Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
Fallen von drei gegnerischen Spielern umgerissen zu werden.
»Autsch«, zuckte Ethan zusammen. Das Publikum bejubelte den Angriff. »Der Runningback lässt sich ganz schön Zeit beim Aufstehen.«
Anya sah, wie Gavin Rosseter mit seinem Arztkoffer aufs Spielfeld rannte. Solange er den Verletzten untersuchte, wurde das Spiel unterbrochen. Der Trainer brüllte Namen und Anweisungen in sein Mikro. Nach ein paar Minuten klopfte Gavin dem Runningback auf die Schulter, und unter dem Jubel und Applaus der Fans stand er wieder auf. Anya sickerte der Schweiß in den Kragen.
Gavin kehrte an seinen Platz an der Seitenlinie zurück und trocknete sich mit einem Handtuch Stirn und Hände. Es war, als sei es in den letzten zehn Minuten noch etliche Grad heißer geworden. Im nächsten Versuch wechselte der Ballbesitz. Die aktuellen Spieler gingen vom Feld, und die Defense nahm ihren Platz ein. Auf der anderen Spielfeldseite wechselten die San Diego Chargers ebenfalls das auf der Bank bereitsitzende Team ein. Ethan gab Anya eine kalte Wasserflasche. Sie bedankte sich und hielt sie sich an die Stirn. Sie fragte sich, wie die Spieler in ihrer schweren Schutzmontur das aushielten.
Es war wie ein gigantisches Schachspiel, bei dem es für jede denkbare Situation die passende Strategie gab. Kurz darauf war das erste Viertel zu Ende, ohne dass eine der Mannschaften gepunktet hätte.
Statt der erwarteten fünfzehn Minuten hatte das Viertel über eine halbe Stunde gedauert. Sobald das Spiel unterbrochen wurde, hielt man auch die Uhr an.
Nach einer zweiminütigen Pause wechselten Chargers und Bombers die Seiten, und Anya sah einen Spieler in Purpur-Gold-Grün taumeln. Gavin hatte es ebenfalls bemerkt und war aufs Spielfeld gelaufen. Schnell rief er zwei weitere Männer herbei, die halfen, den Spieler vom Platz zu führen. Kaum waren sie an der Bank, da forderte Gavin eine Trage an. Im selben Moment kollabierte der Spieler. Instinktiv eilte Anya ihm zu Hilfe.
»Rocket. Hörst du mich?« Gavin klopfte auf den Brustschutz. Der Kollabierte stöhnte nur. »Hat jemand gesehen, wie er was abgekriegt hat?«
Die Mitspieler schüttelten den Kopf.
»Wie war er vor dem Spiel drauf?«
»Bestens, wir haben zusammen gefrühstückt, und in der Garderobe hat er Witze gerissen.«
»Beim Seitenwechsel hat er was von Magenkrämpfen gesagt«, erklärte ein anderer.
Mit zwei Assistenten drehte Gavin ihn auf die Seite, damit die Trage unter ihn geschoben werden konnte. Vier hünenhafte Spieler waren nötig, um ihn in die Garderobe zu schaffen.
Dort setzten sie ihn auf dem Boden ab, und Rocket zog die Knie an, und sein Stöhnen wurde lauter.
»Kannst du mich hören, Mann?« Gavin löste Rocket den Kinngurt und nahm vorsichtig den passgenauen Helm ab.
Anya fühlte an der Halsschlagader nach dem Puls. »Er glüht geradezu, und der Puls ist auf mindestens hundertfünfzig.«
Gavin sah das offenbar genauso. Ein Hitzschlag konnte tödlich sein, und dieser Spieler war in Lebensgefahr.
Er rief nach dem Assistenten, während Anya den Rest ihrer Wasserflasche über Kopf und Hals des Spielers ausgoss.
»Schnell«, befahl Gavin. »Hol so viele Eisbeutel du kannst. Er überhitzt total.«
Der Assistent rannte los, und Gavin griff nach einer Blutdruckmanschette für krankhaft Übergewichtige. Der Oberarm des Sportlers war dicker als Anyas Schenkel. Sie half beim Anlegen.
»Blutdruck nur fünfundsiebzig.«
Anya war klar, dass dem Spieler schwerstes Organversagen drohte und er ohne massives Eingreifen bald sterben würde.
»Ich brauche den Rettungswagen.« Gavin griff nach einer großen Kanüle und pumpte die Manschette noch einmal auf. Anya kümmerte sich um den anderen Arm. Das Eis kam, Anya packte Rocket zwei Beutel zwischen die Schenkel und einen unter die Achsel. Rocket schrie auf, sei es wegen der Kälte oder der Spritze, die Gavin ihm setzte. Er fuhr hoch und schlug blindlings nach Gavin und Anya. Anya zuckte gerade noch rechtzeitig zurück, um zu sehen, wie die Nadel aus dem Arm glitt und das Blut in hohem Bogen aus der Vene schoss. Ein Mitspieler, der es an Körpergröße und Massigkeit mit Rocket aufnehmen konnte, kam dazu und nahm ihn in den Schwitzkasten. Ein zweiter hockte sich auf seine Beine und presste eine Mullbinde fest, während Gavin eine zweite Kanüle setzte. Rasch zog er drei Ampullen Blut, dann legte er einen Beutel Flüssigkeit an.
»Sehen Sie’s ihm nach, Doc, er wollte Ihnen bestimmt nicht wehtun, das sieht ihm überhaupt nicht
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