Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
ihrer Mannschaft. Auch wenn es immer wieder heißt, man sei in der Stadt oft sehr allein – sobald es um einen guten Zweck geht, wie das Benefizspiel heute, bilden die Leute einfach eine Einheit.«
Anya hatte gehört, dass es nach den Terroranschlägen vom 11. September zu unglaublichen Demonstrationen der Menschenliebe und Solidarität gekommen war. Die Bilder der zusammenströmenden Freiwilligen waren ihr unvergesslich. »Wie lange leben Sie schon hier?«
»Ich habe seit über zehn Jahren mein Basislager hier. Davor war ich eher eine Art Nomade.«
»Was gefällt Ihnen an New York am besten?«
Ethan starrte in die Kerzenflamme auf dem Tisch. »Es wird einem hier nie langweilig. Es ist immer unfassbar viel los, und man kann sich seinen Lieblingssport aussuchen. Eishockey, Football, Baseball, Basketball. Ich habe im Lauf der Zeit für etliche New Yorker Teams gearbeitet. Das Tolle hier ist, man kriegt immer so viel Ungewöhnliches geboten, dass man gar nicht anders kann als wiederzukommen, um mehr davon zu sehen.«
Bridget servierte die Drinks und goss Wasser in Gläser. »Möchten Sie jetzt bestellen?«
Anya preschte voran. »Für mich bitte das Thunfisch-Sashimi und dann die gegrillte Hähnchenbrust nach Amish-Art.«
»Und ich nehme als Vorspeise den Crab Cake und danach das Sirloin-Steak.«
»Selbstverständlich bekommen Sie es medium, wie Sie es mögen«, versprach Bridget und verschwand.
Anya nahm einen Schluck Wasser und musste sich einschärfen, dass sie nicht zum Vergnügen hier war und Ethan, obwohl sie schon zwei Tage miteinander verbracht hatten, noch nichts Persönliches von sich preisgegeben hatte. Es war eine reine Arbeitsbeziehung. Trotzdem fand sie es aufregend, dass er überall, wo sie hinkamen, eine Menge Leute kannte und doch offen auf Fremde zuging, nicht zuletzt auf sie selbst. Vermutlich gehörte er zu denen, die jeder kannte, aber keiner gut. Ganz gegen ihre Art beschloss sie, direkt zu fragen. »Für was für Aufgaben wird man denn als Privatermittler von einem Sportverein so angeheuert?«
»Das ist ein breites Spektrum: Mal soll man drauf achten, dass die Sportler nicht über die Stränge schlagen, mal geht es darum, das Privatleben möglicher Neuverpflichtungen zu durchleuchten, oder darum, dass keine Gelder veruntreut werden – und selbstverständlich nimmt man sich die Frauen vor, die behaupten, von den Spielern missbraucht worden zu sein.« Er nahm die Serviette vom Schoß und stand auf. »Da haben wir ja unseren zweiten guten Doktor.«
Ein groß gewachsener Mann mit olivbrauner Haut und dicht gekräuseltem Haar kam auf sie zu. Der Statur nach mochte er selbst einmal aktiver Spieler gewesen sein. »Tut mir leid, Mann, bin aufgehalten worden. Das muss die berühmte Dr. Crichton sein. Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Gavin Rosseter.«
»Anya«, grüßte sie über den Tisch hinweg.
»Ich hoffe, ihr habt nicht auf mich gewartet.«
Bridget nahm seine Bestellung auf und kehrte gleich darauf zurück, um ihm eine Flasche Corona zu bringen.
»Willkommen in den guten, alten US of A «, sagte Gavin. »Wie ich höre, kommen Sie aus Down Under. Tolles Land. War einmal da und fand alles umwerfend. Das einzig Blöde ist, es liegt einfach nie auf dem Weg nach irgendwohin.«
»Dasselbe gilt auch für New York, wenn man es genau nimmt. Aber beide sind für sich genommen ganz ansprechende Reiseziele, finden Sie nicht?«
Gavin musste laut lachen. »Eine Frau mit Esprit und Witz. Wir werden toll miteinander auskommen.«
Die Vorspeisen wurden serviert, die Düfte allein wären den Besuch wert gewesen. Das Aroma der Orangen-Soja-Soße, die den Thunfisch aufs herrlichste abrundete, zerging Anya auf der Zunge.
Gavin hatte sich für den weißen Spargel mit geraspelten Trüffeln entschieden, und bei dem schweren, nussigen Duft wünschte Anya, sie hätte dasselbe bestellt. Ethan tunkte mit einem Stückchen Sauerteigbrot die letzten Reste von seinem Teller auf, da hatten die anderen beiden noch kaum den ersten Bissen getan.
»Wie lange sind Sie schon Mannschaftsarzt der Bombers?«, wollte Anya von Gavin wissen.
»Erst ein gutes Jahr. Davor war ich bei den Knicks. Ich kenne alle Spieler, die bei dem Benefizspiel heute dabei sind. Wenn Sie mögen, führe ich Sie in die Garderoben, und Sie können sich vor dem Spiel ein wenig umsehen.«
»Das wäre toll. Ich kenne mich mit Basketball und American Football überhaupt nicht aus und muss mir selbst erst noch einen Überblick verschaffen,
Weitere Kostenlose Bücher