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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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an seinem Hemdkragen und zeigte ihr die andere Seite seines Halses.
    Sissy schnappte nach Luft. »Du hast sogar zwei!«, kreischte sie mit derart hoher Stimme, dass es Stanley nicht
gewundert hätte, wenn nur noch Hunde sie hätten wahrnehmen können. Wie auf ein Stichwort galoppierte Clouseau die Treppe hinunter. Er hatte, wie Stanley später von Sissy erfuhr, seit Stanleys Abreise auf dessen Bett gelegen und Trübsal geblasen. Der riesige Vierbeiner vergaß augenblicklich alles, was ihm Dara Flood beigebracht hatte, richtete sich auf die Hinterläufe auf und stürzte sich auf Stanley. Dieser konnte gerade noch die Tüte mit dem Thunfisch auf den Tisch werfen, damit er die Hände frei hatte, um sich zu verteidigen, dann landeten sie auch schon beide auf der Couch und verhedderten sich hoffnungslos in der Bettdecke, die ein fixer Bestandteil von Sissys Arbeitsplatz war.
    Sissy nutzte die Gunst der Stunde, schnappte sich den Thunfisch und rannte in die Küche, um ihn im Tiefkühlfach zu verstecken. Dann stellte sie zwei Pling!-Menüs in die Mikrowelle, kippte eine Tüte Fertigsalat in eine Schüssel, deckte den Tisch, füllte zwei große Gläser mit einem kräftigen Merlot und setzte sich.
    Ihre Reflexe waren blitzschnell, das musste man ihr lassen. Nachdem Clouseau sein Herrchen ausgiebig abgeleckt hatte, legte Stanley eine Mad-Men -DVD ein (Clouseaus Lieblingsserie; wohl, weil darin ständig geraucht wurde  – June Robinson war Kettenraucherin gewesen) und deponierte einen riesigen Lammknochen im Futternapf. Im Fischladen wurde nämlich auch Fleisch feilgeboten, und der Verkäufer hatte Clouseau sogleich ins Herz geschlossen.
    Sissy nahm einen großen Schluck Wein. »So, und jetzt erzähl«, befahl sie und steckte sich einen riesigen Bissen Essen in den Mund. Stanley stocherte mit der Gabel in dem Konglomerat auf seinem Teller herum, das allem Anschein nach Hühnchen in Jägersauce darstellen sollte. Ganz sicher war er sich nicht.
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist zu früh, um es an die große Glocke zu hängen. Das bringt Unglück«, wandte er ein, wohlwissend, dass ihm dieses Argument ungefähr so viel nützen würde wie ein kaputter Regenschirm in einem Hurrikan.
    »Unsinn. Du weißt, ich werde schweigen wie ein Grab.«
    »Also gut … Ich habe deinen Rat beherzigt.«
    »Ich habe dir bloß geraten, mit Dara in einen Park oder eine Ausstellung zu gehen. Von Sex habe ich nichts gesagt.« Sissy musterte ihn mit dem Mutterstolz einer Ente, die ein besonders flauschiges gelbes Küken ihr Eigen nennt.
    »Es war gar nicht beabsichtigt«, wandte Stanley ein.
    »Das ist es doch nie«, brummte Sissy missmutig. Sie dachte wohl gerade an all die Männer, die ohne es zu beabsichtigen mit ihr geschlafen hatten.
    »Aber … Ich bin froh darüber«, fügte er ungefragt hinzu. »Es war … wunderbar.«
    »Wunderbar?«, wiederholte Sissy ungläubig.
    »Ja. Genau das war es. Wunderbar«, beharrte er und nickte.
    »Details?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Privatsache.«
    Sissy seufzte, nickte aber. Stanley konnte nicht fassen, dass sie sich so rasch geschlagen gab. Dann hörte sie auf zu nicken und zu seufzen. »Sag mir wenigstens wie oft.«
    »Sissy, ich …«
    »Ich würde nicht danach fragen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    »Okay. Viermal, wenn du es unbedingt wiss…«
    Sissy sprang auf und schwenkte ihr Weinglas. »VIER
MAL!«, rief sie. »Damit ist dein Status als Quasi-Jungfrau offiziell wieder aufgehoben.«
    »Sissy, bitte! Ich hätte es dir nicht sagen sollen. Versprich mir, dass du es niemandem erzählst, ja? Wer weiß, was daraus wird oder wohin es führt. Das ist alles so neu. Ich hatte noch gar keine Zeit, mir alles durch den Kopf gehen zu lassen.« Aber sein Grinsen war wieder da, genaugenommen war es gar nie verschwunden.
    »Was wollte eigentlich Cora neulich?«, fragte Sissy.
    »Ach, nichts Wichtiges.«
    »Hast du immer noch vor, zur Verlobungsparty zu gehen?«
    »Selbstverständlich. Dara begleitet mich.«
    Sissy sagte nichts, sie juchzte lediglich und imitierte eine mit den Flossen klatschende Robbe.
    Danach widmeten sie sich eine Weile dem Essen, und ehe Stanley sich’s versah, hatte er seinen Teller leergeputzt. Wenn man mit einer ordentlichen Dosis Wein nachspülte, schmeckte es gar nicht so schlecht.
    »Ich finde, wir sollten auf die Liebe anstoßen«, verkündete Sissy und hob das Glas.
    »Von Liebe war nie die Rede«, sagte Stanley rasch, und sein Grinsen wich jäh der gewohnten besorgten

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