Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
Spieler nickte.
»Puls vorhanden und belastbar. Hast du große Schmerzen?«
»Geht so.«
Anya stellte sich einen solchen Knochenbruch außerordentlich schmerzhaft vor.
»Hast du vor dem Spiel Entzündungshemmer eingeworfen?«
Wieder nickte er wie ein kleines Kind.
Das erklärte, weshalb er keine allzu großen Beschwerden hatte. Als der Knochen brach, stand er bereits unter Schmerzmitteln.
Gavin legte ihm eine Schlinge und gab dem Assistenten den Auftrag, den Spieler ins Krankenhaus zu bringen, zudem notierte er den Namen eines Orthopäden, der sich umgehend um ihn kümmern sollte. Sie waren noch nicht weg, da kam schon der nächste dringende Notruf vom Spielfeld.
Anya folgte Rosseter, der durch die Tür sprintete. Angesichts der Häufung ernster Verletzungen fragte sie sich, ob denn nach diesem »Freundschaftsspiel« überhaupt noch einer der Spieler frei von Blessuren wäre.
Ethan lief auf sie zu.
»Es ist Pete Janson. Er ging bei einem Tackle zu Boden, bekam einen Schlag auf den Kopf und hat sich seitdem nicht bewegt.«
19
Zuschauer und Spieler warteten auf ein Zeichen. Alle harrten der Botschaft, dass mit Janson alles in Ordnung sei. Gavin Rosseter kniete bei ihm und konzentrierte sich auf sein Gesicht. Anya war sich nicht sicher, ob er feststellen wollte, ob der Quarterback noch atmete, oder ob er mit ihm zu kommunizieren versuchte.
Sie stand an der Seitenlinie, dicht genug beim Trainer, um zu hören, wie der von Buffet Befehle erhielt. »Es ist mir egal, ob er kurz vorm Abkratzen ist. Er kommt nicht mit der Trage vom Platz. Das demoralisiert die Mannschaft, und das können wir uns im Moment überhaupt nicht leisten.«
»Wenn es eine Halsverletzung ist, muss man ihn ruhigstellen. Ich wüsste nicht, wie …«
»Verdammt, Ingram! Du hast gehört, was ich gesagt habe.«
»Ja, Sir.« Nach einem kaum merklichen Zögern bellte Ingram in sein Helmmikro: »Wenn du mich hören kannst, Janson, dann steh endlich auf. Du stehst jetzt auf und läufst. Ich sag das nicht zweimal.«
Als der alte Mann seinen Befehl erteilt hatte, trottete er von dannen. Wenige Meter von Anya entfernt blieb er stehen.
Anya hielt den Atem an und versuchte zu realisieren, was gerade geschehen war. Der Clubbesitzer war gewillt, den Tod eines Spielers zu riskieren, nur um die Mannschaftsmoral in einem Testspiel nicht zu gefährden? Hier ging es nicht um Leben und Tod. Es ging um Sport. Der Trainer befahl dem Quarterback, unter Missachtung aller ärztlichen Anweisungen, schwerste Verletzungen, bis hin zur Querschnittslähmung, in Kauf zu nehmen.
»Da«, sagte Ethan plötzlich.
Auf dem Spielfeld rappelte Pete Janson sich ein Stück weit hoch, stand schließlich auf und reckte den Arm in die Höhe. Die Menge brach in grenzenlosen Jubel, Bravos und Applaus aus. Gavin stand ebenfalls auf und hielt zwei Finger hoch, um das Sehvermögen des Spielers zu testen, dann wollte er mit ein paar Fragen feststellen, ob er wusste, wo und wer er war. Doch da Janson aus eigener Kraft aufgestanden war, hielt er Gavin offenbar für überflüssig, und seine beiden in die Luft gereckten, behandschuhten Fäuste stachelten das Publikum zu noch mehr Lärm an.
Trainer Ingram fuhr sich mit der offenen Hand über den Mund, dann rückte er das Mikrofon zurecht. »Wir haben ein Spiel zu gewinnen.«
Buffet sah sich das nicht lange an. Er wandte dem Spielgeschehen den Rücken zu und stand plötzlich ein wenig aufrechter, als habe die Reaktion der Masse ihm einen Energieschub versetzt. »Dr. Crichton, ich weiß, was Sie jetzt denken werden. Begleiten Sie mich. Du auch, Catcher.«
Ethan warf Anya einen bittenden Blick zu.
Missmutig ging sie mit, fest entschlossen, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit das Thema Sicherheit zur Sprache zu bringen.
»Sie sind Mutter. Sie haben ein Kind«, Buffet machte eine wegwerfende Handbewegung, »das bei seinem Vater lebt.«
Anya wusste, dass man Erkundigungen über sie eingezogen hatte, aber diese Bemerkung war wie ein Schlag vor den Kopf. Für die ihr übertragene Aufgabe waren ihre persönlichen Lebensumstände völlig irrelevant. Die Hitze stieg ihr ins Gesicht. Dieser Mann hatte kein Recht, Ben ins Spiel zu bringen.
Ethan legte ihr die Hand auf den Arm. »Ganz ruhig«, flüsterte er.
»Ihr Kind hat Glück. Aber diese Jungs hier … « Er blieb stehen und deutete auf das Spielfeld. »Sportler dieses Kalibers werden von der Grundschule bis zum College nur gehätschelt und getätschelt. Immerzu werden sie vor allen
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