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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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Baby«, hatte er zu ihr gesagt, sobald sie an sein Krankenhausbett getreten war.
    »Das wirst du aber leider müssen«, hatte Dara sanft erwidert, und dann war sie gegangen, ehe sie es sich anders überlegen konnte. Sie war ziemlich durch den Wind und wusste, sie durfte ihn nicht wiedersehen. An diesem Abend waren Tintin und Anya mit ihr in den Pub gegangen.
    »Wir sind so stolz auf dich, Dara«, hatte Tintin gesagt und ihr die Hand getätschelt, und Anya hatte lächelnd genickt. Die beiden hatten sie so voller Bewunderung betrachtet, als hätte sie soeben die Friedensverhandlungen im Nahen Osten erfolgreich zum Abschluss gebracht.
    »Was ist, wenn er es wieder tut?«, hatte Dara besorgt gesagt.
    »Dann lass uns hoffen, dass er äs schafft«, hatte Anya grimmig gesagt und einen Schluck von ihrem Pint genommen.
    »Ich mein’s ernst, Anya. Er hätte sterben können.«
    »Dieser Waschlappen hat den Tod gar nicht verdient«, hatte Tintin ihr fröhlich versichert.
    »Diesäs Aas wird niemals sterben«, hatte Anya gesagt. »Är ist zu blöd dazu.«
    Danach hatte Dara lange keine Lust auf eine Beziehung gehabt. Und dann hatte sie Ian Harte kennengelernt.
    Ian war anders.
    Ian war ein Einzelkind, seine Mutter war alt, schwächlich und gebrechlich, sprich, es war ausgeschlossen, dass
er den nächsten Schritt machen und von zu Hause ausziehen würde. Das hatte er Dara bei ihrer zweiten Begegnung gesagt, die zugleich ihr erstes Date gewesen war. Kennengelernt hatten sie sich an einem Samstagvormittag im Rosengarten des St. Anne’s Park, nachdem Edward die Leine abgestreift und erfreut mit dem Schwänzchen wedelnd Reißaus genommen hatte. »Edward!«, hatte Dara gerufen und war dem Pudel hinterhergerannt, der bereits auf einen Chihuahua zusteuerte, dem das Alter ziemlich zugesetzt hatte. Edward liebte dünne Hunde und scherte sich nicht um ihr Alter. Als sich Dara auf ihn stürzen wollte, trat Edward einen wohlüberlegten Schritt zur Seite, sodass sie geradewegs in einem frisch bepflanzten Blumenbeet landete. Sie rappelte sich auf und spie einen Klumpen Erde aus.
    »Was uns Rose heißt, wie es auch hieße, würde lieblich duften«, säuselte eine Stimme hinter ihr.
    Dara drehte sich um, und da war er, Ian Harte, und zitierte Shakespeare. Als Erstes sah sie seine Beine. Sie waren lang und kräftig und steckten in einer beigefarbenen Chino-Hose. Ihr Blick wanderte nach oben. Braune Jacke, babyrosa Hemd.
    Dara wusste nicht recht, was sie sagen sollte.
    Der Mann streckte ihr die Hand hin. »Kommen Sie, ich helfe Ihnen.« Seine Hand war fleischig und warm. Er roch nach dem Aftershave aus der Flasche, die Mr. Flood zurückgelassen hatte und die nach all den Jahren noch immer in ihrem Badezimmerschränkchen stand, von einer dicken Staubschicht bedeckt. Ein würziger Duft. Sein braunes Haar war an den Schläfen etwas angegraut, aber noch ziemlich dicht, dafür hatte es sich am Oberkopf schon ziemlich gelichtet. Distinguiert, dachte Dara.
    Er streckte den Arm aus und fasste ihr ins Haar, und Dara wünschte sogleich, sie hätte sich morgens gebürstet.
    »Hier«, sagte er und reichte ihr ein Blatt.
    »Äh, danke«, stotterte Dara und nahm es entgegen.
    »Es war in Ihren Haaren«, erklärte er. Sein Atem roch nach Pfefferminz und Frühstücksflocken. Weetabix oder so.
    »Oh«, sagte Dara.
    Ihre Unterhaltung wurde von Edwards aufgeregten Grunzlauten unterbrochen. Der Mann fuhr herum. »Lass das, du Bestie!«, schrie er. Dara drehte sich um. Der Chihuahua stand da wie jemand, der auf den Bus wartet – geduldig und gelangweilt, während Edward die Vorderpfoten um seinen mageren Rücken schlang und sich anschickte, ihn zu besteigen.
    »Schluss damit!«, brüllte der Mann und rannte auf die beiden Hunde zu.
    Dara lief derweil zu einem Parkangestellten, der unweit von ihnen ein Rosenbeet goss, riss ihm mit einer hastigen Entschuldigung den Schlauch aus der Hand und richtete den Wasserstrahl auf die Hunde. Edward war ganz in die Paarung vertieft und schenkte ihr keinerlei Beachtung, doch das Chihuahua-Weibchen jaulte wie erwartet auf. Dara wusste, dass Chihuahuas eine Abneigung gegen Wasser hegten, insbesondere gegen kaltes Wasser. Edward machte ungerührt weiter, bis seine Gespielin den Kopf nach hinten drehte und ihre winzigen, scharfen Zähne in seinen weißen Pelz versenkte. Das wirkte. Er stieß ein spitzes, mädchenhaftes Jaulen hervor, wieselte in seiner Verwirrung zwischen die Beine des Mannes und pinkelte ihm auf die

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