Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
welche körperlichen Anforderungen an die Spieler gestellt werden und in welchem Umfeld sie sich eigentlich bewegen.«
»Das ist gar nicht viel anders als beim australischen Aussie Rules, was nebenbei bemerkt komplett abartig ist. Wie die Spieler sich auf Rücken und Schultern der anderen Spieler werfen, um an den Ball zu kommen, ist verrückt.«
»Das nennt man ein Zeichen setzen.« Anyas Vater hatte sie ständig zu irgendwelchen Spielen mitgenommen. Dabei hatte sie weniger das Spiel begeistert, als die Zeit, die sie mit ihrem Dad verbrachte.
»Richtig. Und was ist mit Rugby? Da gehen die Spieler ohne Helm und Körperschutz aufeinander los. Zweihundert Pfund Muskelmasse, die mit Höchstgeschwindigkeit aufeinander zu stürmen, das gibt einen ordentlichen Kawumms.«
Ethan beugte sich vor. »Unser Sport hat sich ja tatsächlich aus dem Rugby entwickelt. Dabei haben unsere Spieler eigentlich was von einem Kugelfisch. Die Polsterung dient nicht zuletzt dazu, sie beeindruckender aussehen zu lassen.«
»Inwieweit kann die Polsterung den Aufprall tatsächlich auffangen?«, wollte Anya von Gavin wissen.
»Gute Frage, aber ich vermute, niemand würde den Panzer ablegen, um es wirklich auszuprobieren. Jedenfalls müssen unsere Jungs trotz der Schutzausrüstung absolut topfit und auf den Punkt austrainiert sein. Zu meinen Aufgaben gehört es, sie vor dem Transfer genauestens zu untersuchen. Das Letzte, was eine Mannschaft sich aufhalsen will, ist ein verletzungsanfälliger oder gar vorgeschädigter Spieler.«
»Wie extrem ist die körperliche Belastung?«
Bevor er darauf antworten konnte, legte Ethan die Serviette auf den Tisch. »Wenn ihr mich entschuldigt, ich muss kurz verschwinden.«
Gavins Augen funkelten, als sei das sein Lieblingsthema. »Diese Männer sind nach dem Match im Grunde nicht mehr einsatzfähig. Sie sind moderne Gladiatoren, die an jedem Spieltag in die Schlacht ziehen. So sind sie konditioniert. Sie ernähren sich von Entzündungshemmern und Schmerzmitteln. Die werfen sie ein wie Tic-Tacs.«
Anscheinend war es üblich, die Spieler mit Gladiatoren und Kriegern zu vergleichen. Anya wusste, dass Medikamentenmissbrauch trotz der Dopingtests in praktisch allen Sportarten vorkam, gleich ob im Profi- oder Breitensport. »Wie steht es mit Steroidmissbrauch? Wie weit ist das im aktuellen Football verbreitet?«
»Hören Sie, ich heiße das in keinster Weise gut. Das kommt wie in anderen Sportarten so auch in unserer Liga vor, aber die Quote liegt geschätzt bei zehn Prozent der Spieler oder niedriger. Natürlich ist Kraft wichtig, aber Ausdauer ebenso. Bei jedem Spiel verlieren die Jungs literweise Flüssigkeit. Es ist gar nicht so selten, dass einer auf der Schüssel hockt, während ich in der Nachbarkabine einen Beutel mit Flüssigkeit in die Höhe halte, um ihn intravenös zu rehydrieren. Wussten Sie, dass ein Basketballer in einem einzigen Spiel bis zu zwei Dutzend Flaschen trinkt? Ihr Elektrolythaushalt muss genauestens überwacht werden.«
Anya griff nach dem Salz und stieß dabei an das Wasserglas, sodass sich auf dem Tischtuch eine kleine Pfütze bildete. Sie stellte das Glas zur Seite und tupfte das Wasser mit Ethans Serviette auf. Aus dem Augenwinkel sah sie Bridget und Ethan, die neben der Tür zu den Toiletten standen. Sie steckten die Köpfe zusammen, und er nahm ein Bündel Geldscheine aus dem Portemonnaie, das sie in der Rocktasche verschwinden ließ. Wenn er sie für Informationen bezahlte, dann geschah das in aller Öffentlichkeit und nicht gerade diskret. Andererseits wusste Anya so wenig über Ethan, dass sie nicht einmal ausschließen konnte, dass Bridget seine Freundin oder gar Frau war.
Gavin nahm den Faden wieder auf. »Es gibt interessante Forschungen zu diesem Thema. So hat das australische Garvan Institute festgestellt, dass das Wachstumshormon Somatotropin eher ein Placebo ist, als dass es irgendetwas bewirkt. In einer Doppelblindstudie entwickelten die Sportler, denen das Placebo verabreicht wurde, sich in Sachen Körperkraft, Ausdauer, Energie und Sprintstärke besser als jene, die das STH bekamen. Zudem zeigte sich, dass Spieler, die Steroide nehmen, verletzungsanfälliger sind. Das spricht sich allmählich herum, und dann sind da natürlich die Dopingtests.«
Anya wusste von einer anderen Studie, die zu einem gegenteiligen Ergebnis kam. »Ich habe gelesen, dass Steroide die Muskelfasern vergrößern und zu einer höheren Anzahl von Zellkernen in den Fasern führen, sodass
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