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Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Titel: Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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rechnete fest damit, dass es auch bei ihr »was Privates« war, das sie beschäftigte. Aber sie dachte nur nach.
    »Eigentlich ist alles okay«, sagte sie irgendwann. »Es ist nur so: Irgendwas stimmt nicht mit Felix. Und ich habe keine Ahnung, was es ist.«
    »Tom sagt das auch«, murmelte ich und Maiken sah mich interessiert an.
    »Echt? Ich dachte schon, es läge an mir.«
    »Nee, das auf keinen Fall. Tom meint, er sei seit dem Unfall anders als vorher.«
    »Hmmm«, überlegte Maiken. »Er spricht nicht darüber. Aber er wirkt gedämpft. Ich habe manchmal das Gefühl, als würde ihn etwas sehr beschäftigen, aber nicht im Haupthirn, sondern irgendwo in einem Hinterstübchen seines Kopfes, zu dem er den Schlüssel verloren hat. Also, ich glaube, er weiß selbst nicht, was los ist. Er kann nicht darüber reden, weil er sein Problem selbst nicht versteht.« Sie hielt inne und überlegte. »Manchmal ist er auch anders. Wie früher. Aber immer nur kurz.«
    »Vielleicht braucht er noch Zeit?«
    »Und Musik«, murmelte sie und steckte noch ein paar Haarsträhnen fest. »So, sieh dich an. Wie findest du dich? Also, ich wette, wenn Tom dich so sieht, dann kriegt er auch Schnappatmung!«
    Sie könnte sogar recht haben.

Felix von Winning
    Klasse 10 b
    Schreibprojekt Geschichte
    Leben und Tod
    Wenn Rilke hundert Jahre später geboren worden wäre, dann hätte er seine Leukämie vielleicht überlebt. Er würde also noch leben. Wenn ich hundert Jahre früher geboren worden wäre, dann wäre ich eher nicht von einem LKW angefahren worden. Aber ich wäre jetzt trotzdem tot, denn ich wäre ja vor hundert Jahren geboren und wer wird schon hundert?
    Was ich damit sagen will: Alles hat seine Vor- und Nachteile und man durchschaut im Leben selten, ob man es gerade mit einem Vorteil oder einem Nachteil zu tun hat. Und ich wette, in hundert Jahren geht euch das auch nicht anders.
    Ich bin dann tot und habe alles hinter mir. Aber ihr habt noch alles vor euch. Auch hier bleibt unklar, ob das ein Vor- oder ein Nachteil ist.
    Mensch, das liest sich ja, als wäre ich bekifft. Bin ich aber nicht. Ich bin nur unendlich müde.
    Seit meinem Unfall stimmt irgendwas nicht mehr mit mir. Ich fühle mich, als würde ich unter einer Art Käseglocke leben. Wind und Sonne erreichen mich nicht mehr, Regen macht mich nicht mehr nass, ich freue mich nicht mehr und ich bin auch nicht mehr traurig. Ich kann mich nicht mal mehr verlieben.
    Meine Mutter meint, ich hätte bei meinem Unfall ein Trauma erlitten und bräuchte vielleicht eine Therapie.
    Meine beste Freundin schrieb mir, ich bräuchte Zeit. Und Musik.
    Ich habe mich für Zeit und Musik entschieden. Denn es stimmt: Wenn ich Gitarre spiele oder singe, dann fühle ich eine Weile Regen und Sonne und Wind. Und ich bin dann auch verliebt. Nur wenn ich aufhöre, ist alles vorbei.
    Zeit also.
    Keine hundert Jahre, bitte.
    Es grüßt
    Felix

Donnerstag, 7. Juli

    Ha! Ich weiß jetzt, warum die Natur die Pubertät erschaffen hat: zum Schutz der Eltern. Jawohl! Wenn Kinder nämlich immer so klein, niedlich, zart und sanft wie Rosalie wären, dann würden Eltern nie, nie, nie darüber hinwegkommen, dass der Nachwuchs irgendwann auszieht und eigene Wege geht. Aber nach ein paar Jahren mit pickligen, übel riechenden, schlecht gelaunten, lauten und unordentlichen Teenagern freuen sich Eltern sogar auf den Abschied. Sie geben es nur nie zu.
    7.00 Uhr  Paps hat meiner Pubertätsthese beim Frühstück nicht direkt zugestimmt. Er hat ihr aber auch nicht widersprochen. Er hat nur gegrinst. Dann faltete er seine Zeitung zusammen und legte sie weg. »Ich habe eine Idee, Lillymädchen. Wir machen uns jetzt schon mal unseren späteren Abschied so richtig leicht!« Er strahlte mich an.
    »Und wie?« Seine auffallend gute Laune machte mich misstrauisch.
    »Wir kaufen dir zusammen einen schönes Kleid für den Abschlussball. Nur wir beide, du und ich, der alte Sack und das pubertäre Monster.«
    »Oooch, Papilein, lieb von dir, aber das musst du nicht. Ich kann mir von Dana ein Kleid ausleihen.«
    »Nix da!« Seine Stimme klang ungewohnt energiegeladen. »Dein erster Ball! Dieses Kleid wirst du aufheben und es eines Tages deinen Töchtern schenken. Komm, Lillymädchen, da müssen wir durch, wir beide!«
    Uff. Aha. Okay, versuchen wir’s. Mal sehen, wie viele von uns die Sache überleben, einer, beide oder keiner. Kann gut sein, dass Paps irgendwann halb vertrocknet und völlig entkräftet in einer Umkleidekabine gefunden

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