Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
man durch die Einnahme mehr Protein und damit noch mehr Muskelmasse aufbaut, selbst Jahre nach Beendigung der Steroideinnahme noch. Diese Studie kam zu dem Ergebnis, dass Menschen, die Steroide nehmen, auch nach deren Absetzen ein gesteigertes Aggressionspotenzial haben.«
Ethan nahm seinen Platz wieder ein und beteiligte sich an dem Gespräch. »Doping kann also noch Jahre danach die Ergebnisse verfälschen? Wie ernst kann der Kampf gegen Doping sein, wenn die Footballer nur am Spieltag getestet werden?«
Gavin stützte beide Ellenbogen auf den Tisch. »Sehr ernst. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spieler Stimulanzien nimmt, ist am Spieltag am höchsten.«
Erstaunt registrierte Anya die Anspannung zwischen den Männern.
»Wie ernst kann es der Liga sein, wenn die Welt-Antidoping-Agentur fünfzig Substanzen verbietet, davon aber nur zehn auf der schwarzen Liste der Liga stehen?«
»Man muss der Liga zugutehalten«, widersprach Gavin, »dass sie den Kampf gegen Medikamentenmissbrauch aufgenommen hat, fünfzehn Jahre bevor es den ersten Dopingtest im Baseball gab.«
Anya hatte von den aktuellen Skandalen gelesen, bei denen berühmte Baseballspieler positiv auf illegale Substanzen getestet worden waren. »Wieso übernimmt die Liga nicht einfach die Vorschriften und Tests der WADA ?«, fragte sie.
Gavin stieß einen Pfiff aus. »Das ist ein politisches Wespennest, mit dem ich zum Glück nichts zu tun habe.«
»Das kann ich beantworten«, sagte Ethan. »Nach den Statuten der Liga werden Dopingsünder beim ersten Vergehen für maximal vier Spiele gesperrt, während die WADA gleich eine zweijährige Sperre vorsieht. Da man auch einem Spieler, der zwei Jahre lang nicht spielen darf, ein Vermögen zahlen muss, ist das Problem eher finanzieller denn moralischer Natur.«
Das dürfte allerdings kaum jemanden abschrecken, fand Anya.
Der Hauptgang wurde serviert, und Gavin erläuterte, wie er die Spieler zu beeinflussen versuchte.
»Ich sage ihnen, dass sie im Falle einer durch Steroidmissbrauch verursachten Verletzung mit hoher Wahrscheinlichkeit länger ausfallen. Sie sind anfälliger für Bandscheibenvorfälle und Komplikationen im Knie-, Ellenbogen-, Wirbelsäulen-, Knöchel- und Fußbereich. Wenn die Muskeln zu schnell wachsen, ziehen die Knorpel oft nicht schnell genug mit, und Bänder und Knorpel sind höheren Belastungen ausgesetzt. Kein Spieler will sich unnötig solch einem Risiko aussetzen. Da ist die Karriere oft schon zu Ende, bevor man noch auf dem Boden liegt.«
Anyas gegrillte Hähnchenbrust war exquisit, und wenn man die sauberen Teller als Indiz nahm, hatte es Ethan und Gavin ebenso geschmeckt wie ihr. Sie verzichteten auf einen Nachtisch, und Gavin ging mit Anya in die Katakomben, während Ethan angab, sich »noch um etwas kümmern« zu müssen. Sie fragte sich, ob er Bridget meinte.
Sie liefen durch gewundene graue, fensterlose Flure, in denen es ein bis zwei Grad kälter war als im Rest des Gebäudes. Zwei Sicherheitsmänner begrüßten Rosseter mit »Hallo, Doc.« Von hier an standen grau uniformierte Männer mit Walkie-Talkies vor den Türen.
Sie kamen an einem Raum vorbei, auf dessen Tür Röntgen stand.
»Man will einen Spieler ja nicht voreilig aus dem Match nehmen, deshalb kann die medizinische Abteilung sie hier durchleuchten. Computertomografen gibt es hier natürlich keine, nur den altmodischen Apparat.«
Anya fragte sich, ob der finanzielle Aufwand für diese Einrichtung gerechtfertigt war. Wenn ein Spieler solche Schmerzen hatte, dass man es für nötig hielt, ihn zu röntgen, konnte er doch ohnehin nicht mehr den vollen Einsatz bringen.
»Die Umkleiden sind nicht beschriftet, damit die Fans nicht einfach dort hereinplatzen. Die Rangers und Knicks haben ihre eigenen Räume.« Er zeigte auf zwei blaue Türen, eine normal groß, die andere erheblich breiter. »Die Rechte gehört dem Basketballteam der Knicks. Die Eishockeyspieler der Rangers brauchen die doppelte Breite, damit die Ausrüstungswagen durchpassen.«
Und, vermutete Anya im Hinblick auf die Schulterpolster, damit die Spieler selbst bequem passieren konnten.
»Sind die Spinde auch unterschiedlich groß?«
»Die Torhüter haben breitere«, antwortete Gavin und sah sie neugierig an. »Sie sind nicht so, wie ich erwartet habe.«
Anya wurde rot. »Was haben Sie denn erwartet?«
»Ich habe Sie gegoogelt. Pathologie, Vergewaltigungsuntersuchungen, Opferrechte – na ja, ich meine …«
»Sie haben mit einer älteren Tante
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