Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wenn ich einen Wunsch frei haette

Titel: Wenn ich einen Wunsch frei haette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Ellis
Vom Netzwerk:
Stadt. Sie verhindern, dass ich ganz normal aufwachsen kann.
    Bei Ausgangssperre muss man drinnen bleiben. Wenn man rausgeht, töten sie einen. Sogar Frauen. Und Kinder. Die Israelis erschießen jeden. Es ist ihnen ganz egal, ob man etwas Schlimmes tut oder nicht. Sie erschießen einen sogar, wenn man aus dem Fenster guckt. Also müssen wir drinnen bleiben und die Fensterläden geschlossen halten, so dass kein Sonnenlicht reinkommt.
    Manchmal lerne ich. Manchmal lese ich oder sehe fern oder spiele mit meinen Geschwistern. Wir streiten uns viel, wenn Ausgangssperre ist. Dann hocken wir in der Wohnung |116| und langweilen uns und gehen uns gegenseitig auf die Nerven, also streiten wir uns.
    Die Soldaten setzen viele verschiedene Waffen gegen uns ein. Manchmal kommen sie mit Hubschraubern. Dann hört man den Lärm, den sie machen, vor allem wenn sie niedrig fliegen, um uns Angst einzujagen. Sie haben Gas und Gewehre und Panzer, und eine Art Bombe, die macht, dass die Leute hinfallen. Bei meiner Freundin haben sie mal so eine Bombe ins Haus geworfen.
    Ich weiß eine ganze Menge über die Kinder in anderen Ländern. Die Kinder im Irak sind genau wie ich. Sie haben Angst vor Bomben und Angriffen. Dort geht es allen Kindern so wie mir. Die Kinder in Europa und Amerika leben in guten Verhältnissen. Sie haben Spaß, gehen zur Schule und wissen gar nicht, was eine Ausgangssperre ist. Aber wir Kinder in Palästina und im Irak haben immer Angst.
    Am meisten hasse ich die Israelis. Nicht die, die versuchen, mit den Palästinensern befreundet zu sein, aber die, die es darauf anlegen, uns wehzutun. Irgendwann werde ich diesen Hass in Taten umwandeln. Dann kämpfe ich mit Waffen gegen die Israelis. Palästinensische Frauen und Kinder sind sehr gute Kämpferinnen.
    Ich hasse es, durch die Kontrollpunkte zu gehen. Die israelischen Soldaten behandeln uns wie Hunde. Sie lassen uns ohne Grund rumstehen und warten, nur weil sie die Macht dazu haben. Sie reden nicht mit uns. Sie ignorieren uns einfach, so als würden wir nicht existieren, als wären wir nicht mal Menschen. Dann rufen sie: »Weiter!« Sie kommandieren uns herum, als wären wir Hunde! »Weiter!« |119| »Halt!« Sie möchten, dass wir uns fühlen wie unter Belagerung, weil wir nicht rauskönnen. Sie zwingen uns dazu, endlos zu warten, so lange, dass ich schon nirgendwo mehr hinwill, wenn wir weitergehen sollen.
    |117|

    |119|
    Ich würde gerne einen Israeli umbringen; dann würde ich mich stark fühlen. Ich bin es leid, dass sie mir ständig das Gefühl geben, ich sei klein und schwach. Ich möchte stark sein und stolz.
    Die Israelis werden uns nie in Ruhe lassen. Wir werden hier nie Frieden bekommen, bis wir gute Anführer haben, vor allem gute israelische Anführer, nicht solche wie jetzt. Bessere. Welche, die uns nicht hassen.
    Meiner Mutter geht es schon lange nicht gut. Sie hat aufgehört zu sprechen. Sie war jedes Mal, wenn unser Haus zerstört wurde, sehr, sehr traurig, bis sie dann irgendwann zu traurig war, um zu reden. Ich vermisse ihre Stimme, sogar mehr, als ich unser Haus vermisse. Ich möchte so sehr, dass sie mit mir spricht, dass sie irgendetwas sagt, und wenn sie mir nur sagt, was ich machen soll. Aber sie kann nicht. Inzwischen geht es ihr ein bisschen besser, und dafür bin ich sehr dankbar. Aber ich habe Angst, dass sie wieder richtig krank wird.
    Ich wünsche mir, dass alle Israelis, die versuchen, uns unser Land wegzunehmen, sterben. Ich möchte einen guten Schulabschluss machen. Denn das macht den Israelis Angst. Sie möchten nicht, dass wir was lernen, und schließen oft unsere Schulen. Außerdem möchte ich ein Haus bauen, das die Soldaten nicht zerstören können, und mit meiner Familie darin wohnen.
----

|120|
    Asif, 15
    N iemand kann den Krieg ignorieren. Jeder ist davon betroffen, ganz gleich, ob man Soldat ist oder einem Soldaten nahesteht, ein Kriegsopfer oder ob man einem Kriegsopfer nahesteht, oder ob man ein Steuerzahler ist, der den Krieg mitfinanziert. In diesem Umfeld kann niemand neutral bleiben.
    Asif wohnt mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder in einem ruhigen Wohnviertel von West-Jerusalem. In seinem Freundeskreis wird häufig über den Krieg diskutiert. Sie haben nur noch wenige Jahre bis zum Beginn ihres Wehrdienstes. Also hat das, was in diesem Krieg passiert, direkten Einfluss auf ihre Zukunft.
     
    Ich bin in der elften Klasse. Mein Lieblingsfach ist Sport. Am liebsten sitze ich mit meinen Freunden im Café und

Weitere Kostenlose Bücher