltem Erschrecken.
»Entspann dich. Ich mache nur Spaß – na ja, fast«, sagte meine Mutter. »Mal sehen, wie wir uns fühlen, wenn Mia aufs College geht.«
»Ich werde im Dezember acht. Dann bin ich ein Mann, und ihr müsst mich Ted nennen«, verkündete Teddy.
Ich prustete den Orangensaft, den ich gerade getrunken hatte, durch die Nase. »Ach, wirklich?«, lachte ich.
»Das hat mir Casey Carson gesagt«, erklärte Teddy und presste entschlossen die Lippen aufeinander.
Meine Eltern und ich stöhnten auf. Casey Carson war Teddys bester Freund, und wir alle mochten ihn sehr. Auch seine Eltern schienen nette Leute zu sein, und daher war es uns ein Rätsel, wie sie ihrem Sohn einen so lächerlichen Namen hatten verpassen können.
»Na, wenn Casey Carson das sagt«, meinte ich kichernd, und kurz darauf lachten auch meine Eltern.
»Was ist so lustig?«, wollte Teddy wissen.
»Nichts, kleiner Mann«, sagte mein Vater. »Es liegt nur an der Hitze.«
»Können wir heute trotzdem mit dem Rasensprenger spielen?«, fragte Teddy. Mein Vater hatte ihm versprochen, dass er am Nachmittag den Rasensprenger anstellen würde, damit Teddy unter den kleinen Fontänen hindurchlaufen konnte, obwohl der Gouverneur alle Bewohner des Staates aufgefordert hatte, in diesem Sommer Wasser zu sparen. Dieses Anliegen hatte meinen Vater sehr verärgert. Er meinte, dass es in Oregon acht Monate im Jahr regnete und dass wir uns um das Grundwasser nun wirklich keine Sorgen machen müssten.
»Worauf du dich verlassen kannst«, sagte mein Vater. »Von mir aus kannst du das ganze Grundstück unter Wasser setzen.«
Teddy war besänftigt. »Wenn das Baby laufen kann, kann es dann mit mir durch den Rasensprenger laufen?«
Meine Mutter schaute meinen Vater an. »Keine schlechte Idee«, sagte sie. »Ich glaube, Willow hat heute ihren freien Tag.«
»Wir könnten grillen«, fiel meinem Vater ein. »Immerhin ist heute Labor Day – der Tag der Arbeit -, und in dieser Hitze vor einem Grill zu stehen, gilt auf jeden Fall als Arbeit.«
»Außerdem haben wir noch jede Menge Steaks im Gefrierschrank, weil dein Vater ja vor zwei Monaten diese Rinderhälfte gekauft hat«, sagte meine Mutter. »Also, warum nicht?«
»Kann ich Adam einladen?«, fragte ich.
»Sicher«, sagte meine Mutter. »Wir haben ihn ja in letzter Zeit kaum zu Gesicht bekommen.«
»Ich weiß«, sagte ich. »Es läuft ziemlich gut für die Band.« Damals war ich vom Erfolg von »Shooting Star« noch begeistert. Ehrlich und ganz und gar. Meine Großmutter hatte erst kürzlich den Samen von Juilliard in meinen Kopf gesät, aber er hatte noch keine Wurzeln geschlagen. Ich hatte mich noch nicht entschieden, ob ich mich bewerben würde. Meine Beziehung zu Adam war noch völlig unbelastet.
»Wenn der Rockstar sich anlässlich eines einfachen Picknicks mit dem gewöhnlichen Volk einlassen will«, scherzte mein Vater.
»Wenn er sich mit mir einlässt, dann wird er es auch mit euch aushalten«, erwiderte ich grinsend. »Ich denke, ich werde auch Kim einladen.«
»Je mehr, desto lustiger«, sagte meine Mutter. »Wir schmeißen eine Party wie in den alten Zeiten.«
»Als die Dinosaurier noch lebten?«, fragte Teddy.
»Genau«, nickte mein Vater. »Als die Dinosaurier noch lebten und deine Mutter und ich noch jung waren.«
Es kamen etwa zwanzig Leute. Henry, Willow, ihre Tochter, Adam, der Fitzy mitbrachte, Kim, die von ihrer Cousine aus New Jersey begleitet wurde, und ein Haufen Freunde meiner Eltern, die sie seit Ewigkeiten
nicht mehr gesehen hatten. Mein Vater schleppte unseren uralten Grill aus dem Keller und verbrachte den ganzen Nachmittag damit, ihn sauber zu schrubben. Wir grillten Steaks, Tofuwürstchen und vegetarische Burger. Es gab Wassermelone, die in einem Eimer mit Eis kühl lagerte, und einen Salat mit Gemüse von dem Bio-Hof, den ein paar Freunde meiner Eltern betrieben. Meine Mutter und ich backten drei Kuchen mit wilden Brombeeren, die Teddy und ich gepflückt hatten. Wir tranken Pepsi aus diesen altmodischen Flaschen, die mein Vater in irgendeinem verstaubten Laden gefunden hatte, und ich schwöre, dass sie besser schmeckten als jede Cola, die ich bis dahin getrunken hatte. Vielleicht lag es daran, dass es so heiß war,
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