Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
tickte, als zähle sie die verbleibende Zeit.
Ethan holte tief Luft. »Wir wollen dein Geld nicht, du Narr. Wir wollen dich daran hindern, den schlimmsten Fehler deines Lebens zu machen.«
Der Riese blickte verstört auf. So groß er auch war, in seinen braunen Augen lag die Verletzlichkeit eines Kindes, das seiner Bestrafung harrt.
Ethan zog einen Holzstuhl heran und setzte sich vor ihn. »Wir wollen nicht, dass du dein Leben ruinierst, indem du für etwas, das du nicht getan hast, ins Gefängnis gehst.«
Er klappte den Klavierdeckel zu. »Ihr kapiert es einfach nicht«, sagte er. »Alle beide.«
Anya startete einen Versuch. »Es machte keinerlei Sinn, wenn Sie, nur um Ihre Mannschaftskollegen zu schützen, ein Verbrechen gestehen, das Sie überhaupt nicht begangen haben, und dafür sogar ins Gefängnis kommen. Diese Männer sind nicht einmal Ihre Freunde.«
Alldridge barg das Gesicht in den Händen. »Sie verstehen nicht. Niemand versteht. Catcher, was glaubst du, wer dich so verprügelt hat?«
Ethan hielt sich die Rippen und hustete. »Ich weiß, dass es Garcia war.«
»Und jetzt weiß jeder, dass du dich bei einer Schwulenbar rumgetrieben hast. Du hast doch gelesen, was die Zeitungen daraus gemacht haben. Die stellen dich als Perversen hin.«
Alldridge drehte den Klavierhocker zum Fenster und starrte hinaus. Er sprach gleichförmig und kontrolliert. »Als Spieler hat man nicht einfach was gegen Schwule, man prügelt sie gnadenlos zusammen. Und McKenzie konnte sich sogar rechtfertigen, indem er behauptete, er sei von einem Mann angemacht worden. Mann, die Spieler schimpfen uns Schwuchteln und prahlen noch damit, dass sie jeden, der versucht, sie anzumachen, niederschlagen. Was meinst du, wie es in der Umkleide zugehen wird? Ernsthaft. Meinst du, ich werde jemals wieder auf dem Feld auflaufen, wenn ich mich oute und die Wahrheit sage? Die Wahrscheinlichkeit, dass ich auf dem Platz sterbe, wäre höher als bei jedem anderen. Diese Kerle haben lieber Drogenhändler, Vergewaltiger und Frauenschläger in der Mannschaft als einen wie mich.«
»Wenn Sie ins Gefängnis kommen, ist Ihre Karriere vorbei«, wandte Anya ein. »Sie werden für den Rest Ihres Lebens als Triebtäter stigmatisiert sein.«
Er drehte sich zu ihr um. »Und die Leute werden es vergessen, wie sie alles vergessen, was Burschen wie Janson und McKenzie anstellen. Die Haft hat Mike Tyson nicht an seinem Comeback gehindert. Als Roman Polanski zugeben musste, Sex mit einer Dreizehnjährigen gehabt zu haben, stellte sich ganz Hollywood hinter ihn.
Das Einzige, was nicht sofort aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwindet, ist, wenn einer schwul ist. Wenn Promis ihre Frauen und Freundinnen verdreschen, was hat das für einen Einfluss auf ihre Karriere? Gar keinen. Aber was wurde aus Rupert Everett, als der sich outete? Die Hauptrollen konnte er sich abschminken. Was ist das hinterhältigste Gerücht, das man über einen erfolgreichen Mann streuen kann? Dass er untreu ist, mit Prostituierten schläft, Frauen prügelt? Nein, man unterstellt ihm, dass er schwul ist.«
Anya konnte immer noch nicht glauben, dass ein Mann eher für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat, ins Gefängnis gehen wollte, als sich zu seinem wahren Selbst zu bekennen. Was er aber über die öffentliche Wahrnehmung von Prominenten sagte, ließ sich nicht leugnen. Und dennoch war er Kirsten bei der Vergewaltigung nicht beigesprungen. Er hätte die Polizei rufen und Position gegen seine gewalttätigen Kollegen beziehen können. Er entschied sich dagegen.
»Sie haben doch die Kommentare zu den Filmen gehört, die Sie uns gezeigt haben. Kein normaler Mann würde freiwillig Analsex haben, das musste also eine Vergewaltigung sein.«
Anyas Frustration stieg. »Und dabei sind das die Ersten, die eine Frau anal vergewaltigen. Lance, das ist einfach nur falsch. Die haben ein völlig verqueres Bild von Männern, Frauen und Sex. Sie sind nicht repräsentativ für die große Mehrheit.«
»Und genau da irren Sie. Das sind die normalen Leute. Schauen Sie sich die Fans an.«
Anya weigerte sich, das zu akzeptieren. »Wenn es Ihnen gelingt, McKenzie als das zu enttarnen, was er wirklich ist, würden Sie sich die Hochachtung einer breiten Masse gewinnen, die sich gegen Gewalt gegen Frauen stemmt. Sie könnten deren Sprecher werden, Sie würden Vorbild sein und das Richtige tun.«
»In Ihrer Welt vielleicht, aber nicht in dieser. Die weiblichen Fans sind die Ersten, die dem Opfer
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