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Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition)

Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition)

Titel: Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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jetzt?«
    »Wir müssen umkehren, eine andere Straße fahren.«
    »Aber schaffen wir es heute Abend bis Arraial?«
    »Wir versuchen es«, sagt Donald.
    Kurz nachdem wir wieder losgebraust sind, bricht ein fürchterliches Gewitter los. Es gießt in Strömen, ich habe nicht einmal den Mut, meinen Regenschutz überzuziehen. Zum Glück erscheint ein knallbuntes kleines Haus am Straßenrand. Selbst die Wassermassen können seiner Farbenpracht nichts anhaben. Durch die Fenster dringt das schwache, aber unverkennbare Flimmern des Fernsehers. Fröstelnd klopfen wir an. Eine Frau öffnet uns, erfasst unsere Lage sofort und bittet uns herein. Auch innen ist alles fröhlich, jede Wand eine andere Farbe, lustige Gegenstände und eine auf den ganzen Raum verteilte Kinderschar. Im leicht autoritären Ton einer erfahrenen Matrone lässt uns die Frau auf einer Bank Platz nehmen, hinter sämtlichen Kindern oder Enkeln, die alle gebannt eine Telenovela verfolgen. Draußen Sturm, drinnen eine spannende Geschichte, die man nicht versäumen darf. Wie von den Bildern hypnotisiert, schlafen die Kinder nacheinander ein: auf dem Sofa, auf dem Tisch, auf dem Boden. Die Telenovela geht zu Ende, doch ich fürchte, die an der Fernsehfront Gefallenen werden liegen bleiben. Fast gleichzeitig hört auch das Gewitter auf. Es ist dunkel, die Matrone blickt uns kopfschüttelnd an. Weiterfahren undenkbar. Donald flucht leise, er weiß, wie mir zumute ist.
    »Odisseu ist ein zuverlässiger Mann, du kannst ihm vertrauen.«
    »Aber es ist das erste Mal, dass Andrea eine Nacht mit Fremden verbringt.«
    »Odisseu ist nicht irgendein Fremder.«
    Ergeben blicke ich zum Himmel und sage: »Hey Andre, du hast schon etliche dunkle Nächte gesehen. Und hast sie immer gut überstanden.«
    Wir sind sehr müde, und unsere Beine schmerzen: Jetzt machen sich die Peitschenhiebe der Pflanzen bemerkbar. Die Frau stellt eine Flasche Cachaça zum Desinfizieren vor uns hin. Donald trinkt zuerst einen ordentlichen Schluck. Dann Hosen runter und Cachaça auf die geröteten, geschwollenen Striemen: Wir möchten schreien, reißen uns aber zusammen, um die Kinder nicht zu wecken.
    Eine gerechte Strafe, und noch dazu müssen wir auf dem Fußboden schlafen.
    Vielleicht hat Andrea es besser als ich.

Romantische Momente
     
    Telenovelas wirken wie eine leichte Dosis Kohlenmonoxid: Als wir aufwachen, liegen die Kinder noch immer im Tiefschlaf. Die Matrone braut uns einen wundertätigen Kaffee, durch den Kopf und Blick wieder klar werden.
    Das Gewitter hat die Schlaglöcher in perfide Schlammseen verwandelt, wir kommen nur langsam voran. Arraial ist noch weit. Der Wald ist glitschig, tropft und spuckt. Wir sind durchnässt bis auf die Haut, unsere Wunden brennen trotz Cachaça. Selbst der jugendliche, kräftige Donald sieht mitgenommen aus. Erschöpft halten wir alle zehn Kilometer inne.
    Nach einer Pause springt mein Motorrad nicht mehr an, und ich denke allmählich, dass sich die Umstände gegen mich verschworen haben, um mich von Andrea fernzuhalten. Donald fummelt am Motor, probiert, säubert, überlegt, vielleicht das Benzin, irgendwelche Rückstände. Er hält ein vorbeikommendes Auto an und fragt nach einer Tankstelle in der Nähe. Dann macht er sich auf die Suche nach gutem Benzin.
    Als wir endlich wieder loskönnen, ist es Nachmittag, Donald musste sehr weit fahren, bis er eine Tankstelle fand. Bei Sonnenuntergang treffen wir in Arraial ein. Nachdem wir die Motorräder zurückgegeben haben, klopft Donald mir freundschaftlich auf die Schulter.
    »Nie mehr?«, fragt er.
    Ich bin ihm nicht böse, umarme ihn zum Abschied und gehe dann endlich Andrea abholen.
    Odisseu ist nicht erstaunt über diese Verspätung und schon gar nicht verärgert. »Alles okay mit deinem Sohn«, sagt er. »Er ist hier bei mir geblieben, hat alle Schachteln, die er finden konnte, geradegerückt und die Scheren, die Küchenmesser und die Schlappen, die im Haus herumlagen, ordentlich nebeneinander aufgereiht. Natürlich hat er den Kühlschrank weit offen gelassen.«
    »War er auf dem Klo?« Ich denke ans Konkrete.
    »Also, da habe ich wirklich nicht aufgepasst! Komm mit und schau, was er angestellt hat…«
    Hoffentlich nichts Schlimmes? Doch Odisseus Miene verrät Bewunderung, das beruhigt mich. Er schleppt mich mit bis zu dem Gebäude, wo die Jugendlichen ihre Feste veranstalten. Aus einiger Entfernung sehe ich Grüppchen von Leuten, die außen herumgehen, die Wände strahlen Helligkeit aus, eine Art

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