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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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Wildleder-Mokassins. Edward hatte eine schwache Blase, die ihn in Stresssituationen gern mal im Stich ließ.
    Nun war es der Chihuahuabesitzer, der aufheulte. Er taumelte rückwärts, und Dara bückte sich instinktiv nach dem Pudel, weil es so aussah, als wollte er Edward einen Tritt in sein keck hochgerecktes Hinterteil verpassen. Doch der Mann zog lediglich einen Schuh aus, um ihn am Gras abzuwischen. Dann schnappte er sich den Gartenschlauch und spritzte sich sehr gründlich die Hand ab, mit der er den Schuh gehalten hatte.
    Als Dara dem Parkangestellten den Schlauch zurückgab, reagierte dieser auf ihre nochmalige Entschuldigung mit einem resignierten Kopfschütteln. »Notgeile Köter«, sagte er, fast wie zu sich selbst. »Die bringen mich noch ins Grab.«
    »Tut mir wirklich leid«, beteuerte Dara. Sie musste die Stimme erheben, um gehört zu werden, denn Edwards Gejaule war nun in ein herzzerreißendes, zittriges Gewinsel übergegangen.
    Der Besitzer des Chihuahua sagte eine Weile nichts. Er war damit beschäftigt, jeden einzelnen Finger mit einem großen Leinentaschentuch abzutrocknen, das er anschließend wieder zusammenfaltete und in seiner Jackentasche verstaute. Dann überraschte er Dara mit einem strahlenden Lächeln, bei dem er blendend weiße Zähne enthüllte.
    »Ian Harte«, sagte er und streckte ihr erneut die Hand hin. Es klang, als würde er seinen Namen rezitieren wie ein Sonett.
    »Dara Flood«, erwiderte sie.
    »Oh«, sagte er. »Ist das nicht ein Männername?«
    »Kann es auch sein, ja.« Dara zuckte die Achseln. »Ehrlich gesagt wurde ich sogar nach einem Mann benannt, von der Krankenschwester, die bei meiner Geburt dabei war. Sie hat mir den Namen ihres Großvaters gegeben, der im
Zweiten Weltkrieg am D-Day während der Landung der Alliierten in der Normandie gefallen ist.«
    »Hatte Ihre Mutter denn noch keinen Namen für Sie ausgesucht, als sie ins Krankenhaus kam?«
    Das hatte sie allerdings. Besser gesagt, Mr. Flood, bevor er losgezogen war, um Zigaretten zu kaufen und nie mehr gesehen ward. Er hatte darauf bestanden, das Kind Eugene zu nennen, falls es ein Junge wurde, und Meryl, falls es ein Mädchen werden sollte, weil er ein riesiger Meryl-Streep-Fan war. Nun kann man einem Vater, der eine werdende Mutter dreizehn Tage vor der Niederkunft verlässt, wohl nicht allzu viel Positives nachsagen, aber die Tatsache, dass Dara dafür der Name Meryl erspart geblieben war, gehörte definitiv in diese Kategorie. »Doch«, sagte Dara, »aber sie hat ihre Meinung geändert.«
    »Ist ja … faszinierend«, sagte Ian, obwohl er eher verwirrt als fasziniert wirkte.
    »Aber es ist auch ein Mädchenname«, sagte Dara.
    Inzwischen hatte sich Ian wieder einigermaßen gefasst.
    »Sie sind viel hübscher als Ihr Name«, sagte er. »Hat Ihnen eigentlich schon mal jemand gesagt, dass sie Jodie Foster zum Verwechseln ähnlich sehen?« Dara nickte, obwohl sie das zum ersten Mal hörte. Es hieß immer nur, sie sei ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Ian Harte redete noch immer. »… höre des Öfteren, ich würde Anthony Hopkins ähneln, der mit Jodie Foster in Schweigen der Lämmer gespielt hat. Erinnern Sie sich?«
    »Ich glaube, den Film habe ich nicht gesehen«, musste Dara zugeben.
    »Natürlich nicht.« Ian nahm sie etwas genauer unter die Lupe. »Dafür sind Sie viel zu jung, nicht wahr?«
    »Na ja, ich …«
    »Ach, tut mir leid, wo sind bloß meine Manieren abgeblieben?« , murmelte Ian und streckte ihr zum dritten Mal die Hand hin. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Dara.«
    In der darauffolgenden Woche lud er sie zum Abendessen ein – in ein abgelegenes Restaurant mit schummriger Beleuchtung, das sich irgendwo in Wicklow am Ufer eines träge dahinfließenden Flusses befand.
    »Ich weiß, das mag etwas verfrüht erscheinen, weil wir uns gerade erst kennengelernt haben«, sagte er zwischen den beiden zwei roten Kerzen hindurch, die auf dem Tisch standen. »Aber ich möchte ganz offen mit dir reden, damit du weißt, woran du bist.« Er erklärte, er sei geschäftlich oft unterwegs und müsse sich zudem um seine kranke Mutter kümmern, weshalb er nicht die Zeit für die Art von Beziehung habe, die einer jungen Frau wie Dara Flood vermutlich vorschwebte. Sie könnten sich nur sporadisch sehen, und manchmal bloß für ein paar Stunden, und zuweilen würde er ein Treffen kurzfristig absagen müssen.
    Dara nickte. Sie wusste es zu schätzen, dass er das Thema Beziehungen so erwachsen anging.

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