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Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition)

Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition)

Titel: Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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die Hände. Seine Bewegungen fallen immer auf, das weiß ich. Andrea bleibt nie unbemerkt. Wir sind zwei Schauspieler, sage ich zu ihm, und diese Reise ist ein Film. Die Vorstellung, dass wir zwei große Stars sind, gefällt Andrea: die phantastischen Vier (geteilt durch zwei, natürlich) oder auch Batman und Robin.
    »Andre, ich bin Godzilla, und du bist King Kong.«
    »Nein King Kong.«
    »Gut, dann bist du Godzilla. Weißt du, wie Godzilla macht?«
    »Bisschen schon.«
    »Prima!«
    Noch ist der Himmel verhangen, als wir Miami hinter uns lassen, doch wirkt das Profil der Stadt weniger finster als am Vorabend, als dunkle Sturmwolken über den Wolkenkratzern hingen.
    Zu Hause hatten mich die Freunde ein bisschen geneckt.
    »Und wenn das Motorrad kaputtgeht?«
    »Dann lässt man es reparieren.«
    »Weißt du, was Kompressionsringe sind?«
    »Das, was wir uns auf den Kopf setzen, damit die Haare nicht so flattern.«
    »Und das Kolbenhemd?«
    »Ein Wetterschutz für den Motor.«
    »Was machst du bei Kolbenfresser?«
    »Ich weine.«
    »Und wenn der Kolben blockiert?«
    »Dann fühlt er sich so wie ich, wenn ich Andrea verliere und nicht wiederfinde.«
    »Hast du schon mal einen Schaden behoben, der durch Überhitzung entstanden ist?«
    »Jeden Tag, darin bin ich Spezialist.«
    Also los, wir wollen zum südlichsten Zipfel der USA, und dann drehen wir wieder ab nach Norden.
    Wir brausen von Insel zu Insel, sie sind alle durch Brücken miteinander verbunden, und es ist, als fahre man quer übers Meer, von Segler zu Segler – ein großer Konvoi Richtung Ozean. Unwillkürlich meint man, dass irgendwann die Insel auftauchen muss, die es nicht gibt, das Reich des Unmöglichen.
    Key West ist wunderschön: ein Gemisch verschiedener Architekturstile, kubanisch und amerikanisch, viele Holzhäuser. Wir besichtigen das Wohnhaus von Hemingway, wo viele Fotos zu bestaunen sind. Andrea streichelt den majestätischen, am Schwanz aufgehängten Schwertfisch. Hemingway zeigt seine außerordentlich schmalen Knöchel und seine ein wenig spitzen Knie. Nicht gerade schön war er, der Schwertfisch dagegen mehr als faszinierend. Am Abend finden wir uns mit Leuten aus aller Welt auf dem Mellory Square ein und warten auf den Sonnenuntergang. Das farbenprächtige Schauspiel beflügelt eine Schar von Seiltänzern und Trapezkünstlern, die gekommen sind, um von einem Himmelskörper die Kunst zu erlernen, sich ins Leere zu stürzen. Die Sonne verschwindet, und wie durch Zauberei umweht uns auf einmal der Duft von Fisch in der Pfanne. Andrea ist hungrig, wir machen uns auf den Weg, immer der Nase nach. Er geht vor mir her, und plötzlich ist er im Gewühl verschwunden. Nein, bitte nicht! Wir sind doch gerade erst angekommen! Wo ist das nächste Lokal? Wenn er Hunger hat, stürmt er manchmal einfach los, um etwas zwischen die Zähne zu kriegen. Ich schaue hinein, finde ihn nicht. Nächster Versuch. Da ist er, weißes T-Shirt, wilder Lockenkopf, hat bequem am Tresen Platz genommen. Er wendet mir den Rücken zu, mir scheint, er isst etwas, wahrscheinlich Chips. Bestimmt hat er sie den Jugendlichen stibitzt, die neben ihm sitzen. Ich rufe ihn. Er antwortet nicht. Tut, als hätte er nichts gehört! Dabei hat er mir solche Angst gemacht…
    Ich stelle mich hinter ihn, rufe noch einmal, er ignoriert mich. Daraufhin gebe ich ihm mit der flachen Hand einen Klaps auf den Nacken.
    »Andre, willst du denn sofort verlorengehen? Da mache ich nicht mit, ist das klar?« Ich drehe mich um, um mich bei den Jugendlichen rundherum zu entschuldigen.
    Ich sehe, dass der Lockenkopf mit weißem T-Shirt erstarrt, sich nicht umdreht, den Atem anhält. Da kommen mir Zweifel. Zu spät. In der Toilettentür erscheint Captain America, ein über und über tätowierter Muskelprotz, der mich mit dem Blick durchbohrt. Er bräuchte nur den kleinen Finger zu heben, um mich plattzumachen.
    »Was zum Teufel willst du von meiner Freundin?«
    Der Ton ist der eines Marines der Sondertruppe: Eigentlich war ich hinter Bin Laden her, aber jetzt hab ich dich erwischt.
    Das Mädchen rührt sich immer noch nicht, einen Chip in der erhobenen Hand.
    Ich versuche, mich zu rechtfertigen, die Sache zu erklären. Ich drehe mich um. Andrea sitzt weiter drüben und knabbert Chips mit ein paar jungen Griechen.
    Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, in Key West einem Andrea so zum Verwechseln ähnlichen Lockenkopf im T-Shirt zu begegnen?
    Mit dem Finger zeige ich dem Marine Andrea. Trotz des

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