Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
Jungs ganz klar gezeigt, dass sie flachgelegt werden will.«
Anya fand es ausgesprochen entmutigend, dass niemand im Saal oder zumindest keiner von denjenigen, die sich zu Wort meldeten, an den Vorgängen im Schlafzimmer irgendetwas Falsches erkennen wollte.
»Und wenn sie den zweiten Mann erst nach dem Geschlechtsverkehr erkannte?«, hakte Anya nach.
»Hat er doch gesagt«, ergänzte eine neue Stimme, »sie hat beiden gezeigt, dass sie flachgelegt werden will, außerdem hat sie ja niemand gezwungen, sich einen hinter die Binde zu kippen.«
Die übereinstimmende Meinung war offenbar, dass die Frau, indem sie in die Wohnung mitgekommen war, sich zum Geschlechtsverkehr mit beiden Männern bereit erklärt hatte. Man machte ihr sogar zum Vorwurf, dass sie getrunken hatte.
Ohne einen weiteren Kommentar spielte Anya den nächsten Film ab.
Drei Männer beim Pokern und Trinken in einem Wohnhaus. Als einer erklärte, zu betrunken zum Fahren zu sein, schlugen die übrigen vor, er solle auf der Couch übernachten. Sie ließen den Abend in geselliger Runde mit etlichen Bieren ausklingen.
Der Gast zog sich bis auf Boxershorts und T-Shirt aus und schlief auf der Couch ein. Er wachte mit dem Gesicht nach unten auf, die Unterhose um die Knöchel, einen nackten Mann auf sich. Er wehrte sich, konnte den anderen Mann aber nicht abschütteln. Als der Mann, der auf ihm lag, fertig war, lief der Mann, sich die Boxershorts hochziehend, zur Tür hinaus.
Die DVD wurde angehalten.
»Am selben Morgen ging der Mann zur Polizei. Was meinen Sie, ist passiert?« Anya ging vor den Spielern auf und ab.
»Das ist ja wohl eindeutig. Der Kerl ist vergewaltigt worden.«
Alle in der Gruppe waren rückhaltlos einverstanden.
Nun übernahm Linda. »Woher wollen Sie wissen, dass es kein einvernehmlicher Geschlechtsakt war?«
»Wollen Sie uns verarschen?«, erboste sich der Dunkelhaarige. »Kein Mann hat Bock auf so was. Das ist total unnatürlich und widerlich. Hab ich recht oder was?« Er riss beide Hände in die Höhe, damit man ihm beipflichtete – was auch geschah.
Linda argumentierte wie vor einer Geschworenenbank. »Er hat sich betrunken, genau wie die Frau im ersten Film. Finden Sie nicht, dass er mindestens einem der Männer das Okay gegeben hat, indem er mit ihm nach Hause ging?«
»Jetzt aber. Keine Spur hat er Sex mit denen haben wollen. Der wollte nur auf dem Sofa auspennen.«
Die Männer erkannten offenbar keinerlei Parallelen zwischen den beiden Vorfällen.
Anya spielte den dritten Film ab. Diesmal ging es um eine Clique in einem Nachtclub. Ein Pärchen tanzte auf der Tanzfläche und fing zu knutschen an. Der Mann ließ die Hand unter den kurzen Rock der Frau gleiten und schlug vor, irgendwohin zu gehen, wo sie ungestört wären. Sie lachte, nahm ihn bei der Hand und führte ihn ins Damenklo. In der Kabine wurden die Küsse leidenschaftlicher, und er zog ihr den Slip aus und öffnete seine Hose. Dann drehte er sie um, drückte ihr den Kopf nach vorn, hielt ihn nach unten und drang von hinten in sie ein. Man hörte sie schreien, dass er aufhören solle, dabei schlug sie mit den Armen nach seiner Hand und gegen die Wände und bemühte sich sichtlich, von ihm loszukommen.
Als der Mann fertig war, knöpfte er die Hose wieder zu und ging ohne ein Wort aus der Kabine. Eine zweite Frau kam auf die Toilette und fand sie dort weinend auf dem Kabinenboden. Sie sagte ihr, man habe sie gerade vergewaltigt.
»Kommentare?«, fragte Anya.
»Was haben diese Weiber dauernd mit ihren Vergewaltigungen? Was zum Teufel hat sie denn von ihm erwartet?«, ereiferte sich Janson.
»Vielleicht war sie sauer, weil er sie einfach auf dem Klo sitzen gelassen hat. Er hat nicht mal Danke gesagt«, mutmaßte ein noch recht junges Bürschchen in einer der vorderen Reihen.
Ein älterer Mannschaftskollege stimmte ihm zu. »Ja, so Weiber gibt’s, die steigen mit dir in die Kiste, und dann erwarten sie plötzlich die große Liebe. Einen Drink hätte er ihr schon spendieren können. Das wäre mehr gentlemanlike gewesen.«
Anya traute ihren Ohren nicht. An dem Verhalten des Mannes war nichts, was ihn auch nur im Ansatz zum Gentleman gemacht hätte.
»Ich hatte mit einer Frau zu tun, die sich in exakt derselben Lage befand«, erklärte Linda. »Sie hatte dem Geschlechtsverkehr mit dem Mann zugestimmt und das auch ganz offen eingeräumt, allerdings nur dem Vaginalverkehr. Sie hatte noch nie Analverkehr gehabt, den sie für verwerflich hielt. Daher verweigerte
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