Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
ein Basketballspiel in einer der bekanntesten Sportarenen der Welt erwartete – auf die Fangesänge, die ihr aus dem offenen Bus entgegenschallten, der direkt vor dem Eingang parkte, war sie nicht im Mindesten gefasst gewesen. Polizisten hielten den Verkehr an, damit die Besuchermassen die Straße überqueren konnten. Eine Blaskapelle steigerte noch den Trubel.
Anya musste lächeln. Die Aufregung war ansteckend. Nicht weit vom Bus stand Ethan Rye, die Hände tief in die Taschen einer Lederkapuzenjacke gesteckt.
»Hey.« Er grinste breit. »Schön, dass Sie es geschafft haben. Ich hoffe, Sie haben Appetit, da drin gibt’s nämlich mit das Beste, was die Stadt zu bieten hat.«
Anya grummelte der Bauch. Sie hatte nicht zu Mittag gegessen, und allmählich machte der Hunger sich bemerkbar.
Ethan führte sie am Ellenbogen auf den Eingang zu. Kaum waren sie unter dem Vordach, schmerzten ihr die Ohren. Die Kakophonie der Massen, die vor den Toren des Stadions anstanden, war ohrenbetäubend. Ethan führte sie an den Wartenden vorbei zu einem VIP -Eingang. Mit der Rolltreppe ging es auf die dritte Ebene und von dort ins Foyer von Club-Bar und -Restaurant.
»Das ist einer der besten Läden der Stadt«, schwärmte Ethan.
Anya betrachtete die gerahmten Porträts von Eishockeyspielern, Basketballern und sogar Boxern an den violett gepolsterten Wänden. Darüber liefen ununterbrochen die Sportergebnisse in rot flimmernden Lichtern entlang . Blickfang war eine Vitrine aus Holz und Glas mit unzähligen silbernen Kristallpokalen. Die holzgetäfelten Wände und weißen Leinentischtücher wurden von Art-déco-Wandleuchten in Szene gesetzt. Man kam sich vor wie in einem exklusiven altmodischen Salon, nur dass die Luft hier statt von Zigarrenqualm und dem Genörgel alter Männer vom Duft von warmem Knoblauchbrot und vom Raunen angeregter Gespräche erfüllt war.
»Ist das nicht toll? Man kann bei einem fantastischen Essen Geschäfte machen und muss kein einziges Ergebnis verpassen.«
Der Oberkellner hieß sie willkommen. »Schön Sie wieder bei uns zu haben, Mr Rye. Dr. Rosseter lässt ausrichten, dass er sich ein paar Minuten verspäten wird.«
»Danke, Frank. Wir würden trotzdem schon bestellen.«
»Bridget wird sich umgehend um Sie kümmern.«
Er führte sie an einen Tisch an der Wand, von dem aus man den gesamten Raum im Blick hatte. »Hier treffen sich die Promis, die den Massen aus dem Weg gehen wollen, außerdem die Vereinschefs und nicht wenige Spitzenmanager. Der da drüben«, er machte eine Kopfbewegung zu einem Tisch am anderen Ende des Raums, »der mit dem blauen Sweater um die Schultern, das ist ein ganz großes Tier bei Nike.«
Ein Mann mit Knicks-Käppi und -Jacke arbeitete sich zu ihrem Tisch vor. Er schüttelte Catcher die Hand und drückte ihn gleichzeitig mit dem anderen Arm an sich. Anya bemühte sich, nicht zu glotzen, aber sie hatte den Neuankömmling trotz der tief in die Stirn gezogenen Kappe erkannt. Leonardo DiCaprio streckte den Arm aus und gab ihr die Hand. »Schön, Sie kennenzulernen. Ich wünsch euch einen tollen Abend. Und meld dich mal wieder«, fügte er noch hinzu und klopfte Ethan auf die Schulter, ehe er weiterzog.
Anya waren Promis zwar im Großen und Ganzen einigermaßen schnuppe, aber ein klein wenig beeindruckt war sie dann doch von dem Umgang, den Ethan pflegte. Sie fragte sich, welche Aufträge er für die Stars erledigen mochte, oder ob es sich tatsächlich um freundschaftliche Kontakte handelte. Mit einem breiten Lächeln kam die Kellnerin und reichte ihnen die Speisekarten.
»Wünschen Sie einen Aperitif?«
»Ich hätte gern ein Glas trockenen kalifornischen Weißwein, danke.«
»Und für Sie das Übliche, Catcher?«
»Bin ich wirklich so vorhersehbar?«
Bridget lächelte und erläuterte die Tageskarte. Bei den Beschreibungen der jeweiligen Gerichte lief Anya das Wasser im Munde zusammen. Bridget ließ ihnen etwas Zeit, um sich zu entscheiden, und sie fuhr Ethan mit der Hand über den Rücken, als sie ihnen die Servietten über den Schoß breitete.
Eine Frau lachte auf, und Anya sah kurz zum Nachbartisch hinüber. Sie meinte Rosie O’Donnell zu erkennen und musste sich eingestehen, dass das ganz schön aufregend war.
»Das Stadion ist riesig«, staunte sie, »und es geht richtig rund, sogar hier drin.«
»Zwanzigtausend brüllende Fans. Es ist jedes Mal wieder irre. Das ist das Tolle an den New Yorkern.« Er biss in ein Grissino. »Sie stehen hundertprozentig hinter
Weitere Kostenlose Bücher