Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
ohne jeden Humor gerechnet.«
Jetzt wurde Gavin rot.
Die Sicherheitsleute bildeten ein Spalier.
»Die Spieler werden jeden Augenblick einlaufen. Wir sollten zusehen, dass wir auf unsere Plätze kommen.« Er legte Anya die Hand auf den Rücken, und im selben Moment ging die Kabinentür der Mannschaft auf.
Sie traten einen Schritt zurück, und die Männer traten nacheinander auf den Gang. Einige Gesichter kannte sie vom Fernsehen und vom Kino, andere waren Riesen mit Füßen von einer Größe, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Mehrere Knicks-Spieler grüßten Gavin im Vorbeigehen. Sekunden später hörte man das Brüllen des Publikums. Die Spannung in der Luft war greifbar, auch wenn es ein reines Freundschaftsspiel war.
Sie hatten Plätze in der dritten Reihe auf Höhe des Mittelkreises. Einen Augenblick lang kam Anya sich schäbig vor, weil sie einem echten Fan einen so tollen Platz wegnahm. Gavin fühlte sich dagegen pudelwohl und rieb sich die Hände, während sie sich nach Ethan umsah. Das Stadion war ausverkauft, das Publikum schlug aufblasbare Schlegel aneinander, und der Geräuschpegel vervielfachte sich. Zu hämmernder Musik, die die Fans zusätzlich aufstachelte, wärmten die Mannschaften sich auf. Anya fragte sich, ob sie sich den Bacon-Duft nur einbildete.
Dann stand plötzlich Ethan grinsend mit einer Papiertüte da. »Eine heimische Spezialität«, sagte er. »Ein Knish, ein im Kartoffelmantel frittiertes Würstchen. Köstlich.«
Es war Anya schleierhaft, wie Ethan nach dem ausgiebigen Mahl auch nur ein Fitzelchen hinunterbringen konnte, aber allmählich hatte sie den Verdacht, er habe einen nimmersatten Magen. Aus Neugier und Höflichkeit biss sie in die knusprige Kartoffelhülle. Ethan hatte recht. Es schmeckte erstaunlich gut.
Die Mannschaftsaufstellungen wurden durchgesagt, und die Fans jubelten und lärmten lauter denn je. Das Spielfeld war ein Gewirr aus langen Beinen und breiten Schultern, als Spieler beider Mannschaften Bälle und Körbe warfen.
»Für wen sind Sie?«, fragte sie Gavin.
»Die Knicks.«
Ethan buhte. »Auf geht’s, Globetrotters.«
Das Freundschaftsspiel begann, und Anya ließ sich von der guten Laune anstecken. Die Profis waren nicht nur fantastische Sportler, sie waren auch gewiefte Entertainer. Trotzdem hatte sie ihre Bedenken, ob die gewaltigen Gehälter und lukrativen Sponsorenverträge, mit denen sie überhäuft wurden, zu rechtfertigen waren. Schließlich heilten sie weder Krebs noch retteten sie den Planeten vor der globalen Erwärmung, sie warfen sich nur einen Ball zu.
Die Globetrotters warfen drei Trickkörbe in Folge, sehr zur Begeisterung des Publikums. In gewisser Weise war es wie im Varieté. Einmal wusste niemand, wohin der Ball verschwunden war. Die Schiedsrichter waren genauso verdattert wie die Zuschauer. Trotz des Unfugs bedeutete es für alle Akteure harte Arbeit, damit es so spielerisch wirken konnte.
Über riesige Videoleinwände flimmerte die Wiederholung in Zeitlupe. Während der Spielunterbrechung lief Rockmusik, und Frauen in Tanzoutfits warfen die Beine in die Höhe und schwenkten Pompons. Anya nutzte die Gelegenheit und fragte Gavin nach seiner persönlichen Meinung. »Sind Footballer eigentlich häufiger in Mannschafts-Sexskandale oder häusliche Gewalt verwickelt als Basketballer?«
In Anyas bisheriger Recherche hatte Basketball eine wesentlich geringere Rolle gespielt als andere Mannschaftssportarten.
»Ich denke, Basketballer haben einen etwas ausgeprägteren Egoismus, und es geht bei ihnen nicht ausschließlich um das Team. Es geht um die eigene individuelle Leistung. Außerdem sieht man ihre Gesichter auf dem Bildschirm, sie sind in der Öffentlichkeit präsenter, und ihre Sponsorenverträge enthalten häufig Moralklauseln.«
Ethan hatte eine andere Erklärung. »Im Basketball gibt es weniger verurteilte Straftäter. Was möglicherweise aber nur daran liegt, dass die Manager cleverer sind und mehr Geld da ist, um das Schweigen Dritter zu erkaufen. Bei Sportlern, die Geld bringen oder auf dem Höhepunkt ihrer Karriere stehen, spielen Moralklauseln kaum eine Rolle.«
»Auch Basketballer kommen oft genug in Schwierigkeiten«, meinte Gavin. »Häusliche Gewalt vollzieht sich meist unterhalb der Schwelle des öffentlichen Interesses, wenngleich es dafür eine ganze Reihe von Gründen geben kann. Solange die Spielerfrauen nicht Anzeige erstatten, lässt sich kaum etwas dagegen tun.«
Ethan schien wenig beeindruckt. »Die
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