Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Titel: Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
Vom Netzwerk:
Schreibtisch die Pfeife seines Großvaters, sie ist am Stiel angekaut und riecht immer noch nach Tabak, obwohl Toms Großvater schon seit drei Jahren tot ist. Tom hat ihn sehr gemocht.
    Mein Kumpel Felix: Trug vor seinem Unfall ein geflochtenes Lederband mit drei schwarzen Perlen an seinem Handgelenk. Ich weiß nicht, ob es ein Erinnerungsstück oder ein Glücksbringer war. Ich würde ihn gern danach fragen, aber so gut kenne ich ihn nicht. Vielleicht trägt er es auch gar nicht mehr. Ich habe ihn lange nicht gesehen.
    Meine Schwester: Ist elf Jahre alt und besitzt einen kleinen, bunten Beutel mit zwei Sorgenpüppchen. Wenn sie Sorgen hat, erzählt sie die ihren Püppchen, dann legt sie sie vorm Einschlafen unters Kissen und am nächsten Morgen sind die Sorgen weg. Sie wünscht sich zum Geburtstag noch ein Sorgenpüppchen, weil sie abends oft drei Sorgen hat.
    Meine Mutter: Hat keinen Glücksbringer und will auch nie mehr einen haben. Bis vor Kurzem war ihr Ehering ihr Glücksbringer und sie hat ihn niemals abgelegt. Aber dann hat mein Vater sich in unsere Nachbarin verliebt. Im Moment wohnen sie zwar beide noch in unserem Haus, aber sie haben sich trotzdem getrennt. Mein Vater wohnt jetzt oben und meine Mutter unten. Ein Jahr lang wollen sie das durchziehen, dann können sie sich scheiden lassen. Den Ring will meine Mutter schon jetzt nicht mehr tragen. Sie hat ihn mit ganz viel Seife abgezogen und ihn weggeschmissen. Künftig will sie ohne Ringe und Glücksbringer klarkommen.
    Ich: Tja, einen Glücksbringer habe ich auch nicht. Aber ich besitze ein Erinnerungsstück. Ich habe nämlich den Ring meiner Mutter aus dem Müll geholt und hebe ihn auf. Weil ich immer noch hoffe, dass sie ihn irgendwann wieder braucht. Wo der von meinem Vater ist, weiß ich nicht.
    Viel Glück in 100 Jahren wünscht
    Maiken Willund

Dienstag, 28. Juni
    Wann ist man erwachsen? Mit 18, wie hier bei uns? Mit 21 wie in Monaco? Oder mit 16, so wie bei den Schotten?
    Rosalie sagt: Du bist erwachsen, wenn du nicht mehr wächst.
    Paps meint: wenn du Dinge tust, obwohl dir deine Eltern dazu geraten haben.
    Florian behauptet: Endgültig erwachsen bist du erst, wenn alle Pflanzen auf deinem Fensterbrett leben und du keine davon rauchen kannst.
    6.15 Uhr  Heute kommt Felix. Und ICH darf NICHT hin.
    Habe überlegt, ob ich Mama anrufen und sie bitten soll, mit Paps zu reden. Aber ich persönlich finde: Man ist erst erwachsen, wenn man seine Angelegenheiten selbst regelt. Wenn man jedem direkt sagt, was man will, und sich dafür einsetzt, dass man es auch bekommt. Und das tu ich jetzt.
    8.17 Uhr  Physik. Aber ohne mich, ich bin hier heute nur rein körperlich anwesend. Muss noch das Frühstück verdauen, also eher das Gespräch beim Frühstück und eher so psychisch.Hausarrestaufheben, zweiter Versuch. Gesprächsteilnehmer: Paps, Flocke, ich. Rosalie schlief noch.
    »Du, Paps?«
    »Hmmmmm.« Er las gerade den Kulturteil der Zeitung.
    »Hör mal, Kinder sind nicht achtzehn Jahre lang klein und dann auf einmal erwachsen.«
    »Hmmmm, ja«, antwortete er und las weiter.
    Flocke grinste.
    »Das ist ein langsamer Prozess. Das geht schrittweise.«
    »Hmmhmmm.« Paps blätterte um, nahm einen Schluck Kaffee und vertiefte sich wieder in seine Lektüre. Flocke zog eine Augenbraue hoch. Aber ich gab nicht auf.

    »Eltern müssen sich da anpassen. Sie müssen Fünfjährige anders behandeln als Sechzehnjährige.«
    »Hmmm, ja, Häschen.« Paps sah immer noch nicht von seiner Zeitung auf.
    »Vaterrr—rrr-rrr!«, grollte ich und Florian zuckte zusammen.
    »Oh, guten Morgen Lillykind.« Paps lächelte mich an und ich strahlte zurück. Endlich hatte er mich bemerkt. Jetzt bloß nichts Falsches sagen! »Guten Morgen, Papilein. Du, hör mal, ich will dir mal was sagen.«
    »Hmmm. Ja.« Schon senkte er seinen Blick wieder auf diese verflixte Zeitung.
    »Halt! Stopp! Nicht lesen! Ich will dir doch was sagen.«
    »Na, dann los.« Er faltete die Zeitung zusammen und schenkte sich Kaffee nach. Irgendwie sah er heute fit aus. Frisch rasiert, wacher Blick, kantiges Kinn, Duft nach Rasierwasser. Er lächelte mich auffordernd an.
    »Paps, ich verstehe, dass du sauer warst, als ich mit Tom aufs Sommerfest gegangen bin, ohne dir Bescheid zu sagen. Das tut mir leid.«
    Er nickte ernst und bedächtig mit dem Kopf. »Ich nehme deine Entschuldigung an, Lilia.«
    »Was ich aber nicht verstehe, ist die Sache mit dem Hausarrest. Wenn ich Fehler mache, können wir gern miteinander reden

Weitere Kostenlose Bücher