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Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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spitzte die Lippen. „Das nenne ich eine echte Überraschung!“
    „Kennen Sie meine Braut?“
    „Ich denke schon. Ich bin heute mit ihr von Brickford nach London gefahren.“
    „Was wollte Jamie in Brickford?“ fragte Mr. Hank erstaunt.
    „Wußten Sie denn nichts von dieser Reise?“
    „Nein.“
    „Es lag in Miß Pages Absicht, ihrem Stiefvater einen Besuch abzustatten. Kennen Sie Mr. Marlowe?“
    „Ich habe ihn noch nie gesehen oder gesprochen.“
    „Sie irren sich. Vor seinem Tod haben Sie fast jede Woche mit ihm verhandelt. Nur lebten Sie in dem guten Glauben, Mrs. Cumberland vor sich zu haben.“
    „Ist das Ihr Emst?“
    „Miß Page hat den Toten identifiziert. Wir wissen jetzt, daß es sich bei ihm um Oliver Marlowe handelt.“
    „Ich fürchte, ich muß mich doch setzen“, stieß Hank hervor und ließ sich in den tiefen Sessel plumpsen, den eben noch der Direktor benutzt hatte.
    „Sprach Miß Page denn nie von ihrem Stiefvater?“
    „Selten. Sie erwähnte allerdings kürzlich einen reichlich merkwürdigen Brief, den sie von ihm erhalten hatte, und in dem er von einer Bedrohung seines Lebens schrieb.“
    „War Ihnen bekannt, daß Mr. Marlowe der Bruder von Mrs. Cumberland ist?“
    „Nein, Sir.“
    „Haben Sie jemals in Gegenwart Ihrer Braut über bankinterne Dinge gesprochen?“
    „Natürlich nicht, Sir.“
    „Miß Page wußte demnach nicht, daß Sie regelmäßig bei Mrs. Cumberland ein und aus gingen?“
    „Nein, Sir.“
    „Ich würde Ihnen empfehlen, heute abend Ihre Braut aufzusuchen“, sagte Patrick. „Sie hat heute einige böse Erlebnisse hinter sich bringen müssen.“
    „Ist ihr etwas zugestoßen?“ fragte Hank erschreckt.
    „Nein“, sagte Patrick und stand auf. „Sie hat keinen körperlichen Schaden davongetragen. Aber ein kleines Abenteuer in Brickford und die Identifizierung des Toten haben ihr verständlicherweise böse zugesetzt.“
    „Ich werde mich um sie kümmern“, versprach Hank.
    Patrick stand auf und verabschiedete sich. Er fuhr zurück nach Scotland Yard, traf aber nur noch Dankworth im Büro an.
    „Hat Morry schon angerufen?“ erkundigte sich Patrick.
    „Noch nicht.“
    „Haben Sie etwas über Knight in Erfahrung bringen können?“
    „Ja. Er hat ein kleines Atelier in Soho. Nichts Bedeutendes. Ich habe mir den Laden angeschaut. Miese Bude. Die Bilder, die er machte, waren scheußlich. Er arbeitete mit einer alten Kodak- Plattenkamera aus dem Jahre 1921. Keine Vorstrafen. Verwitwet. In seiner Abwesenheit versorgte seine Nichte das Geschäft.“
    „Was ist das für ein Mädchen?“
    „Dumm und häßlich; ich habe nur das Allernotwendigste mit ihr gesprochen.“
    „Warten Sie mal“, sagte Patrick und holte das Foto von Mrs. Cumberland aus der Tasche. „Da fällt mir ein, daß sich die vermeintliche Mrs. Cumberland... vielleicht auch die echte, einmal fotografieren ließ.“
    Er drehte das Bild um. Auf der Rückseite war ein Stempel des Fotografen angebracht.
    Robert Ooleman stand darauf. ,London W15, Kinogh Street 14.‘
    „Nee“, sagte Patrick und schob das Bild in die Brieftasche zurück. „Das war ein anderer.“
     
    *
     
    „Sie ist eine hübsche Krabbe“, meinte Robert Goleman und schwenkte das Whiskyglas verträumt in der rechten Hand, um das leise und melodische Klirren der Eiswürfel zu hören. „Tolle Beine, lang und schlank, genau das, was ich liebe.“
    Er lehnte am Kaminsims eines großen, modern eingerichteten Zimmers und blickte auf den jungen Mann, der ihm den Rücken zukehrte und in einem tiefen gelben Ledersessel hockte. „Was hältst du davon, Larry?“
    Der Sitzende zuckte mit den Schultern. „Ich finde, wir haben andere Sorgen als die beiläufige Eroberung eines Mädchenherzens“, sagte er.
    „Du brauchst nicht zu übertreiben“, tadelte Goleman milde und schlenderte zum Fenster, um hinauszublicken.
    Larry Broderick erhob sich. „Jetzt ist wahrhaftig nicht der rechte Zeitpunkt für einen deiner üblichen Flirts“, murrte er ärgerlich.
    „Weshalb nicht? Ich habe mich eben ein wenig wenig in die Kleine verknallt“, gestand Ooleman lächelnd.
    Er war groß, schlank und breitschultrig. Sein Kopf war der eines intelligenten, leicht dämonischen Typs südländischer Prägung. Er hatte das eitle, selbstgefällige Lächeln, das viele Menschen seines Kalibers auszeichnet. Die Lippen waren voll und sinnlich, das Kinn fest und wohlgeformt. Nur die dunklen, rastlosen Augen verrieten etwas von der inneren Unruhe, die ihn

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