Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
einzukaufen.
Man brauchte kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass Bentleys Chancen auf eine politische Laufbahn beträchtlich stiegen, wenn er die Rowes hinter sich wusste.
Masterton hielt Hof. »Die New Jersey Bombers waren einmal das Aushängeschild für diese fantastische Sportart. Man verehrte unsere Spieler für ihre unerschütterlichen christlichen Werte, für ihre Fairness, Integrität und Hingabe an die Mannschaft, ihre Familien und Fans. Jedes andere Team in der Liga beneidete uns um sie. Wir verdankten unseren Ruf Spielerpersönlichkeiten, die lebende Legenden waren. Eltern im ganzen Land bewunderten sie, und Kinder eiferten ihnen nach.« Er ballte die Goldnuggethand zur Faust.
Anya wusste nicht recht, worauf die einseitige Konversation abzielte.
»Doch dann unterwanderte der Teufel unsere Armee der Gläubigen. Die Versuchung besudelte unseren ruhmreichen Namen.«
»Herrgott, Masterton. Wir wollen sie für ihre Arbeit bezahlen, nicht dich für deine Predigten.«
Der ältere Herr, Lyle Buffet, war offenbar der Ranghöchste im Raum. Die Google-Suche hatte Tausende von Einträgen zutage gefördert, wie er Spieler, Mannschaftsärzte und Trainerstäbe heuerte und feuerte. Allem Anschein nach hatte er einen konkurrenzlos unsentimentalen Zugang zum Sport. Was er erwartete, war die bedingungslose Loyalität seiner Angestellten, und er scheute sich nicht, Klartext mit den anderen beiden Clubbesitzern zu reden.
Kitty Rowe lächelte strahlend. »Was wir zum Ausdruck bringen wollen, ist, dass uns daran liegt, einer Mannschaft vorzustehen, die frei von Drogen, Skandalen und sexuellem Fehlverhalten ist. Es ist den Medien nicht verborgen geblieben, dass es verdorbene Elemente gibt, die uns allen die Freude am Sport ruinieren.«
Anya hatte keine Lust, um den heißen Brei herumzureden. »Nach den mir bekannten Zahlen sind rund fünfundzwanzig Prozent aller Footballspieler verurteilte Straftäter – wegen Drogenhandel, häuslicher Gewalt und Sexualvergehen. Auch der Missbrauch von Anabolika, illegalen Drogen und Alkohol ist weit verbreitet. Frauenfeindlichkeit scheint mir hier, wie auch bei vielen anderen männlich geprägten Mannschaftssportarten, inhärent.«
Mit der Fingerspitze strich die Frau sich über das Collier. »Das ist eine Art, es zu sehen.«
Buffet fuhrwerkte mit einem Zahnstocher am Oberkiefer herum und schmatzte. Vor ihm lag ein halb gegessenes Thunfischsandwich. »Um es auf den Punkt zu bringen, wir müssen heute wesentlich härter um das Interesse und Geld der Fans ringen als je zuvor. Football war immer ein Nationalsport. Eine Institution. Eine Religion.«
Buffet schielte auf Masterton, der aber nicht widersprach. »Angesichts all der sogenannten Skandale kehren die Familien – insbesondere die Mütter und damit auch die Kinder – dem Spiel mehr und mehr den Rücken. Wenn es weniger Fans gibt, bleiben mehr Sitze frei, und die Ticketeinnahmen sinken. Damit bleiben die Sponsoren aus. Wenn wir also nicht bald die Trendwende schaffen, wird der Club die nächsten fünf Jahre nicht überleben.
Und aus diesem Grund haben wir uns Ihrem speziellen Fachgebiet zugewandt, Dr. Crichton. Wir wollen der Club sein, der die Richtung vorgibt – wir wollen die New Jersey Bombers zum familienfreundlichsten Team im Land machen.«
Anya war bewusst, dass sich viele Frauen für den Sport zurückgewinnen ließen, wenn die Besitzer es wirklich ernst meinten. Bei allen Spielarten des Footballs galten Frauen seit jeher als das eigentliche Wunschpublikum, da sie ihre Familien mitzogen, aus denen unverbrüchlich treue Fans hervorgingen.
Anya fragte sich, wann der Vergewaltigungsvorwurf zur Sprache käme. »Wie Sie wissen, bin ich hier, um für die Liga eine Reihe von Seminaren zu halten, in denen es unter anderem darum geht, die Spieler über angemessenes beziehungsweise nicht hinnehmbares Verhalten gegenüber Frauen aufzuklären, über Aggressionskontrolle und sexuell übertragbare Krankheiten; wir sprechen unter anderem über Safer Sex und diskutieren Filmbeispiele, die Männer und Frauen in sensiblen Situationen zeigen.« Sie zog drei Kurzdarstellungen des Lehrgangs hervor und reichte sie den Vereinsbesitzern.
Masterton blätterte darin, bis er an einer Stelle hängenblieb. »Wir lehnen jedwede sexuelle Beziehung außerhalb der geheiligten Institution der Ehe strikt ab. Ich fordere Sie auf, diesen Abschnitt zu eliminieren …«
»Um Himmels willen, Mann. Wir haben Spieler, die kaum lesen und schreiben können.
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