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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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hören waren.



9
    »Wann kommst du wieder zur Arbeit?«, wollte Tintin wissen, als er am Donnerstag anrief. »Die Meute wird unruhig.«
    »Morgen«, sagte Dara zu ihrer eigenen Überraschung, weil ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie durchdrehen würde, wenn sie noch einen Tag länger zu Hause herumsaß und versuchte, dem Streit, zu dem ihre Mutter wild entschlossen schien, aus dem Weg zu gehen, während sie darauf warteten, dass Angel – die alte Angel – aus ihrem Zimmer kam.
    »Du fehlst mir. Uns allen«, sagte Tintin, dann rief er, vermutlich zu Anya gewandt: »Wirf den Grill an, sie kommt zurück!«
    Im Hintergrund hörte Dara die übliche Kakophonie – Gewinsel und Gebell, das Geklapper der Käfige und das Getrippel kleiner Pfoten auf der Metalltreppe, die zum Eingangsbereich des Containers führte, den Tintin als Rezeption bezeichnete.
    Dara konnte durchs Telefon beinahe den intensiven, süßlich feuchten Geruch des Hundeasyls wahrnehmen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihre Schützlinge am Tor versammelt auf sie warten. Ihr Empfangskomitee. Und Tintin und Anya, ihre Freunde. Ihre ersten, wenn sie ganz ehrlich war. Davor waren ihre Freunde im Grunde Angels Freunde gewesen, in der Schule und auch sonst. Alle wollten mit
Angel befreundet sein, und da Dara zu Angel gehörte, waren sie eben auch mit Dara befreundet.
    Mit siebzehn hatte Dara angefangen, im Hundeasyl zu jobben. Ehrenamtlich. Sie hatte sich immer einen Hund gewünscht, einen Welpen, aber Mrs. Flood hatte sich standhaft geweigert. Sie hatte als alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern alle Hände voll zu tun und wollte sich nicht auch noch um einen Hund kümmern müssen. Dann hatte Angel die Zeitungsannonce entdeckt. Freiwillige Helfer für Hundeasyl gesucht. Es wurde aufgezählt, welche Tätigkeiten anfielen. Die Hunde füttern, pflegen und ausführen, die Zwinger reinigen. Das war viel besser, als einen eigenen Hund zu haben – es war, als hätte man viele Hunde. Der Haken an der Sache war, dass man von ihnen Abschied nehmen musste, wenn eine Familie kam und einen der Hunde mitnahm. Oder, weit schlimmer, wenn einer vom Tierarzt eingeschläfert wurde, weil ihn niemand haben wollte.
    Aber Dara war zu dem Schluss gekommen, dass eben alles immer zwei Seiten hat und sie sich irgendwann an die Abschiede gewöhnen würde. Aber sie hatte sich bis heute nicht daran gewöhnt. Nicht so richtig.
    »Unsere Aufgabe bästeht darin, ihr Zuhause zu finden«, hatte Anya ernst erklärt, was sich wegen ihres polnischen Akzents noch ernster anhörte. Dara gefiel der Gedanke, dass es für jeden Hund irgendwo da draußen ein Zuhause gab. Sie mussten es nur finden. Dasselbe sagte Tintin über die GGL (die Ganz Große Liebe): Es gibt für jeden eine. Außer vielleicht für Owen Wilson.
    Das fand Dara ungerecht. The Darjeeling Limited war einer ihrer Lieblingsfilme. »Was gibt es denn an Owen Wilson auszusetzen?«
    »Die Nase«, hatte Tintin kopfschüttelnd gesagt. »Ein Trauerspiel.«
    »Die hat er sich eben ein paarmal gebrochen. Glaube ich«, sagte Dara. »Sie verleiht ihm ein bisschen Persönlichkeit.«
    »Sie ist total krumm und schief, sonst nichts«, winkte Tintin ab. »Und hat er nicht einen Selbstmordversuch hinter sich?« Er hielt sich für die Celebrity-Koryphäe schlechthin, dabei bezog er seine Informationen hauptsächlich aus den Zeitschriften Heat und Now.
    »Er war deprimiert, sonst nichts. Willst du etwa behaupten, deprimierte Menschen mit einer leicht schiefen Nase haben kein Recht darauf, die ganz große Liebe zu finden?«
    »Ich rede hier nicht von allen deprimierten Menschen, und von leicht schief kann bei Owen Wilsons Nase keine Rede sein.«
    Dara sehnte sich nach einer solchen Unterhaltung. Tintin hatte sich von Anfang an darauf verstanden, sie zum Lachen zu bringen, und er tat es gern, weil Dara so lachte, als würde sie versuchen, es zu unterdrücken, sagte er. Auch Anya brachte Dara oft zum Lachen, allerdings reagierte sie irritiert, wenn sich Tintin und Dara mal wieder über eine ihrer Geschichten schieflachten. Wie damals, als sie ihnen von der Dinnerparty bei ihrem Freund erzählt hatte, der inzwischen ihr Exfreund war. Nachdem einer der Gäste »ihre Heimat beleidigt« hatte, war sie aufgestanden, hatte ihre Schachtel mit dem mitgebrachten, selbstgebackenen Erdbeer-Käsekuchen (»Er war gekauft, aber trotzdem …« ) genommen und war zur Tür hinausstolziert – nicht ohne vorher eine Runde um den Tisch zu drehen und die bereits

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