Wenn ich einen Wunsch frei haette
Unter den Palästinensern herrscht eine Arbeitslosenquote von durchschnittlich 60 Prozent.
Yanal lebt in Ramallah im Westjordanland. Diese Stadt liegt wenige Kilometer nördlich von Jerusalem und wird seit 2 000 Jahren bewohnt. Französische Kreuzritter nutzten sie schon als Stützpunkt für ihre Angriffe auf Jerusalem. Die moderne Besiedlung geht bis ins Jahr 1550 zurück. Jetzt kontrolliert das israelische Militär das Gebiet und führt dort Patrouillen durch.
Yanal besucht die Schule der Hoffnung in Ramallah, in der seit 45 Jahren palästinensische Kinder unterrichtet werden. Die Schule hat 400 Schüler aller Alterstufen. Früher gab es mehr Anmeldungen, da auch Schüler aus den Dörfern rund um Ramallah diese Schule besuchten, aber die Ausgangs- und Straßensperren machen es diesen Kindern unmöglich, sich von dort wegzubewegen.
Ich bin ein Palästinenser. Einmal, als ganz kleines Kind, war ich ein Jahr lang in Saudi-Arabien, aber seitdem lebe ich in Ramallah, schon mein ganzes Leben lang. Ich habe |70| einen Bruder und eine Schwester. Mein Vater ist ein sehr gelehrter Mann. Er unterrichtet an einer Universität und hat viele Bücher über Palästina geschrieben. Meine Mutter ist auch gebildet. Sie arbeitet bei der Schulbehörde.
Die meisten Menschen, die ich kenne, haben Ramallah nie verlassen. Jerusalem ist ganz nah, aber wir konnten noch nie dorthin. Die Hälfte der Kinder auf unserer Schule sind Muslime und die andere Hälfte Christen. Wir feiern sowohl Advent für die Christen als auch Ramadan für die Muslime. In Jerusalem gibt es für beide Religionen viele heilige Stätten, aber wir dürfen trotzdem nicht hinfahren, um sie zu besuchen.
Religiös zu sein bedeutet, egal ob man Muslim, Christ oder Jude oder was auch immer ist, dass man den Menschen helfen und die Welt besser machen und nicht nur an sich selbst denken sollte. Wenigstens in unseren Religionen haben wir etwas gemeinsam.
Ich möchte mal Sänger werden. Das wünsche ich mir von ganzem Herzen. Mein Freund sagt mir zwar: »Du bist doch bloß ein Palästinenser. Niemand wird deine CDs kaufen. Niemand wird deine Lieder hören wollen.« Aber ich bin anderer Meinung als mein Freund. Ich sorge schon dafür, dass die Menschen mich hören wollen.
Die Leute glauben, was sie in den Nachrichten sehen, und da die Israelis die Nachrichten kontrollieren, glauben sie, alle Palästinenser wären schlecht. Sie können sich nicht vorstellen, dass wir ganz normale Menschen sind.
Israelische Kinder werden von ihren Eltern und ihrer Regierung mit Hass vollgestopft. Sie wissen gar nichts Richtiges |71| über uns. Sie glauben, Palästinenser haben keine Ahnung von Büchern oder Kultur. Sie glauben, wir sind Tiere, die nicht lesen können und zu nichts fähig sind, wozu man Grips braucht. Weil sie uns nicht kennen, wollen sie uns umbringen. Die Menschen in Israel sollten sich gegen die Lügen wehren, die sie über uns erzählt bekommen.
Unter einer Besatzung zu leben ist sehr schwierig. Wir sind ständig von Soldaten umgeben, die uns erzählen, wir wären wertlose Kriminelle, sogar noch schlimmer als Kriminelle. Ich fühle mich wohl in meiner Haut, weil ich ein Palästinenser und ein guter Mensch bin, aber so geht es nicht jedem. Die Israelis wollen, dass wir uns selbst hassen, damit wir ihnen keinen Widerstand leisten. Denn wenn wir glauben, dass wir nichts wert sind, dann ist es auch egal, wenn wir unter ihrer Besatzung leben. Dann glauben wir, wir hätten nichts Besseres verdient.
Die Schule hat nach drei Tagen Ausgangssperre gerade erst wieder angefangen. Ausgangssperre bedeutet, dass alles geschlossen ist und jeder drinnen bleiben muss, oder er wird erschossen.
Letztes Frühjahr haben israelische Soldaten unsere Schule besetzt. Es war gerade Ausgangssperre, als sie ankamen, und das Gebäude stand leer, aber sie haben es trotzdem gestürmt. Sie haben Löcher in die Türen geschlagen, Fenster und Möbel zerbrochen, alles kaputt gehauen. Sie haben unanständiges Zeug an die Tafeln geschrieben und sogar auf den Boden gepinkelt. Und uns nennen sie Tiere.
Wir haben alle mit angefasst, um das wieder sauber zu kriegen. Drei Tage hat es gedauert. Ich war sehr wütend |72| deswegen, aber es hat mir auch ein Gefühl von Stärke gegeben, dass wir es schaffen, alles wieder in Ordnung zu bringen, was die Israelis uns auch immer antun.
Meine Mutter führt Kontrollen an Schulen durch. Es gibt viele starke palästinensische Frauen und meine Mutter ist eine von
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