Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)
darf nicht so denken wie ein ausgemachter Dummkopf.
Ihr kam der Artikel in den Sinn, den sie über die unabhängigen Rancher von Montana geschrieben hatte. Über Familien, die hart kämpfen mussten, um ihr Erbe – ihr Land – zu erhalten, um sich die Butter für ihr Brot zu verdienen. Das Material zu dieser Story hatte Ashford ihr durch seine Ausführungen im Januar unbeabsichtigt geliefert.
Sie hatte den Beitrag Ritt in den Sonnenuntergang getauft und an The Rancher gemailt, eine kleine Zeitschrift in Billings, die sich den ländlichen Gemeinden im Staat widmete. In der nächsten Woche sollte der Text in Druck gehen.
Was wird Ash sagen, wenn er den Artikel liest? Die Veröffentlichung vor ihm zu verbergen, war unmöglich. Denn die Zeitschrift landete jeden Montag im Briefkasten der Flying Bar T .
Oh ja, sie lernte tagtäglich, wie wichtig es war, sich mehrere Optionen offenzuhalten.
Die Frage war nur, ob sie diese Lektion in Bezug auf Ashford an ihren Sohn weitergeben konnte.
Am Freitagabend um halb sieben brach Ashford nach Sweet Creek auf. Rachel saß auf der Beifahrerseite. Sie roch nach Sommer und sah aus wie die attraktiven Lilien neben seinem Haus – hochgewachsen, grazil, exotisch.
In den vergangenen sechs Wochen war ihr Haar auf Kinnlänge gewachsen. Er stellte sich vor, seine Finger in diesen seidigen Haaren zu vergraben. Später. Er malte sich viele Dinge aus. Für später. Nachdem Charlie, der nun zwischen ihnen saß, bei seinem Freund untergekommen war.
Ashford fing einen Blick von Rachel auf und verspürte prompt den Drang, anzuhalten und sie zu küssen. Er konzentrierte sich auf die Straße, um schleunigst zum Schulfest zu kommen und sich dort ihrer aufreizenden Nähe entziehen zu können.
Was für ein Trugschluss – als ob er vergessen konnte, wie aufregend sie in ihrer engen schwarzen Hose und der seidigen grünen Bluse unter der Wildlederjacke aussah!
Er selbst kam sich in seinen nagelneuen Jeans und dem feinen bestickten Hemd wie verkleidet vor. Sogar seine abgewetzten alten Stiefel wirkten fremd, weil er sie am vergangenen Abend ausgiebig gebürstet und poliert hatte.
Was ich auch anstelle, ich Trottel, Rachel spielt nicht in meiner Liga.
Er fragte sich, ob er überhaupt in ihrer Liga spielen wollte.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Ja, unbedingt. Er wollte Rachel. In seinem Bett. Er brauchte sie nur anzusehen und schon regte sich sein Körper. Ihr Duft ließ seine Haut kribbeln.
Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie im Gegensatz zu ihm äußerst versiert im Lesen und Schreiben war.
Mit diesen wirren Gedanken im Kopf hielt er vor Darbys Haus an. Er ließ den Motor laufen, während Rachel mit Charlie zur Vordertür ging und ihn zum Abschied umarmte und küsste.
Einen Moment später stieg sie wieder in die Fahrerkabine und verkündete: „Ich habe Charlie noch nie woanders übernachten lassen.“
„Er wird es schon heil überstehen“, versicherte Ashford und fuhr weiter.
„Wahrscheinlich vermisst er mich nicht mal.“
Er griff über den Sitz zu ihrer Hand. „Du bist eine gute Mutter. Aber der Junge braucht ein bisschen mehr Freiraum.“
Sie schloss die kalten Finger um seine. „Kann sein.“
Unvermittelt bog er in eine dunkle verlassene Gasse ein und stellte den Motor ab. „Komm her!“, murmelte er und zog Rachel an sich.
Ihre Lippen waren warm und weich und gaben sich seinem Kuss bereitwillig hin. Er hob den Kopf, blickte ihr in die faszinierenden Katzenaugen und hätte ihr am liebsten bis in die Seele geschaut.
„Ash!?“, flüsterte sie.
„Rachel“, murmelte er verlangend – trotz all seiner vernünftigen Überlegungen über das Spiel in anderen Ligen.
„Das muss aufhören!“, sagte sie, doch sie löste sich nicht aus seinen Armen.
„Stimmt, sonst kommen wir nicht rechtzeitig zum Fest.“ Er küsste sie noch einmal voller Leidenschaft und sehnte sich danach, sie überall anzufassen.
Als er den Kopf hob, wich sie bis an die Beifahrertür zurück. „Ich meine uns beide. Charlie hängt sich zu sehr an dich. Es wird ihm das Herz brechen, wenn wir im Sommer nach Virginia ziehen.“
Ihre Augen blickten ganz nüchtern, während sie Fakten verkündete, die er längst kannte. Sie war ständig auf Achse, auf der Jagd nach Schlagzeilen. Eine gebildete Frau, die an das Leben in der Stadt gewöhnt war. Sie gehörte einfach nicht auf das Land, das ihn hervorgebracht hatte. Ein Land mit Schneestürmen und Minustemperaturen,
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