Wenn ich dich gefunden habe
Stimme klang jetzt schärfer.
»Genau. Er … er hat etwas herausgefunden. Über Mr. Flood, meine ich.«
Mrs. Flood stand mit dem Rücken zu ihr an der Spüle und kramte in ihrer Friseurtasche, aber sie hörte zu. Dara erkannte es an ihrer Schulterhaltung.
»Also … Er war … offenbar hoch verschuldet, als er uns verlassen hat«, fuhr Dara fort, um einen neutralen, informativen Tonfall bemüht. »Bei einem Geldhai in Dublin.«
Mrs. Flood schwieg, doch Dara sah, wie sie sämtliche Muskeln anspannte. Sie schloss ihre Tasche und stellte sie auf einen Stuhl. Erst dann sah sie Dara an. In ihrer Miene spiegelte sich eine erschöpfte Resignation wider. Sie setzte sich.
Und da begriff Dara. »Das wusstest du bereits.«
Mrs. Flood lachte, ein trockenes, bellendes Lachen ohne jede Spur von Belustigung. »Ich hatte da so einen Verdacht. Ich war ja schließlich mit ihm verheiratet.«
»Warum hast du es mir nicht erzählt?«, fragte Dara. Ihr neutraler Tonfall war ihr abhanden gekommen. Ihr wurde heiß. Das Wäscheschildchen hinten in ihrem T-Shirt kratzte. Sie zerrte am Ausschnitt.
»Warum hätte ich es dir erzählen sollen? Dir oder sonst irgendjemandem. Das geht niemanden etwas an außer mir. Und deinen Vater.« Es klang trotzig. Daras Herz hämmerte in ihrer Brust, ansonsten herrschte Stille in der Küche. »Woher weiß das dieser Stanley Flinter überhaupt?«, fragte Mrs. Flood mit Misstrauen im Blick.
»Er ist Privatdetektiv, Mam. Er hat es herausgefunden. Er wusste, dass Mr. Flood ein Spieler war, und …«
»Von wem?«
»Slither Smith hat es erzählt, als wir in Bailieborough waren«, sagte Dara.
»Natürlich. Auf den alten Geizhals ist Verlass«, schnaubte Mrs. Flood. Sie klang nun wieder so verbittert wie eh und je. Die Unterhaltung kam Dara vor wie eine doppelte Mathematikstunde, bevor Mr. Horan gekommen war.
»Dann ist es also wahr?«, fragte sie. »Was Slither gesagt hat? Dass mein Vater ein Spieler war? Und das, was Stanley herausgefunden hat – dass er hoch verschuldet war?«
»Das ist lange her, Dara. Was für einen Unterschied macht das jetzt noch?« Mrs. Floods Stimme wurde immer höher. Sie bekam rote Flecken auf Gesicht und Hals.
Dara versuchte, es nicht zu beachten. »Na ja, keinen, vermutlich, aber … es wäre hilfreich gewesen, wenn du es Stanley und mir gesagt hättest. Dann …«
»Ich will nicht, dass wildfremde Menschen davon erfahren«, fauchte Mrs. Flood.
Dara schluckte schwer. »Ich bin doch wohl kaum eine Wildfremde, oder?« Ihre Mutter wandte den Blick ab. Dara konnte die Spannung zwischen ihnen körperlich spüren. »Und Stanley genauso wenig. Er arbeitet für mich. Für uns. Und er ist diskret. Er würde nie etwas ausplaudern, da bin ich ganz sicher. Er ist … Ich vertraue ihm.« Sie stellte überrascht fest, dass es stimmte.
»Ich habe auch mal einem Mann vertraut.« Ihre Mutter lächelte süffisant, als hätte sie etwas Amüsantes gesagt.
»Ich weiß, Mam, aber … Sie sind nicht alle so«, gab Dara zu bedenken.
»Wahrscheinlich wirst du gleich behaupten, dass dieser Stanley Flinter nicht so ist?«
»Nein, ist er nicht.« Dara schob die Hände in die Taschen ihrer Jogginghose, damit ihre Mutter nicht sah, dass sie die Fäuste geballt hatte. Die Wahrheit zu verschweigen war dasselbe wie lügen. Ihre Mutter hatte sie angelogen. Immer und immer wieder in all den Jahren. Sie hatte Dara zum Beispiel verschwiegen, warum ihr Vater gegangen war. Dara hatte angenommen, es sei ihretwegen gewesen. Ihre Mutter hatte sie in dem Glauben gelassen.
Aber Mrs. Flood bemerkte nicht, dass Dara die Fäuste geballt hatte vor Zorn. Sie war viel zu sehr mit ihrem eigenen Zorn beschäftigt – mit dem auf Stanley Flinter. »Wer verdient sich denn bitte seinen Lebensunterhalt damit, in den Angelegenheiten anderer Leute herumzuschnüffeln? Was für ein schmieriger Job ist das denn?«
»Du hättest es mir erzählen sollen«, sagte Dara. »Du hättest mir nicht das Gefühl vermitteln dürfen, dass …«
»Was?«, fragte Mrs. Flood.
»Dass er meinetwegen gegangen ist.«
»Lieber Himmel, Dara, wie kommst du denn auf diese Idee?«
»Weil du mir genau das gesagt hast. So komme ich auf diese Idee.« Dara hatte das Gefühl, auf allen Seiten von Wut umgeben zu sein. Umzingelt. Die Wut raubte ihr den Atem.
»Ein einziges Mal habe ich das gesagt, und es ist Jahre her. Es ist nicht fair, dass du das jetzt aufs Tapet bringst. Ich war zornig, und ich hatte weiß Gott jedes Recht dazu.« Mrs.
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