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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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verteilten Kuchenstücke wieder einzusammeln.
    »Warum lacht ihr?«, hatte sie nach ihrem Bericht mit gerunzelter Stirn gefragt. »Das war kein Witz.«
    »Du fehlst mir auch«, sagte Dara zu Tintin.
    »Himmel, das klingt ja fast ein bisschen nach Lassie kehrt zurück«, sagte Tintin und fuhr dann mit sanfter Stimme fort: »Wie geht es eigentlich Angel?« Tintin liebte Angel fast so sehr wie Dara sie liebte.
    Dara zögerte. Angel war bei der Dialyse, und seit Joes Besuch gestern Abend sah sie so richtig krank aus – bleich und dünn und zugleich aufgebläht. Ihr war das Engelhafte abhandengekommen, jener fundamentale Wesenszug, wegen dem sie jeder Angel nannte.
    »Ich hole meine Jacke«, hatte Dara gesagt, als Angel vorhin heruntergekommen war, die Hand auf dem Treppengeländer.
    »Schon gut, Dara. Du brauchst nicht mitzukommen.«
    »Ich will aber.« Dara hatte sich mit der Jacke über dem Arm zu ihr umgedreht. »Ich möchte dir Gesellschaft leisten.«
    Angel hatte den Kopf geschüttelt, ohne sie anzusehen. »Nein, lass nur. Du hast genügend anderes zu tun.«
    Dara war in ihre Jacke geschlüpft und hatte entschlossen den Reißverschluss bis zum Kinn hochgezogen. Angel hatte erneut den Kopf geschüttelt. »Ich fahre allein.« Damit hatte sie ihren Schlüsselbund vom Tischchen im Flur genommen und war zur Tür gegangen.
    »Aber ich komme immer mit, wenn ich frei habe«, hatte Dara in einem grauenhaft quengeligen Tonfall beharrt. Sie begleitete Angel tatsächlich oft zur Dialyse, und dann lasen sie, spielten Karten (meist Gin Rommé) oder teilten sich die Kopfhörer von Angels iPod und hörten Musik.
    »Das ist nicht nötig. Du hast meinetwegen schon genug Zeit vertan.« Angel hatte schon die Haustür geöffnet.
    »Aber es hat sich doch nichts geändert!« Dara hätte Angel am liebsten gepackt und geschüttelt.
    »Es ist lieb von dir, dass du mitkommen willst, und ich weiß es zu schätzen, ehrlich, aber ich muss wahrscheinlich noch Jahre zur Dialyse, und es wäre wirklich zu viel verlangt, dass du all diese Zeit an mich verschwendest. Ich erwarte es auch gar nicht. Ist doch sinnlos, wenn wir beide unsere Zeit verschwenden, nicht?« Angels Hände zitterten, der Schlüsselbund klimperte.
    Sie wandte sich ab und trat vor die Tür. Dara folgte ihr. Angel stieg ins Auto und saß einen Moment lang ratlos da, als wüsste sie nicht, was sie als Nächstes tun sollte. Dara ergriff die Gelegenheit.
    »Aber ich habe mir extra frei genommen, damit ich dir Gesellschaft leisten kann.«
    Angel starrte auf das Lenkrad. »Das war nicht nötig. Das hab ich nicht von dir verlangt.« Es klang wie eine Entschuldigung.
    Dara wartete ab. Angel blickte stur geradeaus.
    »Ich komme zu spät.«
    Sie steuerte den Wagen rückwärts aus der Einfahrt, die Lippen fest zusammengepresst.
    Dara hatte ihr nur noch hilflos nachsehen können.
    Doch zu Tintin sagte sie bloß: »Angel ist bei der Dialyse.«
    »Du klingst so komisch«, stellte er fest. »Ist alles okay?«
    »Ja, ja. Alles bestens.«
    »Möchtest du Tintin vielleicht irgendetwas erzählen?« Sogar Tintin nannte sich selbst Tintin.
    »Es hat Zeit.«
    »Dann ist also doch nicht alles okay?«
    »Ich erzähl’s dir morgen, ja?«
    »Nicht auflegen jetzt!«, kreischte Tintin. »Das kannst du mir nicht antun! Tintin will wissen, was los ist!«
    »Bis morgen, Tintin.«
    Sein Protestgeheul drang aus dem Telefon bis sie aufgelegt hatte.



10
    Stanley kaufte schließlich zwei Kerzenständer von Newbridge  – ein unpersönliches Geschenk, in das man nichts hineininterpretieren konnte, das zugleich aber auch bewies, dass er sich Gedanken gemacht hatte, denn Cora liebte Kerzenlicht. Sie sagte stets, der Schein einer Kerze würde sie von ihrer Schokoladenseite zeigen, und da hatte sie absolut recht, wie Stanley fand. Hm. Oder war sein Geschenk doch nicht unpersönlich genug? Kerzenlicht  – war das unter den gegebenen Umständen nicht etwas zu intim?
    Zu Hause angekommen war er wieder zu der Überzeugung gelangt, dass Kerzenständer ein gutes Geschenk waren. Gut genug jedenfalls. Zumindest konnte er das Thema damit abhaken.
    »Was ist denn mit dir los?«, wollte Sissy wissen, als er zur Tür hereinkam. Sie hatte sich den Bauchmuskelstimulator umgeschnallt, guckte EastEnders und schaufelte Schoko-Karamell-Eis aus der Packung in sich hinein.
    »Nichts. Warum?«, keuchte Stanley, denn Clouseau hatte sich wie üblich sogleich auf ihn gestürzt und ihm die dicken Vorderpfoten auf die Schultern gelegt, um

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